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Eine unterdurchschnittliche Ernte erwartet

(Nandlstadt, hr)

Lange waren es nur Einschätzungen, nun wurde auf der alljährlichen Hopfenrundfahrt vom Vizepräsidenten der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Christian Stockinger die aktuelle Ernteschätzung für 2015 bekanntgegeben. 470.000 Zentner Hopfen werden erwartet. Im Vergleich zum Vorjahr Minus von 193.461 Zentnern.

Man muss sagen, die Voraussetzungen für 2015 waren nahe zu optimal. Nach Jahren der niedrigen Preise und dem Rat, Flächen stillzulegen, drehte sich auch aufgrund des immer stärker werdenden Craft-Beer-Booms dieser Trend. Hopfen ist wieder gefragt. Dies führte Deutschland weit zu einer Ausweitung der Fläche um 539 ha (3%) auf jetzt insgesamt 17.900ha. Alleine in der Hallertau selbst wurde auf einem Areal von 444 ha neuer Hopfen eingelegt.

Man könnte sagen alles wäre so gut, ja wenn, wenn nur das Wetter nicht wäre. „Unsere Landwirte mussten nicht nur im Sommer mit vielen Wetterkapriolen zurechtkommen“, so Christian Stockinger. Ein zu milder Winter, gefolgt von einem niederschlagsreichen Frühjahr und am Ende der extremen Trockenheit im Sommer. „Im Juli fiel nicht nur nur ein Viertel der sonst üblichen Niederschlagsmenge, sondern mit 21,2°Celsius lag die durchschnittliche Monatstemperatur sogar um 4,2° Celsius über dem langjährigen Mittel“, führte der Vizepräsident der LFL weiter aus. Eine Trockenheit, die sich auch im August fortsetzte.

Aufgrund dieser extremen Witterungsbedingungen rechnet man also – so die offiziellen Zahlen - mit nur 470.000 Zentnern Hopfen. „Es ist davon auszugehen, dass viele Hopfenpflanzer so auch ihre Lieferverträge nicht vollständig erfüllen können“, erklärt Dr. Johann Pichlmaier, der in seinem Statement Parallelen nicht nur zu 2003 sondern auch zu 1994 zog. Auch damals litt man unter einer ähnlichen Trockenheit. Man braucht deswegen auch kein Hellseher sein, wenn man am Ende sagt: 2015 wird bei vielen als ein Verlustjahr erweisen. Ein Schrei nach staatlichen Hilfen war das aber nicht.

„Dieses Jahr wird keine Ausnahme bleiben. Deshalb müssen wir uns in die Lage versetzen, solche Jahre zu überstehen ohne gleich um staatliche Ausgleichszahlungen betteln zu müssen“, so Pichlmaier weiter. Eine klare Ansage, die sich aber doch an die Herren der hohen Politik richtete, denn seit vielen Jahren kämpft der Bauernverband für eine steuerfreie Rücklage um eben diese Risiken im Ernstfall abfedern zu können, bislang aber ohne Erfolg. Gerade aber dieses extreme Jahr macht deutlich wie sinnvoll eine solche Regelung wäre.

Neben dieser Forderung an die Politik stellen sich in diesem Jahr aber auch noch einige weiter. So werden zwar in der gesamten Hallertau derzeit 3.500 ha Hopfen bewässert. Auch die Erzeugergemeinschaft hat dieses Projekt mit rund 6 Millionen Euro unterstützt, dennoch ist man vor allem in Sachen Brunnenbohrung immer wieder an die Grenzen gestoßen. So kam auch die Bitte an die Landespolitik dieses Projekt ähnlich wie auch das Hopfenforschungszentrum zu unterstützen.

„Die Hopfenforschung ist das Fundament für unsere Wettbewerbsfähigkeit, deshalb darf an ihr auch nicht gerüttelt werden“, so Pichlmaier. Dies brachte auch der bayerische Landtag in diesem Jahr zum Ausdruck als er sich zu Hüll bekannte. Dort werden die Weichen für die Zukunft gestellt, nicht nur was die Züchtung neuer Sorten, sondern auch was die Technik anbelangt. Pflanzenschutz ist dabei natürlich eines der zentralen Themen. Eine neue sensorgesteuerte Spritze soll hier helfen bis zu 60% des Pflanzenschutzmittels zu sparen. „Die Sensoren erkennen den Aufleitdrath und erlauben so einen sehr zielgenauen Einsatz der Spritzmittel“, erklärt Stefan Fuß die neue Technik.

Ein Ausblick der durchaus positiv stimmt, dass man auch in den kommenden Jahren von der Hallertau aus die positiven Zeichen auf dem Weltmarkt setzen kann. Für dieses Jahr bar zeichnet auch Peter Hintermeier seitens des Hopfenwirtschaftsverbandes kein gutes Bild. „Die zu erwartende niedrige Produktionsmenge wird wohl auch das vierte Jahr in Folge zu einem rechnerischen Versorgungsdefizit an Alphasäure auf dem internationalen Hopfenmarkt führen.“ Besonders trifft dies auf den Aromahopfen zu. Hier ist davon auszugehen, dass Vertragsunterlieferungen aufgrund der fehlenden Spotmengen nicht ausgeglichen werden können. Im Hochalphabereich sieht Hintermeier diese Situation nicht ganz so dramatisch. Hier könnten am Ende fehlende Erntemenge in diesem Jahr zu einer Entlastung beitragen. Insgesamt betonte aber auch er, dass zuallererst die Bauern von dieser unterdurchschnittlichen Ernte betroffen sind. „Ihre harte, auf Qualität fokussierte Arbeit wird in diesem Jahr von der Natur nicht belohnt.“ Wie die Ernte am Ende tatsächlich ausgehen wird, das wagt man heuer kaum zu sagen, denn immer noch herrscht in der Hallertau Hochsommer. In ein paar Wochen wird man hier mehr wissen.

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