Wie gestaltet Scheyern einen neuen Ortsmittelpunkt?
(Scheyern, rs)Gut 100 Scheyrer Bürgerinnen und Bürger folgten am Montagabend der Einladung von Gemeinde, Gemeinderat und Bürgermeister, sich über den Planungsstand und weiterführende Gedankengänge bezüglich der Um-/Neugestaltung der Ortsmitte Scheyern zu informieren. Dabei zeigten sich die Verantwortlichen auch offen für Ideen und Anregungen zu Verwendung und späterer Nutzung des Areals um die ehemalige Waldbauernschule.
Im Januar 2006 hat die Gemeinde Scheyern die damalige Waldbauernschule vom Freistaat Bayern erworben, das denkmalgeschützte Hauptgebäude, die Nebengebäude sowie ein ca. 3000 qm großes Grundstück. "Die Zeit drängt", mahnte Bürgermeister Manfred Sterz (FW) in seiner Einleitung, darauf verweisend, dass gemäß der notariellen Verbriefung 2016 die Frist einer Vermietung der Räumlichkeiten ende und die Gemeinde ein Nutzungskonzept mit dem Schwerpunkt eines "öffentlichen Gemeinbedarfs" vorlegen müsse. Anderenfalls greife ein vertraglich festgeschriebenes Wiederkaufsrecht des Freistaates, sollten die Immobilien höherwertiger und insbesondere kommerziell genutzt werden.
Die Gemeinde und ihre Ratsmitglieder haben in den vergangenen Monaten gemeinsam mit dem Architekturbüro Dömges aus Regensburg eine Bestandsaufnahme zur vertraglichen Situation des Areals Waldbauernschule, der Bausubstanz der Gebäude sowie der in Frage kommenden Verwendungsmöglichkeiten gemacht. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse galt es jetzt in dieser Auftaktveranstaltung, den zahlreichen Interessierten vorzustellen und die Bürgerschaft aufzufordern, ihrerseits Ideen und Vorschläge einzubringen. Scheyern habe die einmalige Möglichkeit, seine Ortsmitte zu gestalten, so Sterz weiter; dabei seien alle Anregungen willkommen und würden entsprechend bewertet.
Aus verschiedenen Gesprächen mit Vertretern der Denkmalpflege und freistaatlichen Behörden sowie der gemeindlichen Zielsetzung gilt es, folgende Prämissen bei sämtlichen Planungsdiskussionen zu setzen:
- das denkmalgeschützte Gebäude ist unbedingt zu erhalten
- der Bereich der Waldbauernschule nimmt die zentrale Schlüsselposition für die künftige Ortsentwicklung ein
- [die Neugestaltung bietet] enorme Potentiale zu einer Stärkung und zur Attraktivitätssteigerung des Ortskerns
Daneben seien eine "bessere räumliche Verknüpfung des Klosters mit der Ortsmitte" sowie die "Aufwertung der öffentlichen Straßenräume und Freiflächen" zu berücksichtigen.
Einen guten baulichen Zustand der Gebäudehülle der Waldbauernschule bescheinigten die Architekten Monika Seywald und Peter Wismath (Foto rechts neben Bürgermeister Sterz) dem Gebäude nach einer ersten Einschätzung. Es gäbe zwar Schäden an Bodenbelägen und im Putz, die Ursache für die an der Nordfassade aufsteigende Feuchtigkeit müsse noch ermittelt werden und die elektrischen Leitungen sowie der Brandschutz entsprächen nicht mehr den heutigen Anforderungen an Leistung und Sicherheit. Jedoch gäbe es in jedem Fall Fördermöglichkeiten staatlicher Stellen bei einer möglichen Instandsetzung. Der neuere - nicht denkmalgeschützte - Anbau dürfe grundsätzlich abgerissen werden und könnte einem Neubau weichen, wobei das Baudenkmal aber dominant bleiben müsse.
Wie aber könnten die Liegenschaften rund um die ehemalige Waldbauernschule - und frühere Gastwirtschaft - genutzt und in den Ort integriert werden? Der Gemeinderat hatte sich zur Diskussion möglicher Alternativen bereits im April diesen Jahres zu einem Seminar zusammen gefunden. Die daraus hervorgegangenen Ziele und Anregungen sind:
- Zentralisierung Kindergarten / Kinderkrippe (Ansiedlung im Bereich des jetzigen Anbaus der Waldbauernschule)
- Einzug des Rathauses in das historische Gebäude (mit Bürgerbüro etc.)
- Belebende Zusatznutzungen z.B. Kulturräume für Veranstaltungen und Bürgerprojekte, Verlagerung Bibliothek, Treffpunkt Café / Eisdiele
- Verbesserung der Verbindung vom Ortszentrum zum Schyrenplatz (Überplanung Kirchenweg)
Nach der Vorstellung der Ist-Analysen, der Sachverhalte und der ersten Überlegungen hatten die Scheyrer Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Vorschläge einzubringen. Von der Frage, ob es in der Gemeinde noch einen weiteren Kindergarten brauche, über den Hinweis, dass viele der insgesamt 39 ortsansässigen Vereine sehnlichst ein Heim für ihre Treffen suchen würden bis hin zu einem möglichen Umzug der Bücherei wurden die unterschiedlichen Interessen eingebracht. Die 3. Bürgermeisterin Alice Köstler-Hösl regte an, zunächst zu sammeln und dann zu planen, was angesichts der vielschichtigen Vorschläge ganz sicher angebracht schien. Brigitte Moser machte noch einmal jedem im Saal der Klosterschenke deutlich, wie es aktuell eigentlich um Scheyern steht: es gäbe nämlich nicht wirklich eine gewachsene Ortsmitte; der Innenhof des Klosters, der Prielhof, das ehemalige Kasernengelände, die Mariensäule mit Maibaum - die Treffpunkte sind nun einmal verteilt im Ort.
"Wir werden - egal mit welcher Lösung - keine 100%ige Zustimmung bei allen Bürgern erzielen können", schätzte Manfred Sterz die Situation zum Ende der Diskussion wahrscheinlich sehr realistisch ein. Aber über die Bürgerbeteiligung wolle man die Mehrheit hinter sich wissen und deren Vorschläge wo immer sinnvoll und möglich in die Bewertung einfließen lassen. Zum Thema "Neugestaltung der Ortsmitte Scheyern" wird es in der näheren Zukunft sicher noch den einen oder anderen Bürgerdialog geben; es bleibt abzuwarten, welche Planungen letztendlich die Akzeptanz finden und ob und wie diese in der Folge auch umgesetzt werden können.
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