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Gutachten verzögert sich erneut

(Wolnzach, hr)


Ein Blick über das alte Becken auf die neue Anlage

Eigentlich hätte die neue Kläranlage längstens in Betrieb sein sollen, doch die ist bekanntermaßen ein Sanierungsfall und damit auch Gegenstand eines gerichtlichen Beweisverfahrens. Dass man nun schon seit längerem in der Marktverwaltung auf das Gutachten, das letztlich über die Sanierung oder den Abbruch entscheiden soll, wartet, ist kein Geheimnis. Erst in der Julisitzung des Gemeinderates musste Bürgermeister Jens Machold die Räte davon in Kenntnis setzen, dass die Expertise nicht wie geplant zum Monatsende, sondern erst Ende August eintreffen sollte.

Eine Aussage, der man schon damals wenig Glauben schenkte. Und diese Zweifel haben sich nun auch bestätigt. Wie Rechtsanwalt Thomas Berreth der Gemeinde in einem Schreiben mitteilte, ist nicht vor Ende Oktober mit dem Gutachten zu rechnen. In dem Schreiben heißt es: „Neben der Urlaubsabwesenheit der einzelnen Sachverständigen ist der Hauptgrund für die verspätete Fertigstellung, dass ein Beirat des gerichtlichen Sachverständigen seinen Teil der Begutachtung nicht fristgerecht fertiggestellt hat.“

„Wir sind es leid, von Monat zu Monat vertröstet zu werden“, kommentierte Bürgermeister Jens Machold die sehr volatile Terminierung des Gutachtens. Mit Nachdruck wird so auch derzeit am „Plan B“ - der vorübergehenden Ertüchtigung der alten Kläranlage – gearbeitet. „Dies ist vor allem deswegen notwendig, weil der Wasserrechtsbescheid für diese Anlage bis zum 30. Juni 2016 befristet ist. „Wir sind hier auch zum Handeln gezwungen“, erklärt Bauamtsleiterin Doris Schneider, machte aber im gleichen Zuge deutlich, dass man dadurch auch wieder ein Stück weit handlungsfähiger wird.

Es ist aber auch ein klares Signal an die Prozessbeteiligten. Denn eines machte Bürgermeister Jens Machold mehr als deutlich, die Kosten – man geht von Investitionen von rund 320.000 € aus – werden als Mangelschaden ebenfalls geltend gemacht. „Wir gehen schon davon aus, dass die schon auch aufmerksam werden“, so der Rathauschef. Gleichwohl hat die Ertüchtigung der alten Anlage für den Markt einen weiteren Vorteil: Man gewinnt Zeit und verlagert in einem gewissen Sinne den Druck. „Wir sind am Ende nicht gezwungen einen schnellen Vergleich zu schließen“, so Machold.

Dass nun der Plan B greift, das bestätigte auch Jan Kwade seitens der Firma Wipfler. „Wir haben ein entsprechendes Gutachten, das uns auf diesem Weg bestärkt“, führt er aus. So sollen nun also schon in den kommenden Wochen die entsprechenden Maßnahmen in die Wege geleitet werden. Hierbei handelt es sich zum einen um eine technische Ertüchtigung. So soll der Mischwasserzufluss beim Regenüberlaufbecken auf 60 l/s gedrosselt und gleichzeitig auf dem Gelände eine Möglichkeit geschaffen werden, das Mischwasser zwischenzuspeichern und dann dosiert in die Anlage zu leiten.

Zu diesen technischen Maßnahmen muss man aber auch dafür Sorge tragen, dass es zu keinem weiteren Schlammabtrieb in die Wolnzach kommt. Auch hierzu ist man schon einen guten Schritt weiter. Musste der Schlamm im Juli erst noch genau untersucht werden, liegen nun die Ergebnisse vor. So soll nun entsprechend der Ergebnisse das Milieu für die Bakterien entsprechend verändert werden. „Wir werden die Belebtschlammkonzentration im Becken reduzieren“, so Kwade. Ziel ist es dadurch auch gewisse Bakterien, wie Mircothrix parvicell und Nostocoida limicola II, aus dem System zu nehmen und Bedingungen zu schaffen, unter denen die Anlage sicher betrieben werden kann. „Dazu gehört auch die Verbesserung der Belüftung und der Einsatz von Fällmitteln“, führt der Experte weiter aus und machte dabei aber eines ganz deutlich: „Es handelt sich hier um 'intensivmedizinische' Maßnahmen für einen Patient, der eigentlich schon vom Netz hätte gehen sollen!“

Wie wichtig aber nun gerade die Ertüchtigung der alten Anlage ist, das zeigt nicht nur das sich immer wieder verschiebende Gutachten, sondern eben auch der zum 30.06.16 auslaufende Wasserrechtsbescheid. „Die angesprochenen Maßnahmen sollen noch in diesem Herbst realisiert werden“, erklärt Bürgermeister Jens Machold und fügte an, dass der Markt in diesem Zusammenhang auch in Vorleistung gehen werde. Die entsprechenden Beschlüsse seien bereits gefasst, damit spielte er vor allem auf die Finanzierung über die Bayerngrund an. Schon im kommenden Frühjahr soll dann der Testbetrieb starten. „Für uns ist dieser Plan sehr wichtig, dann wie es vor Gericht weitergehen wird, das können wir derzeit nicht sagen“, so Machold. Eines aber machte er deutlich: Anwalt Thomas Berreth soll nun auch auf dem Rechtsweg entsprechend Druck machen.

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