Musikalischer Thunderstorm aus San Antonio, Tx.
(Rohrbach, rs)"Hi folks, how are you doing tonight?" Neal Black, in Frankreich lebender Gitarrist aus Texas, war am Sonntagabend im Rohrbacher Incontri zu Gast und lieferte ein Feuerwerk aus Rock, Blues, Country und Rock'n'Roll. Die Lautstärke mag dem einen oder anderen zu intensiv gewesen sein, nur: diese Musik MUSS laut sein, alles andere geht gar nicht!
Gleich vorne weg ein ganz dickes Lob an denjenigen im Incontri Kulturverein, der diese Musiker für einen Auftritt in der Kulturwerkhalle gewinnen konnte. Profis durch und durch, Blues und Rock im Blut und dabei derart gut drauf, dass das Publikum gar nicht anders konnte als vor Begeisterung mitzumachen. Neal Black (Gitarre, Gesang), Mike Lattrell (Keyboard), Kris Jefferson (Bass) und Dave Bowler (Schlagzeug) kommen ursprünglich alle aus den Staaten, neben dem Texaner sind es New York und New England Gewächse. Jeder Musiker für sich ist dabei ein absoluter Virtuose auf seinem Instrument:
- Neal Black spielt die Gitarren von slide bis hart, mal streichelnd zart, dann wieder auf sie einhämmernd wie es sich für den geraden US-Rock in Richtung der Südstaaten gehört; seine Reibeisenstimme gibt den Songs den Touch von Anrüchigkeit, die sie brauchen, um authentisch rüber zu kommen.
- Dave Bowler - eingesprungen für den eigentlich angekündigten Jean Michael Tallet - outet sich als Frohnatur hinter dem Schlagzeug, immer den Rhythmus antreibend und den Songs noch den allerletzten Klang herausholend.
- Mike Lattrell hält es hinter seinem Keyboard eigentlich gar nicht aus; man wartet während des gesamten Konzerts darauf, dass er irgendwann auf sein Instrument springt, so sehr wird dieses bearbeitet; dabei gelingen auch ihm neben den harten Tönen die ganz ruhigen Piano-Passagen in überzeugender Manier.
- Und dann er: Kris Jefferson. Noch nie hat man in seinem Konzertgängerleben ein solches Bass-Solo erlebt wie am Sonntagabend kurz vor der Pause; der Mann steht die ganze Zeit vollkommen unaufgeregt und kaum eine Miene verziehend im hinteren Teil der Bühne, schwarz vor schwarz, nur die weißen Zähne und die weiße Augenhaut scheinen nach vorne durch; und dann kommt sein Part: Solo für Bass, angefeuert vom Schlagzeug, spielt sich der Mann geradezu in Ekstase, um nach dem verdienten Applaus sofort wieder in diese professionelle, stoische Ruhe zurückzufallen.
Die Setlist wird angeführt von vielen eigenen Stücken der veröffentlichten CD's "Before Daylight" und "Handful of Rain". Die Texte basieren auf "wahren Geschichten aus harten Zeiten in Texas (nach einem 'Missverständnis' mit einem Sheriff und nachfolgendem Gefängnisaufenthalt". Die Inhalte seiner Texte seien - so die Stellungnahme seiner Plattenfirma - eher eine "Bluesy Version of Bukowski" und die Gitarre spiele er wie ein Turbo-geladener Peter Green. Anspieltipp der eigenen Stücke ganz sicher das als letzte Zugabe aufgeführte "Jesus & Johnny Walker".
Aber auch Klassiker gibt es im Konzert von Neal Black & The Healers, allerdings - nicht unerwartet - in einem komplett anderen Gewand als bekannt. "I cannot sing this song very well", kündigt er Jimmy Cliffs "I can see clearly now" an. Braucht er auch nicht, das Gut-Singen-Können, denn erstens unterstützt ihn das Publikum, zweitens "weint" seine Gitarre die Melodien derart gefühlsbetont, dass Gesang immer mehr in den Hintergrund verschwindet. Der Bo Diddley / Johnny Winter / Juicy Lucy Klassiker "Who do you love" - schon so ewig lang nicht mehr gehört - ging durch Mark und Bein, und die Hommage an die guten alten Allman Brothers ließ viele im Publikum fragend dreinschauen: "Kenne ich, aber was ist das noch mal?"
Ok, es gab ganz sicher einige aus dem Kreis des Incontri-Stammpublikums, denen es zu laut und vielleicht auch zu hart war. Nur bieten die Rohrbacher mit ihrem abwechslungsreichen Programm Musik für alle Geschmäcker. Und da gehört es auch einmal dazu, dass gerockt wird, was das Zeug hält. Jederzeit gerne wieder!
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