Plan B für die Kläranlage
(Wolnzach, hr)Wieder einmal wurde das angekündigte Gutachten nicht zum zugesicherten Termin geliefert, sondern vielmehr eine Fristverlängerung beantragt. Ein Umstand, der für den Markt Wolnzach kaum förderlich ist. So präsentierten Bürgermeister und Verwaltung einen Plan B, ganz abseits des gerichtlichen Weges.
„Mit der Kläranlage steht und fällt in Wolnzach auch die bauliche Weiterentwicklung“, so Bürgermeister Jens Machold. Diese ist aber, seitdem bekannt wurde, dass es beim Neubau der Becken zu erheblichen planerischen Fehlern gekommen ist, fast zum Erliegen gekommen. „Wir haben große Schwierigkeiten bei der Ausweisung von neuen Baugebieten“, erklärt Bauamtsleiterin Doris Schneider.
Dass nun aber die neue Anlage schnell ans Netz gehen kann und dieses Problem damit gelöst wäre, davon geht in Wolnzach im Augenblick niemand mehr aus. Im Gegenteil, der Rechtsstreit könnte sich noch über Jahre hinziehen. „So war für uns klar: Wir brauchen eine Alternative“, erklärte Bürgermeister Jens Machold. Intensiv wurde daher seit Mai an möglichen Lösungen gearbeitet, die alte Anlage entsprechen zu ertüchtigen.
„Hierbei gibt es zwei Knackpunkte“ erklärte Jan Kwade seitens der Firma Wipfler. Zum einen kommt es, weil der Belebtschlamm zu leicht ist, bei Regenwetter immer wieder zum Schlammabtrieb in den Vorfluter und damit in die Wolnzach. Zum anderen springt bei Regenwetter die alte Notfallentlastung an und leitet unbehandeltes Mischwasser in den Vorfluter. Zwei Punkte, die auch bisher seitens des Wasserwirtschaftsamtes sehr kritisch gesehen wurden. Insgesamt machte dabei Bürgermeister Jens Machold auch deutlich, dass die wasserrechtliche Erlaubnis für den Betrieb der alten Anlage am 30.06.16 endet und man auch aus diesem Grund zum Handeln gezwungen ist.
Das Ziel ist dabei klar: Die in die Jahre gekommene Kläranlage soll stabil und genehmigungsfähig laufen, ohne das Wasserrecht dabei zu verletzen und auch, was die Reinigungsleistung anbelangt, einen Spielraum für eine weitere Baulandentwicklung zu lassen. Mit einem Paket aus fünf Maßnahmen könnte dies sichergestellt werden, so jedenfalls der Vorschlag, den Wilhelm Wipfler und Jan Kwade dem Wolnzacher Gemeinderat präsentierten.
Als erstes sollen durch eine Untersuchung des Belebtschlamms dessen Eigenschaften festgestellt werden. In der Folge könnte dieser dann über ein geeignetes Fällmittel beschwert werden. Somit würde also kein Belebtschlamm mehr in den Vorfluter gelangen. „Das ist der eine Teil“, so Kwade, mit dem auch schon begonnen wurde. Wie Bürgermeister Jens Machold bestätigte, ist eine entsprechende Probe bereits im Labor und wird untersucht. Der zweite Teil ist das Regenwasser und der Austrag unbehandelten Mischwassers in die Wolnzach. Hierzu schlagen die Planer vor, zum einen eine kontrollierte Drosselung des Mischwasserzuflusses beim Regenüberlaufbecken auf maximal 60 Liter je Sekunde, zum anderen eine Reduzierung des Zulaufs aus dem Pumpwerk Gosseltshausen von derzeit 14 auf 5 Liter je Sekunde und die Installation einer provisorischen Pumpanlage, die das Mischwasser bei Starkregen in eines der drei bestehenden Schlammsilos pumpt. „Mit 1000 m³ wäre dort genügend Platz vorhanden“, so Jan Kwade. Im Anschluss dann könnte dieses Wasser dosiert in die Anlage zurückfließen und gereinigt werden.
Insgesamt verspricht man sich von diesen Maßnahmen einen dauerhaft stabilen Betrieb der alten Anlage, bis die neue ans Netz gehen kann. „Es ist für uns ein Plan B, der mit dem Wasserwirtschaftsamt vorbesprochen ist und der gleichzeitig völlig unabhängig vom derzeitig laufenden gerichtlichen Beweisverfahren ist“, so Bürgermeister Jens Machold. Zwar konnte man dem Gemeinderat noch keine konkreten Kosten vorlegen. „Dies sei in der kürze der Zeit“ – die Nachricht von der Fristverlängerung erreichte die Verwaltung erst am Dienstag - „nicht mehr möglich gewesen“, so Bürgermeister Jens Machold, solle aber dann bei der nächsten Sitzung nachgeholt werden. Eines aber machten die Planer schon jetzt deutlich: Sie gehen davon aus, dass nach der Umsetzung dieser Maßnahmen die Wasserqualität deutlich steigen wird und somit im Gegenzug die Abwasserkosten, die der Markt Wolnzach zu zahlen hat, sinken. Bürgermeister Jens Machold fügte noch an: „Wir werden die dort entstehenden Kosten auch mit in die Klage einbringen.“
Seitens des Gemeinderates gab es für dieses Vorgehen eine breite Zustimmung. „Wir haben gar keine andere Möglichkeit“, so Max Weichenrieder und begrüßte den vorgelegten Plan.
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