Ab in den Eiskeller
(Mainburg, rt)
Eingang ins unterirdische Reich.
Angenehme zehn bis zwölf Grad Temperatur herrschen im Eiskeller, der sich in den Mainburger Salvatorberg auf wohl über 100 Meter Länge erstreckt. Der Zugang ist üblicherweise verschlossen und eigentlich darf man dort nicht hinein. Eine seltene Ausnahme gab es am heutigen Nachmittag mit der Mainburger Gästeführerin Claudia Erdenreich, denn die hatte für einen Tag die Schlüsselgewalt.
Das Gebäude, der ehemalige Christlbräu nach dem 30-jährigen Krieg erstmals als "Präu am Berg" urkundlich erwähnt, nahe dem Rathaus, steht fast gänzlich unter Denkmalschutz und ist in Besitz der Stadt Mainburg. Die Bauzeit der darunterliegenden Keller sei unklar, wie Erdenreich erklärte. Denn das städtische Archiv ist zu früheren Zeiten durch verheerende Brände zerstört worden. Die hatten allerdings ihren Ursprung meist in der regen Bierbrautätigkeit. Noch heute erinnert ein Straßenname „Brandstatt“, sozusagen stellvertretend für die vielen Feuersbrünste an diese Zeiten. Anhand der Bauweise und verschiedener anderer Kriterien wisse man jedoch, dass die Eiskeller ungefähr um das Jahr 1620 und später in den Berg getrieben wurden, führte Erdenreich aus. Einige der verwinkelten Kellerräume werden dagegen sogar aus den Jahren vor 1400 datiert.
Steinernen Zeugen des Braubetriebes aus alter Zeit begegnet der Besucher im Eiskeller auf Schritt und Tritt.
Eiskeller dienten wegen der konstant niedrigen Temperaturen der Aufbewahrung gebrauten Bieres bis in die Augustmonate hinein. Auch mit ganzen Blöcken gefrorenen Wassers, daher der Name. Erst mit der Erfindung des Kühlschrankes im Jahr 1860 wurden diese Lagerstätten recht schnell aufgegeben. Ihre Dienste ganz anderer Art taten sie während der Fliegerangriffe auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg, und zwar als Luftschutzbunker. „Noch immer kursierende Gerüchte über Geheimgänge, die hinter den Eiskellern liegen, sind höchst unwahrscheinlich“, so die Gästeführerin mit einem abgeschlossenen Studium der mittelalterlichen Geschichte.
Weitere Eiskeller lägen teils auch hinter Privathäusern, seien aber für eine Besichtigung aus diesem Grund nicht zugänglich. Erdenreich erklärte nebenher, dass im heutigen Bayern erst mit Beginn der sogenannten „Kleinen Eiszeit“ im Mittelalter das Biertrinken immer populärer wurde. Der Grund sei darin zu suchen, dass es hierzulande vorher wärmer gewesen sei, so dass Weinreben besser gediehen und der Hopfen mit der Kälte besser zurechtkam. Die Kleine Eiszeit endete erst Mitte des 19. Jahrhunderts.
Bei den fast zwei Dutzend Gästen der Führung kam der unterirdische Ausflug bestens an. Ob es in nächster Zeit allerdings wieder einen derartigen Exkurs während der Stadtführung geben wird, das konnte Erdenreich nicht versprechen.
Claudia Erdenreich weiß als versierte Gästeführerin der Stadt alles über Mainburgs Geschichte und versteht sich darauf, sie anschaulich und lebendig zu vermitteln.
Hinter diesen Mauern wird ein geheimer Gang vermutet, doch haben sich dafür bislang keinerlei Anhaltspunkte gefunden.
Viel Wissenswertes über die Braukunst vergangener Zeiten gab es im Keller zu erfahren.
Das ist ein Ausschnitt aus dem ältesten Teil der Kelleranlage, die vor dem Jahr 1400 entstanden sein dürfte.
Unter diesem Haus ist was geboten, zumindest unheimliche Kellergänge.
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