Weiter am Limit
(Pfaffenhofen, rt)
Editierter Beitrag am 4. November um 16.25 Uhr:
Weiterhin kein Ende abzusehen ist bayernweit und damit auch im Landkreis Pfaffenhofen bekanntlich, was den Zustrom von Asylbewerbern anbelangt. Von ihrer Mitarbeiterzahl her könnte die Kreisbehörde deshalb bald an ihre Grenzen stoßen auch wenn der Kreistag unlängst Gelder für achteinhalb weitere Stellen freigegeben hat. Bei den ehrenamtlichen Helfern sind dagegen noch personelle Kapazitäten frei, doch auch hier muss die Frage gestellt werden: Wie lange geht das wohl noch?
Nachdem der Kreistag in seiner Oktober-Sitzung einstimmig achteinhalb zusätzlichen Planstellen und damit 340 000 Euro pro Jahr für die Sachgebiete „Soziales, Senioren“ und „Familie, Jugend, Bildung“ genehmigt hat und nun der Landkreis auch noch an einem Pilotprojekt des bayerischen Sozialministeriums involviert ist, das ihm weitere acht Stellen bescheren könnte, geht man in der Behörde nun auf Bewerbersuche. Verläuft diese erfolgreich, könnten in der Kreisbehörde im kommenden Jahr 35 Mitarbeiter in Vollzeit ausschließlich in Sachen Flüchtlinge und Asyl arbeiten. Das kostet dem Landkreis etwa eine Million Euro, wobei die Stellen aus dem Pilotprojekt vom der Regierung von Oberbayern getragen würden, sofern der Kreistag dem Vorhaben zustimmt.
„Die mit Asylfragen und der Betreuung von Asylbewerbern und Flüchtlingen befassten Mitarbeiter sind voll ausgelastet und arbeiten weit über das dienstlich übliche Maß hinaus mit großem Engagement am Rande ihrer Kapazitäten der zeitlichen Möglichkeiten zur Bewältigung der Flüchtlingskrise“, sagt Landratsamtssprecher Karl Huber gegenüber unserer Zeitung.
Seit Beginn der Krise und vor allem seit dem Anschwellen des Flüchtlingsstroms Mitte des Jahres 2015 lege der Landkreis einen besonderen Fokus darauf, von der Entwicklung nicht überrollt zu werden. Durch zeitnahe Entscheidungen in Sach-um Personalfragen wolle man die anstehenden Aufgaben bewältigen. „Unsere Mitarbeiter zeigen großes Verständnis für die Situation und engagieren sich in über aus großem Maße“, bekräftigt Huber. Deutlich sei dies zum Beispiel auch bei der kurzfristigen Zuweisung von 150 Personen im Rahmen der Notaufnahme bei der Trabrennbahn geworden. Innerhalb kürzester Zeit hätten sich aus dem Landratsamt zahlreiche Freiwillige gemeldet, um die unmittelbar mit dem Aufgabenvollzug betrauten Mitarbeiter aus dem Ausländeramt, dem Sozialamt und dem Gesundheitsamt zu unterstützen.
Gegenwärtig sind vollständig rund um Asyl– und Betreuungsfragen 17,5 Stellen im Landratsamt mit der Thematik befasst. Davon kamen wegen des Flüchtlingsstroms aus Syrien, Afrika und dem Balkan, der während des Jahres zunahm, sechseinhalb Stellen dazu.
„Es handelt sich dabei um neue Stellen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden nicht von anderen Aufgabenbereichen abgezogen. Jedoch wurden im Zuge der Neueinstellungen für den Asylbereich sämtliche vorhandenen und noch nicht besetzten Planstellen eingezogen.“ Insgesamt betreffe das viereinhalb Stellen, die im Laufe des Jahres 2015 für die Haupt- und Personalverwaltung, den Umweltschutz und die Gesundheitsverwaltung vorgesehen waren. Und zwar im Ausländeramt sechseinhalb Stellen, im Sozialamt acht Stellen und im Jugendamt drei Stellen.
Eine Million Euro für Personal
„Summa summarum sind derzeit insgesamt 17,5 Stellen rein mit Asyl – und sozialen Betreuungsfragen befasst.“ Voraussichtlich würden in den nächsten Monaten im Jugendamt drei weitere Mitarbeiter benötigt, im Ausländeramt zwei Mitarbeiter und im Sozialamt dreieinhalb Mitarbeiter. Mindestens achteinhalb Stellen werden also noch dazukommen. Das Pilotprojekt unberücksichtigt, würden „unter dem Strich damit zum Jahresbeginn 2016 rund 26 Beschäftigte sich rein um Asyl – und Flüchtlingsbetreuungsfragen kümmern; die Personalkosten dafür belaufen sich dann auf rund eine Million Euro.“
Im Hinblick auf die Leistungssachbearbeitung hänge die Stellenbesetzung im Sozialamt insbesondere davon ab, wie hoch die Zahl der Flüchtlinge ansteigen werde. „Wenn es wie prognostiziert im Jahr 2016 bis zu 2500 Personen sein werden, die sich im Landkreis Pfaffenhofen aufhalten, wird man alleine im Sozialamt weitere vier Stellen zusetzen müssen. Auch bei diesen Positionen handelt es sich um neue Stellen, die nicht bei anderen Bereichen abgezogen werden.“
Huber macht außerdem darauf aufmerksam, dass die Kosten für die bisherigen und die zusätzlichen Stellen werden nicht vom Freistaat Bayern übernommen würden, sondern sind vom Landkreis Pfaffenhofen zu tragen und im Kreishaushalt zu veranschlagen seien.
Glücksfall Pilotprojekt
Als Glücksfall kann gewertet werden, dass Pfaffenhofen eine von mehreren Pilotkommunen eines Projektes des bayerischen Sozialministeriums wird, wonach ausgehend von momentan 1.200 Asylbewerbern pro 150 weiteren untergebrachten Flüchtlingen eine Vollarbeitsstelle im Kreis geschaffen und vom Freistaat bezahlt wird. Der Landkreis entscheidet darüber, ob diese Stelle im Rahmen der Asylsozialberatung an die Caritas geht oder der Landkreis sich selbst darum kümmert. Somit könnte die Kreisbehörde beispielsweise direkt in die Gemeinden Sozialarbeiter schicken. Das Pilotprojekt des Sozialministeriums ist zunächst auf ein Jahr befristet und wird außer in Pfaffenhofen noch in München, Ingolstadt, Mühldorf, Lindau Schwandorf und Roth ausprobiert (Anm. d. Red.: Dieser Absatz "Als Glücksfall ..." wurde aufgrund einer aktuellen Recherche beim Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration editiert).
Für den Bereich der ehrenamtlichen Asylhilfe kann Sabine Rieger, Sozialberaterin Asylehrenamt im Caritas Zentrum Pfaffenhofen zumindest vorläufig noch Entwarnung geben. Gerade in der Kreisstadt habe man noch personelle Ressourcen. Doch dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass keine Helfer mehr nötig wären. Rieger hat eine Auflistung der aktuell als ehrenamtliche Helfer, macht aber darauf aufmerksam, dass es weitere freiwillige Unterstützer gibt, etwa in Geisenfeld, die nicht bei der Caritas gemeldet sind.
Demnach gibt es Caritas-Ehrenamtliche, die sich für Asylbewerber einsetzen, in folgenden Orten:
Baar-Ebenhausen, 39
Feilenmoos, 23
Geisenfeld, 10
Ilmmünster, 23
Jetzendorf, 38
Münchsmünster, 12
Reichertshausen, 8
Reichertshofen, 12
Rohrbach, 12
Scheyern, 14
Schweitenkirchen, 20
Vohburg, 1
Winden, 63
Wolnzach, 41
All diese durchaus für den Moment positiven Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass weitere Haupt- wie auch Ehrenamtliche in der Asylbetreuung auch im kommenden Jahr gesucht und gefunden werden müssen. Denn es zeichnet sich derzeit nicht ab, dass es zu einem Ende des stetigen Zustroms an Migranten kommt. Nicht allein die Syrer sind von kriegerischen Auseinandersetzungen in ihrem Land bedroht. Auch Menschen aus Zentralafrika, Afghanistan, Palästina, Jemen, Pakistan, Somalia, Libyen, Mali, dem Kongo, Irak und Südsudan machen sich bereits auf den Weg, um in Europa ein sicheres Leben zu führen. Ein gewisser Teil davon wird so oder so auch in den hiesigen Landkreis kommen.
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