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Flüchtlinge in der Siegelhalle - grünes Licht von Wolnzach

(Wolnzach, hr)

Gerüchte gab es schon länger, nun ist es offiziell: Der Landkreis möchte die Wolnzacher Siegelhalle anmieten, um dort rund 100 Flüchtlingen vorübergehend ein Dach über dem Kopf zu bieten. Sie ist als Überbrückungsmöglichkeit gedacht, bis die geplanten Baumaßnahmen abgeschlossen sind.

Dass die Unterkünfte für Asylbewerber nicht auf Bäumen wachsen und es zunehmend schwieriger wird die in Pfaffenhofen ankommenden Menschen unterzubringen, zeigte sich schon in den vergangenen Monaten. So schnellen mit den steigenden Zuweisungen auch die Zahl derer in die Höhe, die pro Gemeinde unterzubringen sind. In Wolnzach sind es aktuell 107 Menschen in den unterschiedlichen Einrichtungen untergebracht.

Von der Zweiprozentgrenze, die in den kommenden Wochen spätestens aber im ersten Quartal 2016 erreicht werden soll, ist man aktuell also noch ein ganzes Stück entfernt. So gerät nun folglich die Siegelhalle in den Fokus. „In den vergangenen Wochen wurde dieses Thema bereits besprochen und die Halle durch das Landratsamt in Augenschein genommen“, erklärte Wolnzachs Bürgermeister Jens Machold und fügte weiter an, dass die Gemeinde diese Nutzung an Bedingungen geknüpft. So muss sichergestellt werden, dass die Halle spätestens bis Ende Juni wieder geräumt ist. „Wir sehen dies jetzt wirklich als Überbrückung“, so der Rathauschef und versicherte, dass man die gemeindlichen Einrichtungen bis Mitte nächsten Jahres gebaut haben will.

Möglichst schnell soll nun die Halle für die Asylbewerber hergerichtet werden. „Wir wollen sie schon ab Januar nutzen“, so der Landrat. Ein neuer Boden, flexible Wände und sanitäre Anlagen sollen noch in den nächsten Wochen installiert werden. Die Kosten hierfür werden vom Landratsamt getragen „Wir planen dort rund 100 Flüchtlinge unterzubringen“, fügte er an. Wie ernst die Lage derzeit insgesamt ist, das verdeutlicht alleine ein Blick auf die wöchentlichen Zuweisungen. 51 Menschen kommen so in den Landkreis und müssen untergebracht werden. „Uns als Landkreis sind hier genauso die Hände gebunden. Wir sind angewiesen, den entsprechenden Wohnraum zu schaffen.“ so Wolf weiter.

Wenn man in diesem Punkt den Blick über den Landkreis Pfaffenhofen hinaus schweifen lässt wird klar, was dieser Satz bedeutet: die Belegung von Turnhallen! Dass in diesem Sinne zuallererst auch die Landkreishalle in den Fokus rückt, ist klar. „Unser Ziel ist es, die Belegung von Turnhallen zu vermeiden“, so Machold und Guld übereinstimmend. „Natürlich ist allen klar, dass es auch mit der Siegelhalle Vereine, die dort Veranstaltungen abhalten wollen, treffen wird. Das bedauere ich zu tiefst“, führte der Rathauschef aus. „Wir wollen uns mit den Verantwortlichen schnell zusammensetzen, um für die Veranstaltungen eine Lösung zu finden.“

Dass niemand über die Belegung in Jubelstürme verfallen wird, das  ist auch klar. Doch am Ende steht man vor einer Entscheidung, die „alternativlos“ ist, denn andernfalls wären Sporthallen die nächste Wahl und das kann niemand wirklich wollen. Schlussendlich betonte Landrat Martin Wolf in diesem Zusammenhang noch einmal, dass auch der Landkreis Pfaffenhofen, langsam an seine Grenzen kommt. „Wenn wir noch mehr aufnehmen sollen, dann ist der Bund auch deutlich stärker gefordert, dem Landkreis und den Kommunen finanziell unter die Arme zu greifen“, eine doch recht deutliche Ansage von Pfaffenhofen an Berlin.

Der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstofer betonte auf Nachfrage unserer Redaktion ausdrücklich: "Wir stehen hier an der Seite unserer Kommunen und werden auch entsprechend handeln, denn wir wissen sie werden dieses Problem nicht alleine schultern können." Damit verwies der Bundestagsabgeordnete aber nicht nur auf finanzielle Unterstützung, die erfolgen soll, sondern auch die entsprechenden Verfahren in der Gesetzgebung. "Wir hatten uns in der Koalition auf einen Kompromiss verständigt,  der auch den Familiennachzug eingeschlossen hätte. Dieser wurde aber dann leider seitens der SPD aufgekündigt. So ist also mit einer gesetzlichen Regelung erst im kommenden Jahr zu rechnen."
Froh hingegen zeigt man sich über das Pilotprojekt des Freistaates. Für 150 Flüchtlinge soll es einen Betreuer geben, der dann auch dezentral in den Kommunen arbeiten sollen. „Wir sind Teil dieses Modells und werden jetzt nach dem positiven Votum im Kreisausschuss die entsprechenden Stellen ausschreiben“, so Wolf. „Von Wolnzach wurde uns schon ein Büro und ein Arbeitsplatz zu gesagt. Sie werden dann auch als eine der ersten zum Zuge kommen.“

Dass natürlich auch die Gemeinde Wolnzach innerhalb des Landkreises in der Pflicht steht, das sahen auch die Gemeinderäte aller Fraktionen in gleicher Weise. Daher wurde der ausgehandelte Kompromiss auch über alle Fraktionen einstimmig befürwortet. Gleichzeitig beschloss der Gemeinderat den Bau der entsprechenden Unterkünfte voranzutreiben, damit die Nutzung der Siegelhalle nicht länger als wirklich notwendig erforderlich ist. Schlussendlich machte Bürgermeister Jens Machold aber auch noch deutlich, dass die Nutzung der Siegelhalle für die Gemeinde nur eine Übergangslösung und keine dauerhafte sein kann."

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