Nepal braucht weiterhin Hilfe
(Pfaffenhofen, wk)
Auch wenn die Situation nach den Erdbeben in Nepal nicht mehr die Schlagzeilen beherrscht, so ist weiterhin Hilfe erforderlich. Das ist die Botschaft, die Dr. Volker Stagge mit seinem Vortrag im Rathaussaal bei den zahlreich erschienenen Zuhörern hinterließ. Der Arzt der Ilmtalklinik ging bei seinem Vortrag besonders auf die Situation in der Region um den Ort Dhulikhel ein.
Dhulikhel-Hospital (Foto: Gastroenterology Foundation)
Der Internist Dr. Volker Stagge ist als leitender Oberarzt an der Ilmtalklinik beschäftigt und seit 2013 Mitglied der Ärzte-Organisation „Gastroenterology Foundation“, die von Prof. Meinhard Classen gegründet wurde und die durch Spenden weltweit Endoskopieabteilungen in Krankenhäusern der ärmsten Länder einrichtet und die Kliniken beim Betrieb und bei der Ausbildung des Personals unterstützt. Die bayrische Abteilung der Foundation hat sich auf Nepal konzentriert und Dr. Stagge bereiste das Land bereits zweimal, um das Klinikpersonal in der historischen Stadt Dhulikhel in der Nähe der Hauptstadt Kathmandu bei der Ausbildung und Anwendung der endoskopischen Apparate zu unterstützen. Dadurch entstand ein guter Kontakt, der auch zu Besuchen der Nepalesen in Deutschland führte. Kliniken in Kösching, Pfaffenhofen und Erding waren in der Region die Orte, die von ihnen besucht wurden.
Dr. Stagge unterstrich die gewaltigen Anstrengungen, die die Klinikmitarbeiter des Dhulikhel-Hospitals nach den Erdbeben vom 25. April 2015 meisterten. In allen 9 OP-Sälen wurde durchgehend bis zur Erschöpfung operiert trotz der Angst vor dem Einsturz des Hospitals. Dr. Stagge erzählte von einem Arzt in Kathmandu, der trotz Bebens eine Herzoperation bei Notbeleuchtung weiter durchführte, statt die OP zu beenden, was den Tod des Patienten bedeutet hätte. Es waren gewaltige Anstrengungen, die das Klinikpersonal zu leisten hatte. Allein 1.549 Operationen an 1200 Patienten wurden bis zum 6. Mai im Dhulikhel-Hospital in 12 Tagen durchgeführt, trotz Strom- und Telefonnetzausfall, schwachen Notstromaggregaten, fehlenden Medikamenten, Material und Geld, Wasser- und Platzmangel sowie Verkehrschaos. Neben gut 6.000 Verletzten, die in 5 Wochen kostenlos behandelt wurden (Anm.: in der Ilmtalklinik werden 10.000 Verletzte pro Jahr behandelt), mussten auch die bis zu 700 Familienangehörigen, deren Häuser zerstört waren und die keine Unterkunft hatten, mit Nahrung versorgt werden – sie lagerten vorwiegend auf dem Hospitalgelände oder in den umliegenden Parks, aus Angst vor weiteren Erdstößen. Das konnte nur durch Nahrungsmittelspenden aus der zerstörten Stadt ermöglicht werden, von Menschen, die selbst nichts mehr hatten. Auch konnten die Patienten nicht entlassen werden, da deren Häuser zerstört waren, denn über 80 Prozent waren zerstört und die Straßen durch Erdrutsche verschüttet, so dass der Transport von Verletzten sehr erschwert war. Und die Menschen, deren Häuser noch intakt waren, wurden bei der Entlassung mit Notpaketen versorgt. Auch bei den folgenden Nachbeben wurden Tausende verletzt. Leichte Verletzungen wurden teilweise im Eingangsbereich des Hospitals oder in Zelten behandelt. Von den 18 Außenstationen des Hospitals in der Region waren 10 zerstört oder schwer beschädigt, trotzdem sieht Dr. Stagge die Leistungen seiner nepalesischen Kollegen mit Respekt und Hochachtung: „Die medizinische Versorgung war bewundernswert gut und ist bewundernswert gut gelaufen“.
notwendiger Bedarf
Dr. Stagge selbst war während des Erdbebens nicht in Nepal, sondern zuletzt zur Einweihung des Neubaus der Endoskopie und eines Workshops im November 2014, doch er hält engen Kontakt zu seinen Kollegen in Nepal und ist deshalb über die Entwicklungen vor Ort gut informiert. Als erste Unterstützung hatte die Foundation 100.000 Euro an das Hospital überwiesen – das Geld kam ohne Verlust dort an, obwohl die nepalesische Regierung angeordnet hatte, ab einer bestimmten Höhe die Geldspenden auf Regierungskonten zu überweisen. Die weitere Spende von 100.000 Euro kam vor kurzem ebenfalls direkt beim Hospital an. Dr. Stagge rief zu Spenden auf, die an die Gastroenterology Foundation e.V. bei der HypoVereinsbank München unter dem Stichwort „Nepal-Erdbebenhilfe“ überwiesen werden können: IBAN: DE03 7002 0270 0015 5986 57, BIC: HYVEDEMMXXX
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