Literatur mal anders
(Pfaffenhofen, hal)Der Jugendbuchautor Jaromir Konecny liest in der Kreisbücherei vor Schulklassen
„Das war ganz anders, als wir es erwartet haben“, so die Reaktion der Schüler des Schyren-Gymnasiums nach der Lesung von Jaromir Konecny in der Kreisbücherei. Statt am Tisch zu sitzen und aus seinen Büchern vorzulesen, plaudert der Jugendbuchautor über Videospiele, erzählt von seiner Jugend, seiner ersten Liebe und zeigt Jongliertricks. Und trägt natürlich Szenen aus seinen Romanen vor.
Sein erster Jugendroman „Doktorspiele“, den er in nur zwei Wochen geschrieben hat, wurde verfilmt und lief im letzten Jahr erfolgreich in den Kinos. Dass seine Bücher teilweise sehr explizit mit den Themen Pubertät und Sexualität umgehen, ist Absicht. Für Konecny kann sexueller Missbrauch nur geschehen, weil diese Themen immer noch tabuisiert sind. Es sind aber zentrale Themen des Erwachsenwerdens und beschäftigen Jugendliche in diesem Alter. Und so spielen seine Geschichten meist um Jugendliche, die sich zum ersten Mal verlieben und dabei oft in peinlich-komische Situationen geraten. Für die Schüler von vier 8. Klassen des Schyren-Gymnasiums und zwei 9. Klassen der Georg-Hipp-Realschule war es jedenfalls überraschend, dass Literatur sich auch so präsentieren kann.
Konecny, der in Prag geboren wurde, kam in den achtziger Jahren nach Deutschland, wo er im Flüchtlingslager in Niederbayern Deutsch lernte, und zwar mit einer Kiste Bastei-Lübbe-Horrorheften. „Die Grammatik konnte ich nach einem Umzug nach Neuperlach wieder vergessen“, witzelte er. Dort verständigen Jugendlichen sich mit Sätzen wie „Gehst du Bolzplatz“ oder „Bist du Facebook“. Solche Sprachspielereien kommen in seinem Roman „Dönerröschen“ vor, in dem ein Jugendlicher nach Neuperlach zieht und sich dort in ein türkisches Mädchen verliebt. In der Geschichte spielt auch der 8-jährige Gangsta-Rapper Emre mit, dessen Text Jaromir Konecny „expressiv vorträgt“.
„Die Jugendlichen sollen Literatur einmal anders erfahren. Der persönliche Kontakt mit einem Autor ist ein ganz besonderes Erlebnis und verändert den Blick auf Literatur“, so Elisabeth Zeidler, Leiterin der Kreisbücherei. Die Kreisbücherei möchte bei der Leseförderung eng mit den Schulen zusammenzuarbeiten. „Wir haben uns sehr gefreut, dass die Lehrkräfte gleich begeistert von der Idee waren und die Aktion mitorganisiert haben“, meinte Zeidler. Die drei Lesungen am 9. und 13. Juli wurden finanziell durch den Verein Bayern liest e.V. gefördert.
„Bei den Lesungen war es uns wichtig, einen Autor einzuladen, der die Sprache und die Interessen vieler Jugendlichen trifft“, so Zeidler weiter. Die Reaktionen der Schüler zeigen, dass das gelungen war: Es wurde viel gelacht und am Ende gab es lautstarken Applaus. Die Jugendlichen hatten auch Fragen an Konecny: „Wie viel verdient man mit der Verfilmung eines Buchs?“, „Wie kommt man zu den Buchtiteln?“ „Wie lange dauert es, um ein Buch zu schreiben?“ „Wird es bald wieder eine Verfilmung geben?“ Einige umringten den Autor auch noch nach der Lesung, ließen sich Bücher signieren und kamen mit ihm ins Gespräch. Konecny weiß offensichtlich mit seiner Zielgruppe umzugehen, frei nach seinem Motto: Mit Jugendlichen kann man alles machen, nur sie nicht langweilen!
In der Kreisbücherei wird es noch weitere Lesungen mit Schulklassen geben. Der Journalist Nikolaus Nützel, der Sachbücher für Jugendliche schreibt und dafür schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen hat, ist für die nächste Lesung eingeladen.
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