Wirtschaftsschule Rohrbach "gestorben"?
(Rohrbach, wk)
Foto: wk-Archiv
Bei der letzten Gemeinderatssitzung in Rohrbach kam die Frage aus der Runde, wie es denn um die geplante Wirtschaftsschule in Rohrbach steht. Stellvertretender Bürgermeister Johann Wolf stellte die Situation aus seiner Sicht dar, die er in der CSU-Kreistagsfraktion gewonnen hatte. Danach sieht es gar nicht so gut aus. Bürgermeister Keck ergänzte, dass es auch räumliche Probleme gäbe.
Johann Wolf (CSU) hat lange Diskussionen in seiner Kreistagsfraktion erlebt mit Pro und vielen Contras. Er sah vier Bedingungen, die erfüllt werden müssten: es müssen genug Schüler vorhanden sein, der Kreistag und der Gemeinderat Rohrbach müssen positiv entscheiden, das staatliche Schulamt muss zustimmen und es müssen ausreichend Räumlichkeiten vorhanden sein. Und die Wirtschaftsschule Ingolstadt habe dabei auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und schon bei der Schülerzahl sah Wolf das Problem, dass Manchinger oder Jetzendorfer Schüler sicher nicht nach Rohrbach fahren würden, sondern eher nach Ingolstadt und München. Auch die Handwerksbetriebe seien nicht angetan von einer Kreis-Wirtschaftsschule, da die Schüler für ihr Gewerbe dann eher verloren seien, denn Wirtschaftsschüler dränge es nicht ins Handwerk. Außerdem sah er, dass die Gemeinde Rohrbach nicht sang- und klanglos zusehe, wie die Mittelschule langsam abgeschafft werde, denn wenn Kinder auf die Wirtschaftsschule abwandern würden und die restlichen Eltern auf Biegen und Brechen versuchen würden, ihre Kinder auf weiterführende Schulen, zumindest auf die Realschule, zu schicken, würde das den langsamen Tod der Mittelschule bedeuten. In der Mittelschule liegt die durchschnittliche Schülerzahl bei 15 bis 17 Schülern, wenn die Klassenstärke weiter absinken würde, wäre die wohnortnahe Schule nicht mehr lebensfähig. Aus dieser Sicht sieht Johann Wolf die Diskussion auf die Jahre 2018/2019 verschoben.
Bürgermeister Peter Keck (SPD) berichtete von einem gemeinsamen Gespräch mit Landrat Martin Wolf (CSU) und der Rohrbacher Schulleiterin während einer Ortsbesichtigung. Dabei stellten sie gemeinsam fest, dass für die Einrichtung einer Wirtschaftsschule im jetzigen Schulgebäude zu wenige Räume vorhanden seien.
Der Vorsitzende der CSU-Kreistagsfraktion, Reinhard Heinrich, sah diese Einschätzung in einem Gespräch ähnlich. Er möchte dem „Pflänzchen“ Mittelschule eine Überlebenschance geben – eine Wirtschaftsschule könnte das Überleben dieser Schulart aber gefährden. Derzeit seien die Mittelschulen überwiegend schon einzügig mit 17 bis 18 Schülern - sollten die Schülerzahlen sinken, könnte eine wohnortnahe Mittelschule nicht mehr überleben, dies sieht er auch konkret für Rohrbach. Bei sinkenden Klassenstärken sah Heinrich auch eine Gefährdung der Schulverbünde zum Beispiel für Hohenkammer, Reichertshofen und Pörnbach mit ihrem M-Zug. Die Mittelschule in seiner Heimatgemeinde Reichertshausen stehe mit derzeit noch zwei Zügen und einer zu 90 Prozent besuchten gebundenen Ganztagsklasse zwar noch gut da, nur kenne man nicht die Zukunft. Bei der sich abzeichnenden demoskopischen Entwicklung im Landkreis mit Zuzügen und steigenden Geburtenzahlen könnten sich vielleicht andere Entwicklungen ergeben, so dass die Politik abwarten und offen bleiben sollte.
Vom Pressesprecher des Landratsamtes, Karl Huber, war zu erfahren, dass sich Kreisausschuss und Kreistag vielleicht noch im Juli mit diesem Thema beschäftigen könnten, die Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Aber wenn eine Wirtschaftsschule in Rohrbach realisiert werden sollte, müssten die beteiligten Gremien und Ämter positive Beschlüsse fassen und auch die Rohrbacher Schule müsste bereit sein, eine Wirtschaftsschule in ihren Räumen aufzunehmen.
Die Idee für eine Wirtschaftsschule in Rohrbach kam von der Kreistagsfraktion der Freien Wähler (FW), die dann in der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen FW und CSU als Programmpunkt festgeschrieben wurde. Nun hat es den Anschein, dass nicht nur die restlichen Fraktionen des Kreistages, die sich bereits sehr früh gegen eine Wirtschaftsschule ausgesprochen hatten, sondern auch die CSU-Fraktion von diesem Punkt, zumindest für die nächsten Jahre, verabschieden wird.
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