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Asyl-Unterkünfte für Ilmmünster

(Ilmmünster, rs)

Ilmmünster muss laut landkreisweit vereinbartem Zuweisungsschlüssel bei aktuell 2098 Einwohnern darauf vorbereitet sein, mindestens 40 Asylbewerber unterbringen zu können. Mit einigen in einem Haus in der Sonnenstraße untergebrachten Flüchtlingen hat man in der Gemeinde bisher - so wurde auf der Informationsveranstaltung zu diesem Thema am Donnerstagabend deutlich - keine guten Erfahrungen gemacht.


Stellten sich den Fragen der Bürger in Ilmmünster: Martin Wolf, Karl Straub, Anton Steinberger (von links)

Als oberster Vertreter des Landkreises plane er mit etwa 3% Zuweisungen, das wären gesamt 3600 Asybewerber, auf die man vorbereitet sein wolle, so Landrat Martin Wolf (CSU) einleitend zu den etwa 100 Besuchern einer Informationsveranstaltung zu eben diesem Thema im Ilmmünsterer Fischerwirt. Zwar seien die Zahlen neuer Ankömmlinge aktuell rückläufig, die Zahl im Landkreis registrierter Asylbewerber sei seit Jahresbeginn von 2000 auf 1800 zurückgegangen; nur wolle man definitiv keine Überraschungen erleben und rechne lieber einen Puffer in der Suche nach Wohnraum ein. In Ilmmünster müsse demnach mit 40 Asylbewerbern (bei Kalkulation mit 2%; 60 bei 3%) gerechnet werden; es sei bereits das oben erwähnte Haus in der Sonnenstraße zur Verfügung gestellt worden, wegen einer Liegenschaft in der Freisinger Straße sei man in Verhandlungen. Als Standort für Wohncontainer sei das der Gemeinde gehörende Grundstück am Friedhof (Verbindungsstraße nach Scheyern) vorgesehen.

Alternative Grundstücke für den nach Meinung vieler nicht idealen Standort der Wohncontainer habe die Gemeinde laut Bürgermeister Anton Steinberger (CSU) eroiert, jedoch habe man von den jeweiligen Eigentümer keine Bereitschaft zur endgültigen Bereitstellung erhalten. "Grundsätzlich würden sie ihre Liegenschaft in dem einen oder anderen Fall zur Verfügung stellen wollen, aber sie haben durchwegs Angst vor den Nachbarn", so die Begründungen der Eigentümer laut Steinberger. Und eines sei ganz sicher in keinem Fall das Ziel aller Verantwortlicher: die Beschlagnahmung der Turnhalle nämlich.

Natürlich wurden die - leider negativen - Erfahrungen mit Asylanten in der Ilmmünsterer Sonnenstraße diskutiert, nur könne dies nicht zur Verallgemeinerung der Charaktere genommen werden, die in den Landkreis kämen, so die einhellige Meinung von Wolf, dem Landtagsabgeordneten Karl Straub (CSU) und dem Leiter der Polizeiinspektion Pfaffenhofen, Thomas Schmid. Die dort zunächst untergebrachte Familie aus dem Kosovo finde definitiv keine Anerkennung; dass die tschetschenische Frau in Vollverschleierung durch den Ort laufe und Besucher aus anderen Teilen Deutschlands empfange, sei rein rechtlich nun einmal nicht zu unterbinden.

Beim geplanten Standort für Wohncontainer in der Nachbarschaft zum Friedhof sorgten sich einige Bürgerinnen und Bürger um das Wohlergehen der zu erwartenden Flüchtlinge. Das sei ja viel zu sehr außerhalb, da könne Integration nicht funktionieren. Und jedes Mal, wenn sie von der Bushaltestelle oder vom Supermarkt zurückkämen, müssten sie den steilen Berg hinauf. Ein Standort in der Nähe der Sport- und Tennisplätze an der B13 sei doch wesentlich besser gelegen und würde mehr Möglichkeiten zur Integration bieten. Ob der eigentliche Antrieb dieser Argumentionen wirkliche Sorgen engagierter Bürger sind oder ob sich dahinter nicht eher der Versuch sich um ihr Eigentum sorgender Nachbarn verbirgt, ein Umdenken bei den Planungs-Verantwortlichen zu erreichen, war nicht vollends nachvollziehbar.

Das Zusammenleben zwischen Bewohnern und Flüchtlingen könne sich in sehr kurzer Zeit durchaus positiv entwickeln, machte eine Mitarbeiterin des Asyl-Helferkreises Reichertshausen deutlich. Dass sie ganz offensichtlich von Anwesenden aufgefordert wurde, samt ihrer beiden syrischen Begleiter den Saal möglichst sofort zu verlassen, weil sie "hier unerwünscht" sei, das wirft kein wirklich gutes Licht zumindest auf jene Verweigerer und lässt noch viel Unruhe ob dieses Themas in Ilmmünster befürchten. Auch die Frage einer Teilnehmerin, weshalb die Helferkreise "denen nicht unsere Werte vermitteln", deutet eher auf voreingenommenes Abwarten als auf konstruktives Engagement hin. Wie immer und überall auf derartigen Veranstaltungen hat natürlich auch hier wieder der eine oder andere das eine oder andere über "die" gehört, was angebliche Käufe von Luxusartikeln betrifft oder Ladendiebstähle im organisierten Stil; letzteres konnte der Vertreter der Polizei anhand verfügbarer Statitistiken eindeutig widerlegen.

Diskussionsstoff gab es noch vor der gemeindlichen Situation zu den Themen Familiennachzug und Mentalität der Flüchtlinge. Bei einer aus den Erfahrungen heraus kalkulierten Anerkennungsrate von 60% bedeute das bezogen auf die ungefähr 40 Asylbewerber 24 Menschen, die wohl werden bleiben dürfen und für die fester Wohnraum gesucht werden müsste - eigentlich im Gemeindegebiet, man arbeite diesbezüglich aber landkreisweit zusammen, wie Landrat Wolf betonte. Bei einem durchschnittlichen Nachzug von 3,5 Familienmitgliedern ergäbe das für Ilmmünster mehr als 80 neue Einwohner. Nachzugsberechtigt sind hierbei Ehepartner und leibliche Kinder. In Pfaffenhofen, Wolnzach und Vohburg werden bereits Wohnhäuser gebaut, die die Aufnahme von Familien ermöglichen sollen.

"Wir müssen in der Lage sein, Solidarität zu beweisen. Lasst es uns versuchen," appellierte Bürgermeister Steinberger abschließend an seine Bürgerinnen und Bürger. Vieles wird davon abhängen, wie stark sich ein Helferkreis etabliert, der zumindest die abwartend unvoreingenommenen Mitbürger in die Welt des zunächst Fremdländischen mitnimmt. Bei einigen anderen wird das wohl ein relativ aussichtsloses Unterfangen werden.
 

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