13. Südbayrisches US-Car-Treffen: viel Hubraum in Nandlstadt
(Nandlstadt, msk)
Dodge Ram – Lincoln – Mustang – Shelby Mustang – Chevy Camaro – Corvette … wer bei diesen Namen Bluthochdruck bekommt, hat sich hoffentlich am Wochenende nicht das Treffen am Zeilhof bei Nandlstadt entgehen lassen. Am ersten nasskalten Tag noch sehr Ram-lastig besetzt, trauten sich am schönen Samstag noch mal so viele US-Car-Fahrer vor die Tür.
Wer Sinn für Ästhetik hat – elegante Formen, polierter Lack und glitzernder Chrom – dem geht beim Anblick von amerikanischen Vehikeln das Herz auf. Wenn dann das tiefe Blubbern eines V8 Motors ans Ohr dringt und bald drauf ein dicker Straßenkreuzer aus den Siebzigern auf seinen Blattfedern vorbeischaukelt – braucht man da wirklich noch die Woche Schwitzen am Strand? Die sinnigere Alternative sind die zahlreichen US Car- und Oldtimertreffen, die sich auf die sonnigen Monate von April bis Oktober verteilen.
In Nandlstadt riefen ihrerseits die „Boarischen Amifahra“, unter der Leitung von Chris Hudsonbay, vom 1. bis 3. Mai zum Zusammenkommen unter Gleichgesinnten auf. Der MSC Wolnzach sorgte für Location und Verpflegung im elegant-rustikalen Zeilhof. Vom Wetter etwas benachteiligt am ersten Tag tauchten zuerst die hartgesottenen Pick Up Fahrer auf, die dem Matsch auf der Wiese trotzig ihr Profil aufdrückten und ihre Wohnwägen aufstellten. Wegen des Wetters sagten zwar, so Adolf Demmel, zweiter Vorstand des MSC Wolnzach, diverse internationale und deutsche Gäste, die einen weiten Weg gehabt hätten, ab. Dennoch kamen nicht wenige Fahrer zusammen, die die beiden Nächte vor Ort im Wohnwagen verbrachten, um die ganze Veranstaltung mitzunehmen.
Tags drauf trieb die herausblitzende Sonne dann einen ganzen Schwung US Cars vorbei – darunter natürlich viele Cabrios, die jetzt gemütlich an den Rapsfeldern vorbeituckern konnten. Vom fahrenden Wohnzimmer aus den späten Sechzigern und Siebzigern bis zum bulligen Ford Mustang oder Chevy Camaro aus den letzten zehn Jahren war die ganze Palette bedient. Das gemähte Rasenstück reichte am zweiten Tag schon am Vormittag nicht mehr aus, um alle Autos zu parken.
An den beiden Abenden des 13. Südbayrischen US-Cars-Treffen gab es im Stadl die passende musikalische Untermalung und kam man zum Ratschen zusammen. „Wo kommt ihr her? Mit was seid ihr da?“ – so läuft Begrüßung auf einem US Cars Treff. Der ganze Jargon ist hier schon anders. Da wird der Dialekt des Schweizers am Tisch eben verglichen mit „abgefahrenen Bremsscheiben – da werden die Stimmbandl noch benutzt!“. Zeitweilig schaute man auch am lauschigen Lagerfeuer im Tipi vorbei, wo die Stimmung dank (geschmacklich einwandfrei obergärigem) Indianer-Bier entsprechend griabig war. Zum Feuerschein gesellte sich auch die Lightshow der verschiedenen Custom Cars, allen voran „Rosalie the Witch“ – ein Gesamtkunstwerk, in dem schon über 3000 Arbeitsstunden (und eine Zeichnung der Tochter) stecken und das sicher noch nicht fertig ist, „weil dann müssten wir sie ja verkaufen“.
Am Zeilhof wurde wieder deutlich, warum US Cars und Oldtimertreffen so besonders sind. Hier gibt es keine abgesperrte „Szene“, keine Regeln außer denen des Anstands, an die man sich halten muss, keinen Dresscode, keine Begrenzung auf Fahrzeugmodelle oder Baujahr. Wer Freude an den Autos hat, kommt. Wer da ist, spricht mit seinem Banknachbarn. Wer ein Auto bewundert, sagts dem Halter. Respekt und Offenheit sind so selbstverständlich, dass man nicht mal sein Auto zusperren muss – niemand würde sich, ohne zu fragen hineinsetzen, geschweige denn, „Dabber“ auf dem Lack hinterlassen. „Es geht ja um die Leut‘, um die Geselligkeit“. Man kommt ins Gespräch und begegnet sich beim nächsten Event vielleicht wieder – und tobt sich derweil in Garage und Werkstatt aus. Da sind sich auch alle einig: „Man spinnt sich nie aus – im Gegenteil: Die Spinnerei wird immer größer.“
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