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LESERBRIEF

(Reichertshofen, hal)

 

Zur Berichterstattung in unserer Zeitung über die neue Aussegnungshalle auf dem Langenbrucker Friedhof erreichte unsere Redaktion folgender Leserbrief von Karl Schweiger aus Reichertshofen, den wir hiermit ungekürzt wiedergeben:

 

Wer hat den Schwarzen Peter im Kunststreit?

Pfarrer Michael Schwertfirm zieht die Reißleine in einem öffentlich ausgetragenen Kunststreit zwischen zwei Anbietern. Und jetzt wird im Gemeinderat Reichertshofen hitzig darüber diskutiert, wer denn daran schuld sei. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Ein kurzer Rückblick:

Die Mayer`sche Hofkunstanstalt aus München oder die Künstlerin Caroline Jung aus Reichertshofen? Wer soll den Auftrag für die Ausgestaltung der Rückwandverglasung für die Aufbahrungsstätte Langenbruck erhalten? Nach mehreren Sitzungen eines Arbeitskreises sollte im März 2016 im Marktgemeinderat Reichertshofen die Entscheidung fallen. Die ehrenamtlichen Gemeinderäte wurden in diese Sitzung vorübergehend zu Kunstsachverständigen „honoris causa“ bestellt und stimmten über die zwei Angebote der Künstler ab. Die Abstimmung endete mit einer Pattsituation von 9 : 9 Stimmen, wobei auch Bürgermeister Franken für den Entwurf von Frau Jung stimmte. Nach diesem Unentschieden ließ der Bürgermeister kurzerhand und entgegen der Geschäftsordnung der Gemeinde ein zweites Mal abstimmen, diesmal endete die Entscheidung bekanntlich mit 11 : 7 für den Entwurf von Frau Jung. Nach Bekanntwerden dieses Ergebnisses kam es in Langenbruck zu Protesten von Bürgern, die in einer Unterschriftenaktion ihren Ausdruck fanden.

Im Anschluss verteidigte 2. Bürgermeister Adolf Kothmeier in mehreren öffentlichen Stellungnahmen, unter anderem gegenüber hallertau.info und in Form eines Leserbriefes an den Donaukurier vom 30.03.2016, das Ergebnis der Abstimmung und bezog eindeutig Stellung für Frau Jung. Gleichzeitig hat Kothmeier den Initiatoren der Unterschriftenaktion, unter ihnen auch CSU-Gemeinderat Josef Pfab, Irreführung der Bevölkerung unterstellt und den Unterzeichnern, dass sie scheinbar nicht korrekt informiert gewesen seien, wie sich die Sache genau verhält. Ein Großteil der 372 Unterzeichner waren also laut Kothmeier ahnungslos oder wurden getäuscht? Ein schwerwiegender Vorwurf.

Es wäre auch Frau Jung gegenüber nicht gerecht, darüber zu spekulieren, ob Bürgermeister Franken und sein Stellvertreter Kothmeier mit ihrem leidenschaftlichen Einsatz eine heimische Künstlerin bevorzugen wollten. Das wurde bereits auf anderen Plattformen diskutiert.

Jedenfalls scheint es so, dass bereits bei den Diskussionen im Arbeitskreis herzlich aneinander vorbei geredet wurde. Und offenbar wurden bei den Gesprächen unter Leitung von Bürgermeister Franken auch wichtige Aspekte der lokalen kirchenkünstlerischen Historie und des Urheberrechts außer Acht gelassen. Wenn jetzt von den Bürgermeistern Franken und Kothmeier von einem Missverständnis gesprochen wird und beide versuchen, den Initiatoren der Unterschriftenaktion oder gar dem Langenbrucker Pfarrer Michael Schwertfirm den „schwarzen Peter“ zuzuschieben, dann halte ich für mehr als unfair und sehr bedenklich. Vielmehr müssen sich Bürgermeister Franken und sein Stellvertreter Kothmeier in dieser nicht nur für die Künstler beschämenden Angelegenheit einmal selbst fragen, ob sie wirklich alles getan haben, um sich und ihre Gemeinderäte im Vorfeld umfassend auf die Abstimmung vorzubereiten.


Karl Schweiger, Gotteshofner Str. 12, 85084 Reichertshofen

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Anmerkung der Redaktion: Meinungsbeiträge von Lesern dienen der wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit, deshalb kommen in Leserbriefen auch Meinungen zu Wort, die die Redaktion gegebenenfalls nicht teilt.  

 

 

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