Von Rio über die Karibik nach New Orleans und zurück
(Rohrbach, rs)Klassischer New Orleans Jazz trifft südamerikanischen Samba - die Rohrbacher Kulturwerkhalle erinnerte nicht nur wegen der hochsommerlichen Temperaturen an Sonne, Strand und Lebensfreude. Die Creole Clarinets aus Deutschland trafen auf das Trio Perigoso aus Brasilien und Denise Gordon aus der Karibik.
Thomas L'Etienne (Saxophon, Klarinette) kommt eigentlich aus Hamburg, verbringt aber seit Jahren immer wieder längere Zeit in Brasilien, um - wie er sagt - "die brasilianische Musik kennen zu lernen und sie zu verinnerlichen". Als er dabei Dom Oliveira (Cavaquinho, Mandoline) trifft, verbindet die beiden sofort das Ziel, kontinent-übergreifende Musik zu machen. Patrick Angello (7-saitige Gitarre) und Ramon Murcia (Rahmentrommel) stoßen aus dem südamerikanischen Umfeld hinzu, L'Etienne gewinnt Uli Wunner (Saxophon, Klarinette) für das gemeinsame Projekt.
Last but not least war da noch eine gemeinsame Freundin von vielen Festivalauftritten, die dem Männerquintett das I-Tüpfelchen aufsetzen sollte: Denise Gordon ist eine Sängerin, die - so Thomas L'Etienne ironisch - "sogar weiß, wann ein Song zu Ende ist." Denn "über kaum jemanden beschweren sich Musiker eigentlich mehr als über Sängerinnen und Sänger." Nichts lässt er jedoch kommen auf die Sängerin von der Karibikinsel Nevis - und das Konzert ist Beleg dafür, weshalb sie diese Anerkennung verdient.
Gumbo Carioca nennt sich das Projekt der Musiker mit den so unterschiedlichen Werdegängen. "Gumbo" ist eines der beliebtesten und berühmtesten Gerichte der kreolischen New-Orleans-Küche, "Eu sou um Carioca." sagen die Einheimischen, wenn sie ihre Herkunft Rio betonen.
Herausgekommen bei diesem musikalischen Multi-Kulti-Projekt ist eine Stilrichtung, die die klassischen Louisiana-Klänge mit den Samba-Rhythmen Brasiliens verbindet. Der Besucher sieht die Umzüge im French Quarter vor sich, wie sie sich Richtung Copacabana bewegen. "Wir hatten festgestellt: weshalb soll man nicht Django Reinhard als Samba spielen können?" erläutert Thomas l'Etienne eine der Grundideen, die anderswo wahrscheinlich musikalische Weltbilder zum Einsturz gebracht hätten. Bestes Beispiel für das Zusammenwirken unterschiedlicher Stile war am Sonntagabend der gute alte Fats Domino Klassiker "I'm Walking": Rock'n'Roll meets Creole Jazz meets Samba.
War das musikalische Süppchen schon bemerkenswert, das die Incontri-Veranstalter seinen Besuchern vorgesetzt hatte, so wurde es dargeboten von Musikern der allerersten Güte. Thomas L'Etienne und Uli Wunner - die Creole Clarinets - sind die anerkannten Spitzenreiter ihrer Instrumente nicht nur in Deutschland. Wie Dom Oliveira seine Mandoline spielt, Ramon Murcia die Rahmentrommel sich wie ein komplettes Schlagzeug anhören lässt oder Patrick Angello vollkommen ruhig und unaufgeregt die Samba-Töne aus den Saiten seiner Gitarre holt, das ist Virtuosität vom Feinsten. Und dann diese Sängerin: Denise Gordon, ausgestattet mit einer Stimme, die mal sanft und weich die leisen Töne bringt, dann aber voller Inbrunst und Dynamik mit den Rhythmen ihrer karibischen Heimat daher kommt.
"In Rio hat es aktuell gerade einmal 18 Grad", stellte Vorstand Herbert Folger eingangs fest. In Rohrbach waren es auch am Sonntagabend noch mehr als 30 Grad und die neben den Instrumenten beliebtesten Utensilien auf der Bühne waren Wassergläser und Handtücher, aber diese heiße Musik passte zu den heißen Temperaturen wie der Samba zu Rio und die Klarinette zum Mississippi.
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