Kilian Brock Trio - Kultursommer ganz melodisch
(Pfaffenhofen, rs)Draußen tropische Temperaturen - drinnen ein Jazz-Konzert angekündigt. Das sind eigentlich nicht die besten Voraussetzungen für eine gute Publikumsresonanz. Zum Auftritt des Kilian Brock Trios, das am Donnerstagabend im Rahmen des Pfaffenhofener Kultursommers im Rathaussaal stattfand, kamen aber dennoch über 40 Besucher, die sich von der Qualität der Shooting Stars in der hiesigen Musikszene überzeugen wollten.
Im Vorjahr konnte das Kilian Brock Trio den Landeswettbewerb Bayern "Jugend Jazzt" für sich entscheiden, beim Bundeswettbewerb gewannen sie dieses Jahr den Konzertpreis der Brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. Und last but not least wird Kilian Brock im Herbst den Förderpreis der Stadt Pfaffenhofen in Empfang nehmen dürfen. "Sie erleben heute Abend das Vorabkonzert eines zukünftigen Kulturpreisträgers", kündigte Kulturreferent Peter Feßl den Auftritt der jungen Musiker somit auch an. Jedoch lobte er auch das Publikum, das ebenso eine kulturelle Leistung erbracht habe, indem es trotz der vorherrschenden Temperaturen in den Rathaussaal gekommen und nicht in den Biergarten oder in die Eisdiele abgebogen sei.
Kilian Brock (Piano), Johannes Schauer (Bass) und Felix Wolf (Schlagzeug) wirken trotz ihres jugendlichen Alters und einer anfangs leichten Nervosität von Beginn an sehr routiniert und auch schnell unaufgeregt. Volle Konzentration auf die Musik heißt es bei ihnen; dass sie über die mittlerweile Vielzahl an Konzerten aufeinander eingespielt sind, wird nach den ersten Sequenzen offensichtlich. Kilian Brock steuert seine musikalischen Mitstreiter vom Klavier aus, übernimmt die Moderation und zeichnet für den Großteil der Kompositionen verantwortlich. "Paradiesgarten" heißt ein Stück, "Blauwal" ein anderes, aber "Titel haben keine wirkliche Bedeutung", sie seien eher eine Assoziation der jeweiligen Stimmung.
Was man sich als außenstehender Betrachter fragen mag, ist: Wie kommen diese jungen Künstler ausgerechnet zum Jazz? Gemessen am Durchschnittsalter des Publikums scheint dieses Musikgenre doch wohl eher etwas für die ältere Generation zu sein. Mit den abwechslungsreichen Kompositionen und Arrangements erreichen Brock, Schauer und Wolf es aber, dem Jazz seine Bandbreite zu geben und die Musik auch für Nicht-Jazz-Puristen zugänglich zu machen. Melodische, stimmungsbetonte Passagen wechseln sich - zumeist in den Übergängen von einem zum anderen Stück - ab mit Improvisationen, wobei diese Intermezzi - so erläutert es Brock dem Publikum im Vorfeld - nicht abgestimmt sind, sondern aus der Situation heraus entstehen.
Als "Scandinavian Jazz" hatte Peter Feßl die Stilrichtung des Kilian Brock Trios in seiner Einleitung charakterisiert, früher hätte man es vielleicht auch in die Kategorie des sogenannten ECM Jazz gepackt. Und in der Tat haben die Nordländer eine lange Tradition in den gefühlsbetonten und melodischen Interpretationen, die vielleicht auch gerade Stimmungen wiedergeben, wie sie eben nur in Schweden, Norwegen oder Finnland auftreten. Der Mittsommer mit 24 Stunden Helligkeit versus eine niemals aufgehende Sonne in den Wintermonaten - das beeinflusst Stimmungen und Gemüter zweifellos. Ob und wenn ja inwiefern Kilian Brock in seinen Kompositionen darüber tatsächlich geprägt wurde, das entzieht sich der Erkenntnis des Berichterstatters. Was jedoch den Besuchern des Kultursommer-Konzerts am Donnerstagabend von diesen jungen Musikern geboten wurde, stellte ganz sicher eine Bereicherung der Pfaffenhofener Musikszene dar.
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