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An der Grenze der Belastbarkeit

(Pfaffenhofen, hr)

Die Blicke sagten am Ende alles, als nach der Tagung der oberbayerischen Landräte, Thomas Karmasin,Landrat von Fürstenfeldbruck und Bezirksvorsitzender der Oberbayerischen Landräte, Regierungspräsident Christoph Hillenbrand, Dr. Maria Wellan, Geschäftsführerin des bayerischen Landkreistages und Landrat Martin Wolf vor die Presse traten. Ein Thema stand dabei im Zentrum der Diskussionen: die Asylpolitik.

„Wir sind in Oberbayern ganz besonders stark betroffen“, erklärt Thomas Karmasin und verweist dabei nicht nur auf den enormen Flüchtlingsstrom der letzten Tage. Rund 70.000 Flüchtlinge kamen in den letzten 14 Tagen in den Erstaufnahmeeinrichtungen in München an. „Für die Einführung der Grenzkontrollen sind wir sehr dankbar“, so Karmasin weiter. Allerdings war man sich auch darüber einig, dass dies das Problem in keinem Fall lösen, sondern nur drosseln wird.

Vor welchen Problemen man tatsächlich steht, das machte Regierungspräsident Christoph Hillenbrand deutlich. „Wir haben derzeit in Oberbayern 34.600 Asylbewerber aufgenommen. Bei einer Million an Flüchtlingen bräuchten wir zusätzlich 36.000 Plätze.“ Eine Zahl, die die Probleme verdeutlicht, vor der man derzeit schon steht. „Wir müssen alles nutzen, was uns als Unterbringung zur Verfügung steht!“, so Hillenbrand weiter. Freistehende Gewerbehallen, Thermozelte und auch Turnhallen, Tabus gibt es in der jetzigen Diskussion nicht mehr. Für den Landkreis Pfaffenhofen bestätigte Landrat Martin Wolf, dass wohl in Kürze eine Turnhalle genutzt werden muss. In Fürstenfeldbruck werden derzeit auch schon Tiefgaragen in Erwägung gezogen und entsprechend geprüft.

v.l. Thomas Karmasin, Landrat und Fürstenfeldbruck und Bezirksvorsitzender der Landräte von Oberbayern, Christoph Hillenbrand Regierungspräsident von Oberbayern, Dr. Maria Wellan, Geschäftsführerin des bayerischen Landkreistages und Martin Wolf Landrat von Pfaffenhofen

Neben Wohnraum brauchen die Landratsämter, und das machten alle deutlich, mehr und vor allem qualifiziertes Personal, um die Herausforderungen bewältigen zu können. Dabei macht Thomas Karmasin klar: „Wir sind jetzt an der Grenze der Belastbarkeit angelangt. So richten sich die Augen auch nach Berlin. „Wir brauchen vor allem eine Perspektive“, fügte er weiter an. Damit ist nun aber vor allem Berlin gefordert. Die Bundespolitiker müssen auch hier Antworten auf die wohl drängendste Frage finden: wie viele Flüchtlinge kann Deutschland aufnehmen. Dabei geht es nicht darum, dass man hilft, diese steht außer Frage, sondern einfach um die Tatsache, dass auch ein wirtschaftsstarkes Land nicht alles bewältigen kann.

Derzeit spricht man auch nur über das eine Problem, wie kann man die Flüchtlinge möglichst schnell und menschenwürdig unterbringen und auch betreuen, dass aber die Flüchtlingswelle auch weitere Herausforderungen nach sich zieht, das wird derzeit kaum beachtet. „Wir brauchen Wohnraum“, so Christoph Hillenbrand. Insgesamt ist bei den aktuellen Zahlen davon auszugehen dass alleine in Oberbayern eine Stadt in der Größe von Ingolstadt auf Wohnungssuche ist. So stellt sich auch hier die Frage, wie dies alles in so kurzer Zeit bewältigt werden kann.

„Grundsätzlich ist die Stimmung draußen bei den Bürgern noch positiv“, so Landrat Thomas Karmasin und auch Landrat Martin Wolf konnte dies bestätigen. Dennoch machten beide auch deutlich, dass man nun Antworten auf die Fragen der Bevölkerung brauche. „Wenn diese Fragen noch lange unbeantwortet bleiben, dann wird das zu Unsicherheit führen.“ Und die dürfte auch mit den Aussagen, dass in den kommenden Wochen und Monaten alles genutzt werden müsse ein Stück größer werden. „

Derzeit sind im Landkreis rund 1000 Asylbewerber untergebracht mit weiteren 1000 ist zu rechnen. „Bislang haben wir mit der dezentralen Unterbringung den Ansturm bewältigen können, allerdings müssen wir aufgrund der Lage über größere Einheiten nachdenken“, erklärte Landrat Martin Wolf. Im Fokus stehen nun also auch in Pfaffenhofen Turn- und Gewerbehallen. „Wir müssen jetzt alles nutzen“, so Wolf weiter. Auch die Trabrennbahn ist in diesem Sinne weiter im Gespräch.

Erst vor Kurzem wurde dort im Rahmen des Notfallplans eine Erstaufnahmeeinrichtung für 150 Personen geschaffen. Gedacht war sie nur zur Überbrückung der Engpässe in den Zentraleinrichtungen in München, mittlerweile denkt man aber auch dort über eine langfristige Lösung nach. Wie es in Sachen Asylpolitik weitergehen wird, das werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Eines aber machten alle deutlich: „Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht!“

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