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Mit Bubikopf und Korsett – Andreas Sauer

(Pfaffenhofen, mh)

Mit Bubikof und Korsett – Andreas Sauer


Stadtarchivar Andreas Sauer ist wieder einmal tief in den staubigen Keller der Pfaffenofener Geschichte gestiegen und ist mit erstaunlichen Ergebnissen zum Thema Mode und Textilindustrie von der Mitte des 19. bis zur ersten Hälfte des 20.Jahrhunderst, wieder an das Tageslicht gekommen.


Textilindustrie in Pfaffenhofen, mitten in der Hallertau, wo um die 50ziger Jahre noch die Misthaufen mitten in der Stadt vom Reichtum der Besitzer erzählten. Eben dieser Reichtum wollte auch öffentlich ausgeführt werden, die nötigen Utensilien, vom Frack über die Schuhe, bis zum blütenweißen Sonntagshemd, wollen vor Ort gegen Monetäres, erstanden werden. Eine riesige Umlandbevölkerung, die nicht nur zum Wochenmarktdienstag, sondern auch am Samstag die Stadt bevölkerte, wollte sich im Stil der Zeit einkleiden.
Hutmacher, Handschuhmacher, Kleidergeschäfte und Läden für die komplette Aussteuer, eröffneten nachdem 1868 die bayerische Gewerbeordnung gelockert wurde. Nun konnten auch Kaufleute außerhalb der Zünfte ein Gewerbe anmelden oder selbst in die Produktion einsteigen.
Als erster Arbeitgeber neben den Brauereien, hat die „Deutsche Blaudruck“ so etwas wie einen industriellen Betrieb eröffnet. Die industrielle Herstellung von Kleidung senkte die Preise und eröffnete vollkommen neue Kundenstämme. Der Sonntag mit dem Kirchgang oder zum Flanieren auf dem Hauptplatz, geriet zur Modenschau. Erste Stoffgeschäfte, Nähmaschinen, die Schneiderinnen mussten nicht mehr für einen Hungerlohn von Bauer zu Bauer ziehen, sondern eröffneten als Modisten eigene Manufakturen.


Kriegswirren und Mangel brachten schwere Einschnitte, streckenweise wurde nur noch für das Militär produziert, der private Verkauf kam zum Erliegen. Nach dem zweiten Weltkrieg eröffnete das Wirtschaftswunder neue Möglichkeiten, das erste Kaufhaus mit Abteilungen für Ober- und Unterbekleidung für Damen und Herren in einem Gebäude, alle Größen von der Stange, das neue Geld wurde schnell unter die Leute gebracht.
Die Ausstellung „Am seidenen Faden – Die Geschichte des Textilgewerbes in der Stadt Pfaffenhofen“ wird vom 8. April bis 13. Mai im Pfaffenhofener Rathaus gezeigt.
Der Historiker und Pfaffenhofener Stadtarchivar Andreas Sauer M. A. erläutert die wichtigsten Ergebnisse seiner Recherchen, bei der Eröffnung der Ausstellung am 8. April um 19.30 Uhr. Eine wichtige Rolle spielen dabei, neben vielen kleinen Schneidereien, vor allem die „Deutsche Blaudruck GmbH“, die bis in die 1970er Jahre einer der bedeutendsten Arbeitgeber in Pfaffenhofen war, und die „ARONA“-Strickwarenfabrik.


Die nächste Ausgabe der „Pfaffenhofener Stadtgeschichte(n)“ beschäftigt sich ebenfalls mit der Geschichte des örtlichen Textilgewerbes. Das Heft liegt während der Ausstellung im Rathaus kostenlos zum Mitnehmen aus.
 

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