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Nichts verstehen, aber für alles Verständnis haben

(Rohrbach, rs)

Fast schon philosophisch kommt er daher, der Alfred Dorfer, Österreichs anerkanntermaßen Nr. 1 Kabarettist unserer Zeit. Dann wieder ironisch, zynisch, dabei immer der Gesellschaft den Spiegel vorhaltend. Am Donnerstagabend war er zu Gast in der "Kultur im Zeidlmaier"; der Saal war bis auf den allerletzten Platz gefüllt, das Publikum war begeistert.

Die Scheinwerfer, die die Bühne beleuchten und das Licht im Saal gehen aus, Alfred Dorfer schleicht sich geradezu an den voll besetzten Tischen vorbei und betritt vollkommen uninszeniert die Bühne. Ohne jegliche Floskel legt er los in seinem Programm "fremd - solo". Beeindruckend ist von vornherein, wie der Mann dort oben mit der Sprache spielt, Doppeldeutigkeiten von Begriffen nutzt, um sie in einen anderen Zusammenhang zu bringen, und permanent Bonmots einfließen lässt, die der Ernsthaftigkeit hinter seinen Anspielungen den Witz geben, den die Zuhörerschaft braucht, um das Feuerwerk an gesellschaftskritischen Anspielungen zu verarbeiten.

Den aktuellen Diskussionen gerecht werdend beginnt das Programm mit dem Thema "Flüchtlinge", dies jedoch ganz anders, als es das Publikum erwarten würde. "Es gibt eine Flüchtlingswelle, über die niemand spricht." 32000 Intelligenz-Flüchtlinge nämlich, die den Numerus Clausus in Deutschland nicht geschafft haben, studieren in Österreich. Sprachlich seien sie in den meisten Fällen überhaupt nicht integriert, reden beispielsweise von "Aprikosen" und "Kartoffeln" anstatt von "Marillen" und "Erdäpfeln". Überhaupt nehmen die gesellschaftlichen und kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich einen breiteren Rahmen ein. "Weil wir gerade über Deppen reden, möchte ich mich im Namen der Republik Österreich bedanken für die Hypo-Bank.", findet auch dieses leidige bayrisch-alpenrepublikanische Thema seine Erwähnung. Der Unterschied im Verkehr auf den Straßen? Auf Deutschlands Autobahnen steht man immer im Stau, jedoch ohne Geschwindigkeitsbeschränkung; in Österreich steht man auch im Stau, zahlt jedoch Maut dafür.

Das Programm "fremd - solo" wird von Alfred Dorfer schon seit gut 10 Jahren auf die Bühne gebracht, was man an dem einen oder anderen Thema unverkennbar merken kann. Vieles in seinen Anspielungen und Beobachtungen ist jedoch derart zeitlos, dass die Themen auch heute ankommen. Ergänzt um Tagesaktualitäten spannt sich so ein Bogen zwischen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft; es wird auch einmal in die Geschichte der griechischen Götter und Sagen abgeschweift, die Zusammensetzung der Passagiere auf der "Mayflower" muss als Spiegelbild der heutigen amerikanischen Gesellschaft herhalten ("religiöse Fanatiker und andere Verbrecher") und der legendäre Frank Zappa findet mit einem Zitat Aufnahme in die Sprüche-Welt, die von der Bühne herunter prasselt: die Politik sei die Unterhaltungsabteilung der Wirtschaft.

Alfred Dorfer - der Name sagt möglicherweise nicht jedem sofort etwas, hält sich doch seine Medienpräsenz in deutschen Landen auch in Grenzen. Der ausverkaufte Zeidlmaier-Saal ist jedoch Beleg dafür, dass der Wiener Kabarettist auch hierzulande seine Fans hat. Dass das uneingeschränkt gerechtfertigt ist, davon hat sich jeder Besucher am Donnerstagabend ein eindrucksvolles Bild machen können.
 

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