Irlstorfer: "Wollen wir dieses Europa in Frage stellen?"

Direkt aus Berlin ist der Bundestagsabgeordnete des Landkreises, Erich Irlstorfer, zu seinem Jahresempfang am Freitagnachmittag eingeflogen. "Ich bin noch nie zu einer Veranstaltung zu spät gekommen, zu der ich selber eingeladen habe", entschuldigte er sich bei den Gästen, jedoch sei jedem klar, was diese außergewöhnliche Situation hervorgerufen habe. Geschätzt 400 Besucher wurden zuvor mit einem abwechslungsreichen Programm im klimatisierten Wittelsbacher Saal des Scheyrer Klosters unterhalten.

Wie abwechslungsreich eine Woche auch in der parlamentarischen Sommerpause ist, das führte MdB Erich Irlstorfer den Anwesenden zu Beginn vor Augen. Immer das Ohr an den Nachrichten aus Brüssel wegen der Griechenland-Finanzen, die Genehmigung zum Bau der 3. Startbahn am Flughafen München des Bundesverwaltungsgerichts zur Kenntnis nehmend, zwischendrin zu einem Sommerfest des Kreisverbands Pfaffenhofen der CSU - das sind nur einige der vollkommen konträren, jedes für sich aber wichtigen Termine und Themenpunkte. Geschockt zeigte sich Irlstorfer vom unerwarteten und plötzlichen Tod seines Bundestagskollegen Philipp Mißfelder; derartige Schicksalsschläge stellen alle anderen Themen hinten an.

Natürlich hätten er und sein Organisationsteam zum Zeitpunkt der Terminfestlegung für den Jahresempfang nicht ahnen können, dass es just an diesem Tag zur Griechenland-Sondersitzung im Bundestag kommen würde. Einen Einblick, was eine solche Sitzung und die damit verbundene Abstimmung bedeutet, zeigen die Zahlen zu den vorbereitenden Informationen: zwischen 800 und 1000 Schriftsücke und Emails waren durchzuarbeiten und zu bewerten, damit der Bundestagsabgeordnete sich seine Meinung zum Thema und damit seinen Entscheid bilden konnte,

Nun, er habe mit "ja" gestimmt, erläuterte ein als überzeugter Europäer auftretender Erich Irlstorfer. Europa und die Europäische Union seien für ihn eine Wertegemeinschaft und eine Friedensgarantie, es gehe für ihn nicht nur um eine Währungsunion, sondern um die Verantwortung für die Menschen. Man dürfe außerdem nicht zulassen, dass die Linken in Europa die Verhandlungshoheit bekämen. Es sei im weiteren Verlauf der Entwicklung unbedingt notwendig, dass die Gegenleistungen Griechenlands nicht nur auf dem Papier stünden, sondern kontrollierbar umgesetzt würden, so Irlstorfer weiter.

Die große Politik hat die Themen des Jahresempfangs eindeutig in den Schatten gestellt. Seine eigentlich Kernkompetenzen umriss Erich Irlstorfer in seiner Rede aber dennoch, weil sie ihm ganz offensichtlich sehr am Herzen liegen. Die gesundheitliche Erstbetreuung neu angekommener Flüchtlinge etwa, denn "wenn bekannt wird, dass nur irgendeiner eine Krankheit eingeschleppt hat, dann besteht eine große Gefahr, dass die Stimmung in unserem Land sehr schnell umschlägt" und darüber der Boden für die rechte Szene bereitet wird. Mehr Informationen auf der Gesundheitskarte zu speichern, das sei im Sinne einer aktuellen und schnellen Information zu Impfungen, Allergien usw. erstrebenswert. Denn: "Wer von Ihnen weiß denn auf Anhieb, wo der Impf- oder Allergieausweis liegen?" Aus Gesprächen mit Krankenhauskräften habe er mitgenommen, dass die Bezahlung nicht das eigentliche Problem sei, das diese Berufsgruppe beschäftige. Eine notorische Unterbesetzung auf den Stationen sowie die offensichtlich immer noch übliche handschriftliche Dokumentation der Krankengeschichten müsse verändert werden. "Wir wollen am Bett arbeiten; wenn wir hätten dokumentieren wollen, wären wir Bürokaufleute geworden."

Umrahmt wurde der Jahresempfang des Bundestagsabgeordneten der Landkreise Pfaffenhofen und Freising sowie der Gemeinden Aresing und Petershausen von einem bunten Unterhaltungsprogramm. Unter der Moderation der Pfaffenhofener Volksfestkönigin Julia Eichinger (Foto links) aus Scheyern gab Hausherr Pater Lukas Wirth einen geschichtlichen Abriss des Hauses Wittelsbacher und damit der Geschichte des Kloster Scheyerns. Er solle so lange reden, bis der Abgeordnete vom Flughafen angekommen sei, so Pater Lukas. Auch wenn er nach eigenem Bekunden sonst nie so lange Vorträge halte, gelang ihm das in freier Rede und mit den gewohnten Pointierungen ausgezeichnet. Die Schweitenkirchener Musikanten und DJ Spacig sorgten für musikalische Intermezzi, Zauberer Killusio demonstrierte in Mafia-Manier, wie Geldwäsche zu einer wundersamen Vermehrung des Kapitals führen kann und dass Lügendetektoren auch nichts anderes als manipulierte Guillotinen sind.