Erdogan in Wolnzach?
(Wolnzach, hr)Foto:Regler/Archiv
Es scheint fast als befände man sich nicht mehr in Bayern und schon gar nicht mehr in Deutschland, sondern viel mehr in der Türkei. Dort gelten bekanntermaßen für Journalisten andere Regeln und Maßstäbe, wie auch ein satirischer Beitrag des WDRs gezeigt hat. Pressefreiheit begreift man dort eher als ein Fremdwort. Aus Sicht der Deutschen ist man doch froh, dass hier andere Spielregeln gelten. Eigentlich.
Geographisch trennen etwa 2500 Kilometer Wolnzach und den türkischen Regierungssitz, bei so manchem Oppositionspolitiker scheint die Distanz deutlich geringer zu sein. „Satire und Komik ist nicht alles“, wetterte der Wolnzacher Gemeinderat und ehemalige Bürgermeister Josef Schäch, der mit diesen Worten am Ende einer fast dreistündigen Sitzung vom Bürgermeister forderte, in die Berichterstattung der örtlichen Presse einzugreifen.
Ein Satz, der eine doch eher merkwürdige Rechtsauffassung offenbart, denn anscheinend misst der ehemalige Wolnzacher Bürgermeister hier mit zweierlei Maß: Während Angriffe und Drohungen in dem von FDP-UW-BGW herausgegebenen Zeitungsblatt für ihn völlig normal zu sein scheinen, fühlt er sich an der humoresken Betrachtung so mancher Satire gestört. Dabei, und das scheint der FDPler zu vergessen, ist es eine der Kernaufgaben der Presse, Nachrichten zu verbreiten, Stellung zu nehmen und Kritik zu üben, mit der die die FDPler auch in ihrer Zeitung nicht immer zurückhaltend umgehen.
Nun stellt sich letztlich nur eine Frage: Welche Berichterstattung wäre denn gewogen? Eine, die die die Situation im Gemeinderat verharmlost, die über die Spannungen, die im Übrigen nicht seitens der Presse dort hineingetragen wurden, ignoriert? In jedem Falle, obliegt diese Entscheidung nicht dem Wolnzacher Gemeinderat, denn „Gott sei Dank“ leben wir noch in einem Land der Pressefreiheit, auch wenn es die Wolnzacher Opposition gerne anders hätte. Aber vielleicht eröffnet man von dieser Seite demnächst ein türkisches Konsulat in Wolnzach und bestellt dann bei unliebsamen Presseberichten den Bürgermeister ein.
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