Bierseminar mit Überraschungen
(Wolnzach, rt)Bier-Sommelier Akis Trouboukis gelang die Kombination feiner Biere mit kulinarischen Höhepunkten.
Zu einer kulinarischen Herbstreise plus Bierseminar nach Wolnzach eingeladen hatte Bier-Sommelier Akis Trouboukis zusammen mit Gasthof-Haimerl-Chef Benjamin Hagl am gestrigen Samstagabend. Dass es ein Abend etlicher Überraschungen wird, das ahnte wohl kaum einer der Genusssuchenden.
Kann das gutgehen? Ausgerechnet Trouboukis, ein Grieche, will dem einen oder anderen gestandenen Bayern etwas über Bier erzählen. Ja, es ist gut gegangen, sehr gut sogar. Der geprüfte Bier-Sommelier entpuppte sich nämlich nicht nur als Kenner edler Gerstensäfte, er hat sie geradezu internalisiert, mit allen Sinnen erfasst. Und genau das empfiehlt er auch seinen Gästen vor der Bierverkostung: „Öffnet all eure Sinne!“ Erst dann erlebe man die Vielfalt und die Eigenschaften der Biere. „Geschmack ist nichts anderes als Erinnern des Lebens!“
Koch und Haimerlhof-Wirt Benjamin Hagl überraschte seine Gäste mit ideenreichen Kreationen.
Trouboukis nimmt seine Gäste an die Hand, führt sie mit ansteckendem Enthusiasmus in die faszinierende Welt der Biere. „Wasser ist das Blut, Hopfen die Seele des Bieres“, sagt der Fachmann bei seinem dritten Bierseminar im Gasthof Haimerlwirt und erzählt von der Bedeutung der Wasserhärte für den Brauprozess. Dortmund habe hartes Wasser und somit helle Biere, München mäßig hartes, was charakteristisch für dunkle Biere sei.
Beim Probieren solle man darauf achten, dass das ausgesuchte Bier zwischen acht und zehn Grad Celsius „warm“ ist, das sei die ideale Temperatur. „Bier ist nicht nur ein Getränk, es ist ein Genussmittel“, postuliert Trouboukis. Und wenn es besonders gut werden soll, brauche der Brauer neben Liebe auch Leidenschaft. Genau diese Attribute legt auch der Bier-Sommelier an den Tag und schafft es somit mühelos, dass der Funke auf seine Zuhörer überspringt. Jene bekamen nach kurzer Theorie ihren aktiven Part. Denn in der Küche wartete Hagl bereits darauf, mit seinem zu jeweils ganz speziellen Bieren arrangierten Vier-Gänge-Menü zu starten.
Der "gestochene Eisbock" bedarf besonderer Vorbereitungen ehe er genossen wird.
Nicht angekündigt und somit die erste Überraschung war zuerst der Zwiebelkuchen zu dem die belgische Fruchtbierspezialität Geuze gereicht wurde. Weiter ging es mit geräucherter Entenbrust an Selleriepüree und Wildkräutersalat. Den „Drunken Sailor“, ein Indian Pale Ale, einstmals das Getränk englischen Seefahrer mit viel Hopfen und hohem Alkoholgehalt, um es haltbar für die Reise in die indische Kolonie zu machen, gab‘s dazu zu trinken. Ein belgisches Hoogarden-Weißbier begleitete die gratinierten Jakobsmuscheln auf Seegras-Paprikasalat. Eine meisterhafte Leistung gelang Hagl mit seinem „Rosa Rehrücken auf Kartoffelrästi mit Kürbisspalten, Kräutersaitlingen und Ribiselsauce“ den das Trappisten-Klosterbier Chimay Rouge Premiere mit Aprikosen- und Schokoladenaromen ergänzte. Die 0,75-Liter-Flasche kostet im Handel übrigens zwischen fünf und sechs Euro. Das Kürbis-Vanille-Tiramisu eskortierte danach die starke Alesorte Barley Wine.
Alle Speisen und Getränke waren fein und harmonisch aufeinander abgestimmt und somit ein Hochgenuss für den Gaumen. Hagel erntete für seine Kochkünste und Trouboukis für seine Auswahl an passenden Bieren mehrfach wohlverdienten Applaus von den Gästen. Deren vergnüglicher Abend fand einen erneuten Höhepunkt aber in einer weiteren Überraschung: Zur hochprozentigen Schokolade aus dem Kongo gab es zunächst einen Eisbock und anschließend seine veredelte Form als sogenannten „gestochenen Eisbock“. Dem wurde das Wasser gefroren, um an seine Ingredienzien zu kommen. Für jeden Bierliebhaber ein wahrer Hochgenuss von ganz besonderer Art. Nach diesem Seminar wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein jeder Teilnehmer Bier, das viele Menschen eher gedankenlos nebenher und ohne große Aufmerksamkeit trinken, künftig mit anderen Augen betrachten und alle Sinne einsetzen, um es zu genießen.
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