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Die ersten 100 Flüchtlinge in der Notfallunterkunft

(Pfaffenhofen, hr)

Von der Anmietung bis zur Belegung dauerte es keine sieben Tage. Schon am Montag wurde das Pfaffenhofener Landratsamt davon in Kenntnis gesetzt, dass der Notfallplan für den Landkreis aktiviert werden müsse. Am Mittwoch trafen nun die ersten Busse mit 100 Asylsuchenden aus München ein. Bis Ende der Woche soll die Einrichtung voll belegt sein.

„Es ist für uns eine große Herausforderung“, so Landrat Marin Wolf, der sich als einer der ersten ein Bild von der Lage in der Erstaufnahmeeinrichtung machte. Neben zahlreichen ehrenamtlichen Helfern der Caritas und dem Roten Kreuz waren auch rund 30 Mitarbeiter des Landratsamtes vor Ort. „Die Flüchtlinge werden zunächst in einem Erstscreening medizinisch untersucht, dann folgt die Registrierung durch Mitarbeiter des Sozial- und Ausländeramtes“, erklärt Dr. Sonja Schweitzer.

Im Anschluss daran gab es für viele Flüchtlinge wohl die erste warme Mahlzeit seit Wochen. „Mit dem ersten Bus erreichten uns viele Familien aus Syrien“ erklärt Karl Huber. Aber auch Afrikaner und Albaner kamen nach Pfaffenhofen. „Für uns ist dabei jeder Bus eine Wundertüte“, fügt Huber weiter an, denn nähere Auskünfte über die Herkunft erfahren die Helfer auch erst dann, wenn sich die Türen der Busse öffnen. „Es ist wichtig, dass die Menschen erst einmal an- und vor allem zur Ruhe kommen“, so Steven Schwetje, gemeinsam mit sechs Helfern vom Roten Kreuz unterstützte er die drei Ärzte bei der Aufnahme. Ein Tütchen Gummibären aber auch ein Lächeln, das Engagement und die Hilfsbereitschaft gerade der Ehrenamtlichen ist enorm. „Ihnen gilt mein besonderer Dank“, so Landrat Martin Wolf, denn ohne sie wäre diese Herausforderung wohl kaum zu bewältigen.

Es war eben nicht nur ein einfaches Ankommen, sondern schon eine Art der Willkommenskultur, dennoch Winden steckt vielen noch in den Köpfen. „Wir haben natürlich auf dem Gelände rund um die Uhr vier Sicherheitsleute postiert“, so Karl Huber, der weiter anfügte, dass man aktuell von keiner Gefährdungslage ausgehe. Allerdings betonte Landrat Martin Wolf in diesem Zug, dass der Krisenstab sehr eng mit der Kriminalpolizei in Ingolstadt zusammenarbeite und auf eine etwaige Situation schnell reagiert werden könne.

Dass das Thema Asyl natürlich auch eines ist, das landauf landab polarisiert, das ist nicht erst seit dem Brandanschlag in Winden klar, dennoch machte Wolf eines mehr als deutlich: „Radikale sowohl von links als auch von rechts tragen mit ihren Äußerungen nicht zur Lösung des Problems bei!“ Nach dem Brandanschlag, die Kripo arbeitet fieberhaft an der Aufklärung, hat so auf der anderen Seite auch die nicht angekündigte Mahnwache Konsequenzen. „Es handelte sich in diesem Zusammenhang nicht um eine spontane Zusammenkunft“, so Wolf weiter. Die Organisatoren müssen diesbezüglich wohl also auch mit Post vom Pfaffenhofener Landratsamt rechnen.

Wie schwierig die Lage insgesamt ist, das zeigt ein Blick nach München. Täglich treffen dort mehr als 450 Flüchtlinge ein und die beiden Erstaufnahmeeinrichtungen platzen somit aus allen Nähten. „Derzeit ist ein Ende dieser Flüchtlingswelle noch nicht absehbar“, erklärt Dr. Sonja Schweitzer. So rüstet man sich auf der einen Seite nicht nur für die 2. Stufe des Notfallplans, sondern pflichtet Bayerns Ministerpräsidenten bei: „Wir müssen die Verfahren effizienter gestalten“, so der Landrat nicht nur im Hinblick auf diejenigen, die dem Gesetz nach keinen Anspruch haben, sondern auch mit Blick auf die, die hilfesuchend sind.

Neben den 150 Flüchtlingen die in der Festhalle der Trabrennbahn untergebracht sind, kommen pro Woche 14 weitere in den Landkreis. „Damit können wir im Moment ganz gut umgehen“, so Huber, der in diesem Zusammenhang auf die gut funktionierde dezentrale Unterbringung in den Gemeinden verweist. Wie sich die Situation aber 2016 weiterentwickelt, das kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Nur eines ist derzeit schon sicher: Die Anzahl der Flüchtlinge, die Landkreise und kreisfreie Städte bis Ende 2016 aufnehmen müssen, wurde von ein auf zwei Prozent erhöht. Für den Landkreis Pfaffenhofen wären das rund 2500 Asylsuchende.

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