Wo bitte geht's nach Bremen?
(Scheyern, rs)Tja, so war es offensichtlich nun einmal früher - jedenfalls in den Märchen: alt, ausrangiert, nicht mehr zu gebrauchen? So die Situation von Esel, Hund, Katze und Hahn, die jeder für sich ihrem Schicksal entkommen und alle gemeinsam Bremer Stadtmusikanten werden wollen. Die Geschichte der Brüder Grimm hat sich die Jugendbühne Scheyern für diese Spielzeit ausgesucht. Am Sonntag war Premiere, es gibt am Christi Himmelfahrts-Wochenende 3 weitere Aufführungen dieser sehr empfehlenswerten Inszenierung.
Die Handlungsstränge der "Bremer Stadtmusikanten" werden geleitet von 3 Vierergruppen: Kathi und Wurzel sowie Bäuerin Hanna und ihre Tochter Franzi, die allesamt für Überleitungen und den roten Faden in der Handlung sorgen; das Räubertrio bestehend aus dem Räuberhauptmann und seinen beiden Gefolgsleuten Schummel und Schwindel, alle drei jedoch unter dem heimlichen Kommando der Räuberbraut Fanny; und zu guter Letzt natürlich die angehenden Stadtmusikanten Esel Eberhard, Hund Hubertus, Katze Karlotta und Hahn Hannibal.
Die Handlung des Stücks ist allseits bekannt, sei daher nur sehr kurz umrissen: die alten Tiere sind ihren Haltern nichts mehr wert, sollen daher getötet werden. Jeder für sich flüchtet vor seinem Schicksal, sie treffen sich zufällig im Wald und beschließen, Stadtmusikanten im fernen Bremen zu werden. Bei einer Rast im Wald treffen sie auf das Räuberquartett, das sich ein Bauernhaus zu eigen gemacht hat. Die verhinderten Stadtmusikanten vertreiben die Räuber und bleiben mit der Bauersfamilie in deren angestammten Heim.
Auch wenn es bei der Generalprobe am Samstagnachmittag noch leichte Hakler in den Texten gegeben hat, so ist das schauspielerische Talent des jungen Ensembles nicht zu übersehen (die diesem Artikel angeschlossene Fotostrecke vermittelt einen ersten Eindruck über die Mimik). Mit Witz und einer ungemeinen Lockerheit auf der Bühne werden die unterschiedlichen Situationen glaubhaft dargestellt; das Publikum wird dabei bei jeder passenden Gelegenheit eingebunden, was für eine Kinderaufführung ungemein passend ist. Selbst eine Gesangseinlage des Räubertrios wird routiniert und zielsicher im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne gebracht.
Was das Schauspielerische angeht, muss sich die Scheyerer Bühne ganz offensichtlich keine Nachwuchssorgen machen (auch wenn man natürlich gerne jeden weiteren Neuzugang begrüßen wird). Einen Grund für die in allen Bereichen positive Resonanz stellt aber auch das Umfeld des Theatervereins dar: gesegnet mit einem Theatersaal, der ganz sicher sämtliche benachbarte Theatervereine vor Neid erblassen lässt; ein Bühnenbild, das wieder einmal das I-Tüpfelchen auf einer rundum gelungenen Vorstellung darstellt; Kostüme, Maske und Requisite, die professioneller nicht sein können. Erfolgreich ist man nur dann, wenn alle Faktoren passen - und bei der Scheyerer Bühne zeigt sich auch bei den "Bremer Stadtmusikanten", dass man sich nicht mit Improvisation zufrieden gibt.
Wer an den verbleibenden Aufführungsterminen noch Zeit findet, während die Herren auf ihrer Vatertagstour sind, dem sei ein Besuch dieses Kindertheaters dringend empfohlen. Egal ob mit Sohn oder Tochter, Enkel oder Enkelin - man kann den Kindern kaum eine größere Freude und Überraschung bereiten.
Scheyerer Bühne präsentiert: "Die Bremer Stadtmusikanten"
Märchen nach den Brüdern Grimm in 2 Akten; Bühnenfassung von Lothar Neumann
Vorstellungen im Theater an der Grundschule:
Sonntag 10.05.2015 / Donnerstag 14.05.2015 / Samstag 16.05.2015 / Sonntag 17.05.2015
Jeweils 15:00 Uhr; Saaleinlass eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
Karten – Vorverkauf bei SPARKASSE Scheyern; Eintrittspreis: € 5,00 - Freie Platzwahl -
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