Kein Barthelmarkt ohne Vieh
(Manching, rt)Manchings Bürgermeister Herbert Nerb.
Die Abschaffung des traditionellen Pferde- und Viehmarkts auf dem Barthelmarkt von Oberstimm fordert Melanie Lemle seit einigen Tagen mit einer Online-Petition. Diese hat bis am heutigen Mittwochabend bereits die Zweitausender-Marke geknackt. Manchings Bürgermeister Herbert Nerb (FW), an den sich das Gesuch richtet, hält davon allerdings nichts und räumt der Petentin auch keine großen Chancen ein.
Lemle tritt „im Namen aller Tierfreunde“ auf und fordert wegen "unwürdiger Zustände" für die Tiere, den Pferde- und Viehmarkt gänzlich abzuschaffen. Mit ihr dieser Meinung waren bis zum heutigen Abend genau 2010 Unterstützer (https://www.change.org). „Er ist nicht mehr zeitgemäß“, so Lemle an die Adresse des Manchinger Rathauschefs. „Ich bitte Sie inständig, das Leid der Tiere zu beenden und diese ‚Attraktion’ durch eine zu ersetzen, bei der keine Tiere zu Schaden kommen, da die Tiere nicht nur psychisch, sondern auch physisch zu Grunde gehen!“ Lemle appelliert zum Ende ihrer Ausführungen: „Bitte geben Sie dem Tierwohl gegenüber der Tradition und Attraktion auf dem Barthelmarkt den Vorzug!“ Zuvor aber klagt sie noch den Verkauf von Tieren an Betrunkene an, und verweist an einen entsprechenden Vorfall mit einem Schaf beim vergangenen Barthelmarkt. Zudem seien dort wieder Hundewelpen und sogar ein Lama angeboten worden.
Ohnehin unzureichende gesetzliche Bestimmungen würden nicht eingehalten, die Tiere müssten stundenlang teils bei brütender Hitze und tosendem Lärm herumstehen; dies sei die traurige Realität, der Tiere jedoch unwürdig.
Tradition soll leben
Nerb räumt auf Nachfrage unserer Zeitung zwar gewisse Mängel ein, doch für das Anliegen der 27-Jährigen, den Pferde- und Viehmarkts gänzlich zu eliminieren, sieht er keinerlei Grundlage: „Ich finde eine Online-Petition in Ordnung, wenn man dabei fair bleibt in den Aussagen und in einer für alle verträglichen Forderung.“ Unter Hinweis auf eine jahrhundertelange Tratdition verteidigt Nerb das Volksfest: „Der Grundgedanke des Barthelmarktes war ja der Viehhandel mit einem anhängenden Fest; das Zusammenspiel von Tradition und Moderne ist das Besondere am Barthelmarkt und macht ihn jedes Jahr zu einem Anziehungspunkt. Wenn ich den wegfallen ließe wäre die Tradition gestorben. Das will ich nicht.“ Und mit verträglichen Kompromissen für alle, solle das auch so bleiben.
Nicht erwünscht seien jedoch Kleintiere auf dem Markt, „dafür ist die Zoohandlung da!“ Der aktuelle Fall mit dem Schaf hätte, so der Marktbürgermeister, eigentlich nicht passieren dürfen, „denn seit dem vergangenen Jahr dürfen Schafe oder Ziegen, wenn sie am Morgen gekauft wurden, erst beim Heimgang des Käufers mitgenommen werden, sofern er nicht alkoholisiert ist." Im betreffenden Marktausschuss werde man deshalb speziell über die Sache mit dem Schaf beziehungsweise über das Anbieten von Tieren in Schafsgröße grundsätzlich sprechen und dann gegebenenfalls mit der Angelegenheit auch in den Marktgemeinderat gehen. Es gebe jedoch bereits seit langem Kontrollen am Eingang zum Pferde- und Viehmarkt durch Vertreter des Veterinäramtes und zwei Mitgliedern des Marktgemeinderates. „Natürlich kann es auch dennoch immer wieder einmal vorkommen, dass beispielsweise Hundewelpen eingeschmuggelt werden, wie dies angeblich der Fall war.“ Dagegen würde man vorgehen. „Außerdem überwachen die Veterinäre auch, dass den Tieren kein Schaden wie etwa durch große Hitze entsteht.“
Auch zum von verschiedenster Seite immer wieder angeführten Vorwurf, dass der Pferde- und Viehmarkt doch eigentlich schon nicht mehr existierte, würde man ihn seitens der Marktgemeinde nicht bereits seit einiger Zeit unterstützen, positioniert sich Nerb eindeutig: „Es stimmt, dass die Marktgemeinde den Pferde- und Viehausstellern eine gewisse Aufwandsentschädigung zahlt, denn der Verkauf spielt tatsächlich seit einiger Zeit kaum noch eine Rolle.“ Die Marktgemeinde unterstütze die Pferdebesitzer für ihren hohen Aufwand der etwa durch den Antransport von weiter her oder die Vorbereitung der Tiere mit Geschirr entstehe. Man wolle so zur Erhaltung dieses seit Jahrhunderten gewachsenen Marktes beitragen. „Viele kulturelle oder sportliche Veranstaltungen werden ja ebenfalls gesponsert, da diese sonst nicht tragbar wären“ argumentiert Nerb.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand aus dem Gemeinderat sich grundsätzlich gegen den Pferde- und Viehmarkt ausspricht“ sagt der Bürgermeister im Hinblick darauf, die Thematik vermutlich schon in der kommenden Gemeinderatssitzung zur Sprache zu bringen. Die Tradition solle aufrechterhalten werden. „Worüber wir uns als Kinder freuen durften, das sollen auch unsere Kinder und Enkel erleben dürfen.“
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