Bürgerversammlung - Scheyern diskutiert
(Scheyern, rs)Anfangs fand er absolut kein Gehör, der Scheyrer Bürgermeister Manfred Sterz (FW) bei der alljährlich stattfindenden Bürgerversammlung. Das lag aber weniger an den Themen, über die es zu berichten galt, als vielmehr an der Technik, um diese Themen zu transportieren. Mikrophon und Lautsprecher mussten nachjustiert werden, bevor es dann in die Nachbetrachtung 2015 und Vorausschau 2016 gehen konnte.
Ungefähr 50 Bürgerinnen und Bürger hatten sich im Saal der Klosterschenke eingefunden, unter ihnen auch viele Gemeinderäte, um über die Ausführungen des Gemeindeoberhaupts auch ihren gemeindlichen Rückblick noch einmal Revue passieren zu lassen. Größere Projekten werfen ihre Schatten voraus, so sei das Jahr 2015 geprägt gewesen von vielen Planungen und konzeptionellen Voruntersuchungen zu umfangreicheren und komplexeren Themen. Der Breitbandausbau im Gemeindebereich gehöre dazu, zu dem es eine Ausschreibung gegeben habe, aber auch die Überplanung von Scheyerns Ortsmitte mit dem Gebäude der Waldbauernschule oder das Projekt rund um die geplante Dorferneuerung in Euernbach. Infrastrukturmaßnahmen wie der Ausbau des Verkehrswegenetzes oder die Anpassung der Kanäle an gestiegene Anforderungen (u.a. mit dem Bau des Regenrückhaltebeckens am Fuß des Scheyrer Berges) seien immer Themen, mit denen sich die Gemeinden im Verlauf eines Jahres auseinander setzen müssten. Hinzu kam in diesem Jahr noch die Windkraftplanung, die Einwendungen von mehr als 100 Scheyrer Bürgern mit sich brachte.
Im Zusammenhang mit dem Projekt " Integriertes Klimaschutzkonzept der Gemeinde Scheyern" gab es Anfang Oktober eine Informationsveranstaltung für interessierte Bürger, gefolgt vom Workshop "Klimaschutzwerkstatt" am 12. November. Mit einem Wochenend-Seminar Mitte April, an dem Bürgermeister und Gemeinderat mit einer krankheitsbedingten Ausnahme teilnahmen, wurden die laufenden und bevorstehenden Projekte in Klausur abgestimmt. Zentrales Thema dabei war eine Ideen- und Gedankensammlung zur Planung eines neuen Ortskerns von Scheyern im Bereich der Waldbauernschule (hallertau.info berichtete).
Im aktuellen Kindergartenjahr besuchen derzeit insgesamt 190 Kinder die beiden Kindergärten "Froschkönig" und St. Martin", an der Grundschule werden demnach 161 Kinder unterrichtet, die Mittelschule zählt 160 Schülerinnen und Schüler. Der Gesamthaushalt der Gemeinde Scheyern lag zum Stichtag 16.11.2015 bei 13.133.000€, unterteilt sich in den Vermögens- (4.161.000€ ) und den Verwaltungshaushalt (8.972.000€). Die Detailposten beider Haushalte können nachfolgenden Grafiken entnommen werden. Während die Steuereinnahmen von 2013 bis 2015 um ca. 15% ansteigen werden, ist die Pro-Kopf-Verschuldung im gleichen Zeitraum von 309€ (2013) auf 249 (2015) erfreulicherweise rückläufig.
Ausgaben des Vermögenshaushalts 2015 (Grafik: Gemeinde Scheyern)
Ausgaben des Verwaltungshaushalts 2015 (Grafik: Gemeinde Scheyern)
Die größten Posten aus dem Bericht von Josef Breitsameter aus dem Bauamt der Gemeinde waren bzw. werden noch sein (alle Wertangaben incl. USt):
- Erneuerung des Kanals im Guckenbühl (voraussichtliche Gesamtkosten ca. 144.000 €),
- Erneuerung der Wasserleitung im Guckenbühl (voraussichtliche Gesamtkosten ca. 235.000 €),
- Reparatur der Wasserleitung im Rupertring (Gesamtkosten ca. 70.000,00 €)
- Kanalsanierung / Reparaturen im Bereich Mitterscheyern und Scheyern (voraussichtliche Gesamtkosten ca. 100.000 €) und
- Neubau der Wasserversorgungs-Druckleitung vom Benediktenweg aus entlang des Geißweges zur Fernhager Straße (voraussichtliche Gesamtkosten ca. 107.000 €)
Der von Breitsameter vorgestellte Ausblick auf das kommende Jahr erfährt mit nachfolgenden Projekten die wesentlichen Kostenträger:
- Sanierung der Gemeindeverbindungsstraße von Oberschnatterbach über Winden bis Durchschlacht und federführend für die Gemeinde Gerolsbach weiter bis Schachach; voraussichtliche Investitionskosten: Anteil Scheyern) ca. 950.000 €, Anteil Gerolsbach ca. 140.000 €
- Sanierung der Gemeindeverbindungsstraße von Edling nach Euernbach; voraussichtliche Investitionskosten: ca. 500.000 €
- Asphaltdeckensanierung im Guckenbühl; voraussichtliche Investitionskosten: derzeit keine Angaben möglich
- Neubau eines Stauraumkanals beim Bolzplatz an der Mittelschule; voraussichtliche Investitionskosten: ca. 800.000 €
- Renaturierung der Nachklärteiche in Fernhag; voraussichtliche Investitionskosten: ca. 225.000 €
- Drucksteigerungsanlage für die Wasserversorgung; voraussichtliche Investitionskosten: ca. 360.000 €
- Erneuerung des Kanals in der Plöckinger Straße; voraussichtliche Investitionskosten: ca. 140.000 €
- Erneuerung der Wasserleitungen in der Plöckinger Straße = ca. 130.000 €, Eichenstraße = ca. 80.000 €, Wagnergasse = ca. 50.000 €, Birkengrund = ca. 35.000 €, Benediktenweg = ca. 150.000 € (jeweils voraussichtliche Investitionskosten)
- Anbau einer Lagerhalle an den Bestand im Bauhofgelände; voraussichtliche Investitionskosten: ca. 100.000 €
Keine Angaben sind derzeit möglich über die Maßnahmen zur Schaffung neuer Krippenräume im Bürgertreff sowie zum Umbau der Waldbauernschule.
Natürlich kommt keine Reflektion der aktuellen Situation in einer Kommune und keine bürgerliche Fragestunde am aktuell brennendsten Thema vorbei: aus der landkreisweit vereinbarten Quote von 2% der Einwohnerzahl (aktuell 4833) wird die Gemeinde Scheyern sich sehr bald um insgesamt 97 Flüchtlinge kümmern müssen. Mit 50 Menschen soll dabei das Gebäude 9 auf dem ehemaligen Kasernengelände das Gros der neuen Bewohner aufnehmen. Gespräche mit den dort zur Zeit residierenden Vereinen seien bereits aufgenommen worden, so Sterz. "Wir vermieten die Zimmer ausschließlich in Absprache mit den Vereinen", betonte er. Die Motorradfreunde beispielsweise sehen für sich kein Ausweichquartier, wollen demnach in ihren Räumlichkeiten bleiben. Jedoch müsse - so das Gemeindeoberhaupt weiter - "jeder Raum seine Verwendung haben", teilweise seien die Örtlichkeiten "nur" als Lagerräume genutzt. Kopfzerbrechen bereite augenblicklich die Nähe des Gebäudes 9 zur Grundschule; durch planerische Maßnahmen sei es unbedingt zu vermeiden, dass der Pausenhof als schnellster Verbindung zu Supermarkt und Bushaltestelle genutzt wird. Mit den notwendigen Umbauten sei Scheyern gerüstet, wenn der Bus kommt ... und der werde kommen, so Sterz. "Wir müssen dann etwas aufsperren!"
Die Flüchtlinge standen auch im Vordergrund der Bürgerfragen im Anschluss an die Präsentationen. "Wir müssen alle miteinander dafür sorgen, dass es uns miteinander gut geht; denn die Menschen sind da, das kann man nicht leugnen." appellierte Hannelore Düsener (Bild links) vom Pfaffenhofener Arbeitskreis Asyl an alle Anwesenden, sich den Herausforderungen positiv gegenüber zu stellen. Ehrenamtliche Unterstützung sei dringend notwendig, denn die Leistungsgrenze ist bereits jetzt erreicht, da die Mehrzahl der Flüchtlinge noch gar nicht da ist. Etwaig vorhandene Berührungsängste könne man am besten im direkten Kontakt begegnen, dies fördere auch die Integration und steigere eine gegenseitige Akzeptanz. Die ethnische und religiöse Herkunft bei der Verteilung und der Unterbringung zu berücksichtigen, das sei ungemein wichtig, so Stefan Schäfer und Erich Gruber in ihren Wortbeiträgen. "Schiiten und Suniten zusammen unterzubringen, das geht gar nicht!" Auch sollen Familien zusammengehalten werden. "Das Gebäude 9 ist ohnehin nur als eine Art Männerwohnheim auslegbar", ergänzte Manfred Sterz dieser Anmerkung. "Wir als Gemeinde", fuhr er fort, "können ohnehin nur so früh wie möglich unsere Unterbringungsmöglichkeiten melden; die Verteilung selber erfolgt ausschließlich im Landratsamt."
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