Enkeltrickbetrug nimmt zu, Wohnungseinbrüche nehmen ab
(Ingolstadt / Pfaffenhofen, rt)Polizeipräsident Walter Kimmelzwinger
Die Kriminalitätslage und die Sicherheitsbilanz des vergangenen Jahres im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord hat dieser Tage Polizeipräsident Walter Kimmelzwinger in Ingolstadt der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Landkreis Pfaffenhofen gab es gegenüber dem Vorjahr weniger Straftaten, gleichzeitig ist aber auch die Aufklärungsquote gesunken.
Insgesamt wurden voriges Jahr im Landkreis 4.424. Straftaten bekannt. Gegenüber 2014 sind dies 198 Fälle weniger, was einen Rückgang von 4,3 bedeutet. Davon klärte die Polizei 2.800 Taten auf, demnach beträgt die Aufklärungsquote 63,3 Prozent. Damit ist sie im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent gesunken. Die Kriminalitätsbelastung liegt im Landkreis Pfaffenhofen nach den Angaben aus dem Polizeipräsidium bei 3.638 (im Präsidiumsbereich bei 4.178) Straftaten je 100.000 Einwohner, was eine Häufigkeitszahl von 3.852 nach sich zieht. Die Häufigkeitszahl wird benutzt, um das Verhältnis zwischen Einwohner und begangenen Straftaten auszudrücken.
Kriminalitätsbelastung im Zehn-Jahres-Vergleich. Alle Grafiken: Polizeipräsidium Oberbayern Nord
Als Besonderheiten werden in dem Bericht neben der Protestversammlung zur Pfaffenhofener Moschee und der Brand in einem Rohrbacher Sägewerk auch mehrere neu errichtete Asylbewerberunterkünfte im Dienstbereich der Polizeiinspektion Geisenfeld erwähnt. Diese führten zu erhöhtem Einsatzaufkommen. Über 50 körperliche Auseinandersetzungen unter Asylbewerbern waren zu bewältigen und erforderten oftmals zusätzlich Unterstützung von benachbarten Dienststellen.
Für den gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums stellte Kimmelzwinger fest, dass es einen minimalen Anstieg der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr gegeben habe und sein Verantwortungsbereich die niedrigste Häufigkeitszahl aller bayerischen Polizeipräsidien habe.
Die Aufklärungsquote konnte um 1,3 Prozent gesteigert werden. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung habe es einen Rückgang im Bereich der Einbruchskriminalität gegeben, während gleichzeitig die Fallzahlen bei Vermögens- und Fälschungsdelikten angestiegen seien. Kimmelzwinger stellte ferner eine erneute Zunahme des Ausländeranteils bei den Tatverdächtigen fest. Er schränkte aber dazu auch ein, dass dies differenziert zu betrachten sei. So müsse man unter anderem beachten, dass es sich etwa auch um Touristen oder Schüler und Studenten handeln könne. Es handle sich also nicht immer nur um Asylbewerber.
Die Kriminalitätsbelastung in den Landkreisen zeigt insgesamt ein uneinheitliches Bild. Während in vier Landkreisen und der Stadt Ingolstadt die Zahl der registrierten Straftaten teilweise deutlich anstieg, verzeichneten die restlichen sechs Landkreise im Bereich des Präsidiums überwiegend einen kräftigen Rückgang. Auffällig ist die Zunahme der Fallzahlen insbesondere in Ingolstadt, sowie in den Landkreisen Starnberg und Eichstätt. Am deutlichsten fällt diese mit 10 Prozent für die Stadt Ingolstadt selbst aus, was zugleich mit einer Häufigkeitszahl von 8.158 die höchste Kriminalitätsbelastung im Präsidialbereich bedeutet. Eichstätt weist trotz des Anstiegs der Straftaten mit einer HZ von 2.393 immer noch den niedrigsten Wert aller 10 Landkreise auf. Der Nachbarlandkreis Neuburg-Schrobenhausen (HZ 3.592) sowie der Landkreis Ebersberg (HZ 3.137) verzeichnen mit Minus 6,7 Prozent beziehungsweise Minus 6,4 Prozent den höchsten Rückgang bei den Straftaten.
Der Leiter des Sachgebietes Verbrechensbekämpfung, Jürgen Schermbach, sagte unter anderem, dass der sogenannte Enkeltrickbetrug drastisch ansteige. Während im Jahr 2014 noch 166 Delikte angezeigt worden waren seien es ein Jahr später bereits 502 Fälle gewesen. Dagegen habe der Wohnungseinbruch - nach stetigem Anstieg über etliche Jahre hinweg – 2015 erstmals wieder abgenommen. Einen Grund dafür sieht Schermbach in der Präventionsarbeit der Polizei.
Leitender Polizeidirektor Jürgen Schermbach
Für seinen Zuständigkeitsbereich – zu dem auch der Markt Manching zählt – zog Peter Heigl, Leiter der Polizeiinspektion Ingolstadt das Fazit, dass in Ingolstadt und den Umlandgemeinden trotz des Anstiegs der Straftaten nach wie vor eine gute Sicherheitslage bestehe. Zwei von drei Straftaten würden aufgeklärt. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger nehme weiter zu. Heigl gab zu bedenken, dass zugleich auch die Zahl der Ausländer beziehungsweise Zuwanderer zugenommen habe. Neun Prozent der ermittelnden Tatverdächtigen seien Asylbewerber, die überproportional bei Kleinkriminalität (etwa Ladendiebstahl und Leistungserschleichung) beteiligt seien. Die Gefahr, Opfer eines Gewalt- oder Sexualdeliktes durch einen Asylbewerber zu werden, sei für Ingolstädter Bürger gering. In diesem Zusammenhang bemerkte Heigl: „Auch wir wollen nichts verschweigen, wir möchten Transparenz schaffen. Den Vorwurf wollen wir uns nicht aussetzen, die Polizei würde bewusst Sachverhalte unter der Decke halten. Wir haben keinen Maulkorb.“ Die Polizei brauche das Vertrauen der Bürger für eine erfolgreiche Arbeit.
Leitender Polizeidirektor Peter Heigl
Symptomatisch für die gesamte bayerische Polizei dürfte der Ingolstädter Personalbedarf sein. Heigl sprach von einer Sollstärke von 201 Beamten. Tatsächlich seien aber nur 180 vorhanden und davon wiederum nur 155 Kräfte tatsächlich verfügbar. Trotz dieser Diskrepanz zeigte er sich einigermaßen zufrieden. Vermutlich sieht es anderswo noch schlechter aus.
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