Ambrosius teilt aus
(Langenbruck, rt)
Reporterengel Ambrosius spricht im Dialog mit seinem Vorgesetzten Zyprianus pointiert all das an, was die Volksseele des öfteren zum Köcheln oder gar zum Kochen bringt: Beim alljährlichen Langenbrucker Theater-Starkbierfest ging es deshalb wieder insbesondere lokalpolitisch hoch her. Zudem zeigten die Laiendarsteller in einer ganzen Reihe von amüsanten Sketchen ihr Können.
Die Pfarrer-Höfler-Halle war mit Publikum voll besetzt, als die Theaterleute am gestrigen Samstagabend in die fünfte Jahreszeit starteten. Josef Reichart, der auch als facettenreich schimpfender Ambrosius auftrat, führte wieder souverän in Gedichtform durch das umfangreiche Programm.
Jenes unterschied sich von der Grundausstattung her, einem Zwei-Jahres-Rhythmus folgend, heuer nicht in Gänze von dem des Vorjahres. Dennoch gab es einige Neuerungen. Naheliegender Weise viele Aktualisierungen beim Reporterengel, der Sketch “Das Beichtgeheimnis“ ist dazugekommen sowie letztlich das Langenbrucker Bauernballett, das in veränderter Choreographie die Zuschauer entzückte.
Unter Regie von Hermann Thalmeier gespielt wurden, von zwei kurzen Pausen unterbrochen, außerdem in dem gut vier Stunden langen Programm: „Leberkäse To-Go“, „In der Loipe“, „Weiber und Logik“, „D‘ Notbeicht“ oder „S‘ Gamserl vom Blätschn-Kofl“, „Das U-Syndrom und die „Heimatfilm-Moritat“. Ihre Rollen beherrschten in unterschiedlicher Besetzung Jan Staschiok, Thomas Ippi, Fabian Grabich, Bastian Benna, Andreas Wehner und Josef Pfab (Langenbrucker Theaterballett), Gabriel Seidl, Melanie Piesch, Christine Bayerl, Ronja Laub, Claudia Ippi, Helmut Kürzinger, Katrin Kern, Christine Weiher, Robert Kaiser, Melanie Kramlich, Herbert Wendl, Anni Schweiger und Lorenz Weingartner. Heftigen Applaus erhielten auch die Geschwister Gabriel und Antonia Seidl für ihre zum Starkbier so passenden „Gsangln“-Einlagen wie etwa „Ois bloß koa Wasser net“.
Hauptakt war freilich die Fastenpredigt des Reporterengels Ambrosius, der an seinen himmlischen Vorgesetzten Zyprianus über die irdischen Geschehnisse des vergangenen Jahres berichtete. Doch sei er zunächst beinahe nicht mehr aus dem verkehrsreichen Kreisverkehr beim McDonald‘s-Kreisel herausgekommen, wo man nach Erweiterung des Ronnweger Gewerbegebietes und einem weiteren Kreisel bald Achterbahn fahren könne. „A Krematorium hätt do baut wern soin, aber da Schachterlwirt und de künftigen Hotelbetreiber woitn de abfallende Fernwärme net nütz’n!“ Die Luft sei mittlerweile in Reichertshofen raus, der Bürgermeister „hat jetzt Narrenfreiheit“ wegen fehlender Opposition nach der Selbstzerfleischung und Teilauflösung der CSU. Es gebe aber noch einen, der nach seinem Rücktritt vom Rücktritt grundsätzlich und regelmäßig gegen den Bürgermeister stimme.
Die Paarhalle sei als Konzerthalle besser als die Gasteig-Philharmonie geeignet, weil sie sogar Zugbegleitung beim Sängertreffen habe. Dann werde am liebsten die „Wacht am Rhein“ gesungen, weil dort eine Strophe laute: „Es braust ein Zug mit Donnerhall“. Allerdings handle es sich bei der Paarhalle um die „Investitionsmüllhalde“ der Marktgemeinde, die noch von zwei Tennisspielern genutzt werde. Noch billiger, als sie abzureißen, wäre es, die Paarhalle zum Asylantenheim zu machen. „Dann datat sa se seiwa thermisch entsorg’n.“
Als Ehrengäste bei der Premiere mit dabei waren unter anderem Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken, der Pfarrer aus Baar-Ebenhausen, Josef Maier, und Mitglieder des Neuburger Volkstheaters, zu dessen Ensemble übrigens Reichart alias Ambrosius zählt.
Musikalisch umrahmt wurde das Theater-Starkbierfest von den Reichertshofener Musikanten unter Leitung von Christian Hofner.
Weitere Aufführungen sind am 4., 5., 12., 13., 18., und 19. März. Die Vorstellungen beginnen freitags und samstags jeweils um 18.30 Uhr und an den Sonntagen um 17.30 Uhr. Eintrittskarten kosten jeweils 10 Euro.
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