Jede Minute zählt bei Schlaganfall
(Pfaffenhofen, rt)
Im Landkreis Pfaffenhofen dauert es vergleichsweise lange, bis Betroffene oder Angehörige erkennen, dass sie es mit einem Schlaganfall zu tun haben. Zu dieser Erkenntnis ist der Arzt Christopher Adamczyk, vom Klinikum der Universität München Großhadern gekommen, wie er unlängst bei einer Fortbildung in der Pfaffenhofener Ilmtalklinik erklärte. Deshalb sei dringend Aufklärungsarbeit notwendig.
„Wissen über den Schlaganfall muss in die Bevölkerung“, das ist ein großes Anliegen von Peter Grein, dem Chefarzt für Neurologie, Schlaganfallmedizin und Akutgeriatrie an der Ilmtalklinik. Seiner Einladung zu einer Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Zeit ist Hirn! Schlaganfall im Rettungsdienst“ sind dieser Tage rund 30 Ärzte und Mitarbeiter von Rettungsdiensten auch aus den umliegenden Landkreisen gefolgt. Grein und Adamczyk, klärten bei der Veranstaltung über die optimale Versorgung von Schlaganfallpatienten und die neuesten Behandlungsmöglichkeiten auf und machten dabei deutlich, wie wichtig die Schlaganfalleinheiten der regionalen Kliniken sind.
Bevölkerung im Landkreis Pfaffenhofen erkennt Schlaganfall noch besonders spät
Adamczyk machte darauf aufmerksam, dass die Bevölkerung im Landkreis Pfaffenhofen im Vergleich zu anderen Landkreisen langsamer ist, was die Erkennung eines Schlaganfalls betrifft. Dies hätte zur Folge, dass Schlaganfallpatienten oft verspätet behandelt würden. „Knapp 60 Prozent der Schlaganfallpatienten kommt zu Fuß ohne Rettungswagen in die Klinik! Ein Herzinfarkt wird deutlich schneller erkannt und viel häufiger ernst genommen“, so Adamczyk. Es sei wesentlich besser, bei einem Verdacht auf Schlaganfall lieber mehrmals den Rettungsdienst zu rufen, als ihn einmal zu spät zu alarmieren. Immer noch sei die Meinung verbreitet, bei einem Schlaganfall könne man nichts mehr für den davon Betroffenen tun. „Dabei ist eine völlige Wiederherstellung nach einem Schlaganfall möglich, wenn der Patient schnellstmöglich in eine Klinik mit Versorgungsmöglichkeit für Schlaganfallpatienten wie der Ilmtalklinik, eingeliefert wird“, erklärte der Arzt.
Schlaganfallsymptome ernst nehmen – Notruf 112 wählen!
Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen und die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Je schneller eine Therapie eingeleitet werden kann, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Problematisch dabei ist, dass der Schlaganfall oft zunächst nicht als solcher erkannt wird. „Die Rettungskette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied – häufig leider immer noch der Patient und seine Angehörigen“, so Grein. Dabei gibt es eine Faustregel, genannt FAST, die bei der Erkennung eines Schlaganfalls helfen kann:
F wie Face: Ist das Gesicht einseitig gelähmt?
A wie Arms: Ist die Armbewegung eingeschränkt?
S wie Speech: Ist die Sprache verwaschen, undeutlich?
T wie Time: Keine Zeit verlieren und sofort den Notruf 112 wählen.
Bei einem Schlaganfall zählt tatsächlich jede Minute. Innerhalb von 60 Sekunden sterben zwei Millionen Gehirnzellen, 14 Milliarden Synapsen und zwölf Kilometer Nervenfasern. Deshalb sollte bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall immer sofort der Rettungsdienst gerufen werden und dieser das nächstgelegene Krankenhaus mit spezialisierter Schlaganfallstation anfahren. Auf diese Weise können Rettungsdienst und Ärzte sofort mit der Therapie beginnen und damit die Anzahl der Todesfälle und den Schweregrad einer Behinderung durch Schlaganfall erheblich reduzieren.
Die Neurologie an der Ilmtalklinik Pfaffenhofen kooperiert eng mit dem „NEVAS-Netzwerk“ (Neurovaskuläres Versorgungsnetzwerk Südwestbayern). „Die ganz überwiegende Anzahl der Schlaganfälle können in Pfaffenhofen behandelt werden“ fasste Grein zusammen. „Doch auch für Spezialfälle kann die an der Ilmtalklinik begonnene Behandlung oft entscheidend zum guten Ergebnis beitragen.“ Die Neurologie an der Ilmtalklinik und die enge Zusammenarbeit mit NEVAS erlaubt eine zeitgerechte und optimale Versorgung aller Schlaganfallpatienten in den umliegenden Landkreisen.
Wichtige weitere Schlaganfallsymptome sind nach einer Mitteilung der Ilmtalklinik:
Lähmung: halbseitig Arm, Bein, Gesicht („hängender Mundwinkel“
Sehstörung: einseitig oder halbseitiges Gesichtsfeld, Doppelbilder
Gefühlsstörung: Gesicht, Arm, Bein
Schmerz: Akut einsetzender Kopf- und Nackenschmerz
Bewusstsein: alle Grade bis zum Koma
Koordination: Schwindel, Gangunsicherheit
Sprache: Sprach- und Sprechstörungen, Schwierigkeiten , Gesprochenes zu verstehen
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