Premiere - Opfer – Täter Denk! Mal!
(Pfaffenhofen, mh)Premiere - Opfer – Täter Denk! Mal!
70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigt sich ein Theater- und Filmprojekt mit der NS-Zeit in Pfaffenhofen und lässt Einzelschicksale lebendig werden. In nachgestellten historischen Szenen wurde, der dunkelste Teil der Pfaffenhofener Stadtgeschichte umschrieben.
Fernsehredakteur und Theaterwissenschaftler Markus Stampfl, hat auf der Grundlage von Reinhard Haipliks Buch „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“ mit rund 30 Laienschauspielern, Helfern, Musikern und den 16 Bildtafeln des Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus, die Zeit zurückgedreht. Die Szenen reichten vom Besuch Adolf Hitlers im Müllerbraukeller, der Beteiligung der Pfaffenhofener am Hitlerputsch, den größenwahnsinnigen Bauprojekten des einstigen NSDAP-Bürgermeisters Otto Bauer, die Geschichte der vergessenen Kinder von Uttenhofen, bis hin zum Kriegstagebuch des Xaver Kößl, der in Stalingrad den Tod fand.
Das der Inszenierung zugrund gelegte Buch „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“, Stadt und Landkreis zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, hat sein Autor Reinhard Haiplik im Auftrag der Stadt Pfaffenhofen verfasst. Es ist eine Art Sammlung von Fakten, Daten und eine sehr persönliche Beschreibung von Schicksalen. Opfer wie Täter finden Erwähnung, von den Anfängen der „Bewegung“ bis zur „Entnazifizierung“, die Protagonisten sind namentlich erwähnt, ihre Rollen in der Stadtgemeinschaft genau erklärt. Haiplik ist kein Wissenschaftler in dem Sinn, er ist Heimatforscher im eigenen Auftrag. Es ist mit sein Verdienst, das das bespielte Denkmal überhaupt entstand.
Sich dem Schrecken und seinen Ursachen zu nähern, versucht Regisseur Markus Stampfl mit Mitteln des Theaters. Bewusst setzt er auf junge Laienschauspieler, einem 9 jährigen Kind, dem Pfaffenhofener Stadtpfarrer Peter Wagner und bekannten Musikern der Ilmgemeinde. Zweieinhalb Stunden wandern Schauspieler und Zuschauer von Spielstätte zu Spielstätte und öffnen die Zeitkapseln. Die Stadt drumherum bewegt sich weiter, es kommt des Öfteren zu unvorhergesehen Begegnungen, „Heil Hitler“ Rufe auf dem Hauptplatz sind nicht jedermanns Sache.
Zwischen Betroffenheit und Provokation ist mein Resümee, wer das Buch nicht gelesen hat wird anders empfinden. Auf lange Sicht ein Schritt in die richtige Richtung, die Zeitzeugen sterben weg, das „Nationale“ erfährt eine traurige „Renaissance“. Jede Form von ehrlicher Aufklärung ist willkommen, das „Opfer – Täter Denk! Mal!“ besticht durch seinen eindringlichen Appell an Verstand und Vernunft, ein wichtiger Baustein für die Geschichte der Stadt. Bilden sie sich eine Meinung, bemühen sie ihren Mut, eine Stadt die ihre Zukunft sucht, braucht auch eine erkennbare Vergangenheit.
Aufführungen sind noch am Sonntag, 11. Oktober, um 14 Uhr; am Freitag, 16. Oktober, um 20 Uhr; am Samstag, 17. Oktober, um 19 Uhr sowie am Sonntag, 18. Oktober, um 14 Uhr. Ausgangs- und Endpunkt ist jedes Mal das Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft neben dem Haus der Begegnung, Hauptplatz 47. Karten im Vorverkauf gibt es zum Preis von zehn Euro im Bürgerbüro im Rathaus, Hauptplatz 1. An der Abendkasse kosten die Karten zwölf Euro.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.