Das ganze Aroma der Hallertau in einem Sud
(Wolnzach, hr)Maria Felsl und Gerhard Stanglmayr beim Brauen
Direkt im Herzen der Hallertau – etwas versteckt – gibt es eine kleine Brauerei. Seit 1998 braut dort Gerhardt Stanglmayr seinen „Lamplbräu“ und setzt dabei vor allem auf traditionelle Handwerkskunst. Für ihn ist das Bierbrauen nicht nur ein Beruf, sondern vielmehr eine Berufung. So entstehen in seinem Sudkessel auch ganz besondere Biere auch mit Grünhopfen.
Schon von Weitem steigt der Duft aus dem kleinen Sudkessel und die Würze beginnt so langsam zu kochen. „Wir sind jetzt kurz vor der ersten Hopfengabe“, erläutert der Braumeister. Normalerweise würde man nun erwarten, das Braupellets hinzugeben werden, doch Gerhard Stanglmayer und Maria Felsl zupften die noch frischen, nicht getrockneten Dolden direkt in den Sudkessel. „Ein herrliches Aroma!“, so Maria Felsl. Es wird ein ganz besonderes Bier werden, so viel steht schon beim Kochen fest. „Der Hopfen ist wirklich einzigartig“, erklärt Stanglmayr. Ein Zuchtstamm, noch ohne eigenen Namen, dafür aber mit einer schönen Cassisnote - im Forschungsinstitut in Hüll wird diesem Bier sein Aroma geben.
„Für 100 Liter Bier verwenden wir 500 Gramm Rohhopfen“, führt der Braumeister aus. Dass der Hopfen direkt von der Rebe in den Sudkessel wandert, das ist heute ein seltenes Phänomen. „Es ist auch nicht schwieriger mit Dolden ein gutes Bier zu brauen als mit Pellets“, so Stanglmayr weiter. Einzig die Arbeitsweise ist eine andere. Ob nun im kleinen Maßstab oder in seinem großen Sudkessel, für ihn geht nichts über erntefrischen Hopfen. „Es ist doch die schönste Jahreszeit, wenn in der Hallertau dieser herrliche Duft des Hopfens in der Luft liegt und genau dieses Aroma versuchen wir in einem Grünhopfensud einzufangen“, fügt Maria Felsl an.
Natürlich ist die Verarbeitung aufwendiger, denn die Dolden müssen nach dem Kochvorgang wieder aus der Würze abgeschöpft werden. Im Whirlpool, so wie man es im Brauvorgang mit Pellets macht, funktioniert dies nicht. „Der Rohhopfen würde die Leitungen verstopfen“, erklärt Stanglmayr. Doch sein Erfindergeist kennt was das Brauen betrifft keine Grenzen. Aus zwei gewöhnlichen Haushaltssieben hat sich der Braumeister eine Vorrichtung gebaut, um auch im großen Stil mit Rohhopfen brauen zu können. „Brauen ist nicht nur ein Handwerk, es ist eine Kunst“, und dabei gerät er auch ein Stück weit ins Schwärmen. Und gerade vor diesem Hintergrund gibt es für ihn nichts Besseres als den erntefrischen Hopfen direkt vom Feld.
Wie nun sein Grünhopfensud in diesem Jahr schmecken wird, das wird man in rund vier Wochen erleben können, aber eines kann man schon jetzt sagen: Das Aroma aus dem Sudkessel ist bereits unnachahmlich.
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