„Die Hudlhub-Welt wächst“
(Wolnzach, msk)
Bei der heutigen Lesung in der Buchhandlung Kawasch stellte Mathias Petry endlich „dieses wunderbare, formschöne Buch“ namens Hudlhub vor. „Es ist viereckig geraten, da hamma Glück ghabt“ – und das hatten auch die Zuhörer, die eine kurzweilige, witzig-spritzige Ein-Mann-Show genossen. Denn diesen Flecken Bayerns muss man kennen lernen.
Fast hätte es Petry nicht rechtzeitig geschafft. In Hudlhub wurde aus Versehen der Kainegg-Gedenkstein umgeackert, und wie es sich für das Nest gehört, hatte sich alles, was Rang und Namen hat, dort versammelt, um der Wiederaufrichtung durch den Feuerwehrtrupp auf ihrem rüstigen Porsche-Bulldog beizuwohnen. Glück hatten also die wenigen Zuhörer, die es nicht nach Pfaffenhofen, sondern nach Wolnzach verschlug, um ein ausnehmend unterhaltsames Buch- und Musikprojekt vorgestellt zu bekommen.
Zur Lektüre selbst: Inmitten des echten Bayern – sogar fast genau in der Mitte – liegt das nicht ganz so echte, aber doch echt-bayrische, freundlich-verschlafene Hudlhub. Ein Ort, wo man sich auf der Straße noch grüßt, wo der Ortspfarrer seine Pappenheimer noch kennt und der entschlafene vierte Mann beim Kartln erst die Runde abwarten muss, bis ihm geholfen wird. Nur ned hudln! In diese kleine Ortschaft verschlägt es nach langer Abwesenheit den Heimkehrer Georg Friedrich. Im Gepäck hat er die schwebend-anmutige „Elfenbeinprinzessin“, die allen „an Kopf vadraat“, und eine sauteure Katze; beide aus den Fingern eines großkopfadn Fußballspielers gerettet, der letztere zurück haben will und kurzerhand jemanden auf die Drei ansetzt. Aber in dem leicht kriminellen Heimatbuch geht es genauso um die Einwohner selbst. Um amouröse Vielleichts zwischen der singenden Postlerin Steffi und dem in sich gekehrten Schrauber und Feuerwehrler Charlie zum Beispiel, oder um den Landtagsabgeordneten Ludwig Haderlein, ein „Untertan“ ganz im Sinne Heinrich Manns.
Hudlhub ist aber noch viel mehr als ein - zum Schreien komischer, griabiger, mit kongenialen Filmhinweisen gespickter - Roman. Regelmäßig treten Mathias Petry, Barbara Seitle und Sabine Beck zu dritt auf und besingen ihr Hudlhub – ebenfalls auf CD erhältlich, dort sogar in voller Bandbesetzung eingespielt. „Normalerweise bin ich nicht alleine. Normalerweise hab ich noch’an Bläsersatz dabei. Und 21 Tänzerinnen“. Auch ganz für sich, mit Gitarre, Stimmbändern und Lippentrompete bewaffnet, wechselte Petry dynamisch zwischen Liedern und gelesenen Kapiteln (und bewies, dass ein Zuagroaster ganz ordentlich auf bayrisch singen kann). So ergänzt sich alles zu einem richtigen Hörspiel, einem Gesamtkunstwerk. Man kann es nicht oft genug sagen: Wer noch nicht in Hudlhub war, der wahren Herkunft des Hoolahoopreifens, schreibe es sich dick und fett auf die To Do Liste. Schon in Bälde erscheint nämlich Band zwei, in dem erzählt wird, was es eigentlich mit der schaurigen Begebenheit in Kainegg anno dazumal auf sich hat.
„Es läuft schön langsam“, zeigt sich Petry bescheiden, dafür dass in so kurzer Zeit ein so umfangreiches Projekt gestartet ist und gerade durch Bayern tourt. Band zwei, nächstes Jahr Band drei, ein Kinderbuch aus der Feder von Gattin und mit-Hudhubberin Sabine Beck und sogar ein Kochbuch sind in Arbeit. Und das bisherige Schaffen wurde bereits prämiert (die Frankfurter Buchmesse würdigte unlängst das Cover von Steffi Laquai als eines der zehn besten dieses Jahres und auch beim aktuellen amazon Autorenwettbewerb steht man in der Finalrunde).
Da geht Mathias Petry sogar, auf der Suche nach der schnellst zu erreichenden Unterlage zum Autogramm schreiben, in die Hocke.
Inge Kawasch, sichtlich unterhalten, stattete Petry nach der gelungenen „Musiklesung“ mit der neuen Wolnzacher Hopfenkaltschale aus und überließ ihn den Autogramm suchenden Gästen des insgesamt arg lustigen, gemütlichen, unterhaltsamen und anheimelnden Abends.
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