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Selbstdarsteller künftig ohne Regisseur

(Wolnzach, hr)

Da saß die Fraktion der FDP-UW-BGW noch zusammen. Heute schein sich die Wege mehr und mehr zu trennen.

Was schreibt man über die Wolnzacher Gemeinderatssitzung, wenn einer der Hauptdarsteller fehlt? Sachthemen? Nein, denn obwohl Gemeinderat Matthias Boeck aus beruflichen Gründen nicht anwesend war, hatte die Sitzung gerade auch für die Zuschauer, die extra aus Mainburg angereist waren, durchaus ihren Unterhaltungswert und endet sogar mit einem weiteren Paukenschlag.

Die Riege der Selbstdarsteller im Wolnzacher Gemeinderat ist so groß, da fällt es kaum auf, wenn einer einmal fehlt. Bei Themen wie der Kulturhalle, dem Dorfgraben in Eschelbach und dem Teilflächennutzungsplan sprangen die Räte Wallner und Rech in die Bresche und sorgten dabei einerseits für Kopfschütteln, andererseits auch für ein „gewisses“ Amüsement im Publikum.

Besonders am Dorfgraben in Eschelbach (ein ausführlicher Bericht folgt!) schieden sich die Geister. Dass es dort Probleme gibt, das ist hinlänglich bekannt. Immer wieder beklagten sich Anwohner über austretendes Wasser. Nun hat auch ein Gutachter, das was zumindest in Eschelbach ohnehin schon jeder wusste, festgestellt: Er ist undicht! Wie aber soll es nun weitergehen? Das war die Frage, mit der sich der Gemeinderat auseinanderzusetzen hatte, denn es lag ein Vergleichsangebot auf dem Tisch.

Und genau in diesem Punkt kam das ganz besondere Verhältnis, das in diesem Gremium herrscht, zum Tragen. Gemeinderat Peter Rech (FDP-UW) monierte, dass er das Gutachten nicht habe einsehen können, folglich sei es ihm auch nicht möglich, einem Vergleich heute zuzustimmen. „Die Fragen, die an den Sachverständigen gestellt wurden, und auch seine Antworten liegen den Fraktionen vor“, die Antwort des Bürgermeisters, der in diesem Punkt auch betonte, dass die Vergleichsvereinbarung mit dem Amt für ländliche Entwicklung und dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt sei. Ein Satz, der den UWler aber bekanntermaßen nicht überzeugte. Er zweifelte in diesem Zuge nicht nur den vorgelegten Vergleich an, sondern auch die Zusammenfassung des Gutachtens. Nichts Neues für die aufmerksamen Beobachter der Sitzungen in Wolnzach. Schließlich wird von Seiten der FDP-UW-BGW erst einmal alles in Zweifel gezogen.

Auch die Arbeit von Architekt Udo Talke. Dieser ist derzeit mit den Planungen zur Wolnzacher Vereins- und Kulturstätte befasst. Und hier steht man bekanntermaßen erheblich unter Zeitdruck. Bis November muss der entsprechende Förderantrag mit einer entsprechenden Baugenehmigung vorliegen, um letztlich auch die bereits zugesagen 200.000 Euro Förderung erhalten zu können. Man könnte sagen, ein durchaus sportliches Zeitfenster. Doch auch in diesem Punkt ging es nicht ohne Störfeuer aus der gewohnten Ecke. Gemeinderat Max Wallner forderte gemäß dem Beschluss, den dieses Gremium bereits gefasst hatte, Planer Udo Talke einen Projektsteuerer zur Seite zu stellen. Eine Forderung, über die selbst Josef Schäch zu diesem frühen Stand der Planung nur den Kopf schütteln konnte. „Des is doch g’rad so wenn man d’Hebam vor der Zeugung holt!“ Doch selbst die deutlichen Worte von zu diesem Zeitpunkt „Noch“-Fraktionsführer Josef Schäch schienen in der Luft zu verpuffen.
Dass dann letzten Endes auch noch erneut über das Thema "Windkraft" und somit den Teilflächennutzungsplan sowie einen möglichen Ausstieg aus dem Planungsverband gestritten wurde, war, wenn man so will, der Höhepunkt dieser Sitzung. Wieder einmal wurde von Seiten Wallners und Rechs mit der Begründung, dass aufgrund der 10H-Regelung in der Großgemeinde Wolnzach kein Windrand möglich sei, der Ausstieg aus dem Planungsverband gefordert. Dass aber davon der bauliche Außenbereich bislang nicht berührt ist, sondern die 10H lediglich auf den Innenbereich Anwendung findet, das wird dort geflissentlich und konstant mit einer schon erstaunlichen Beharrlichkeit ignoriert. Anstatt sich an den Aussagen der Fachleute zu orientieren, scheint in dieser Fraktion eine ganz eigene Rechtsauffassung zu bestehen.

Dies gipfelte schlussendlich darin, dass Josef Schäch – eigentlich die Gallionsfigur dieser Fraktion – am Ende der Sitzung sein Amt als Fraktionsführer niederlegte! Er begründete seine Entscheidung damit, dass er nicht nur mit Thomas Stockmaier einen Fraktionskollegen verloren habe, sondern auch dass es ihm in der Vergangenheit nicht gelungen sei, auf seine Ratskollegen entsprechend einzuwirken. Damit kapitulierte der ehemalige Wolnzacher Bürgermeister vor dem Eigensinn seiner Kollegen und gab als Konsequenz das Amt des Fraktionsführers ab.

So muss man am Ende konstatieren, dass sich die FDP-UW-BGW-Fraktion nach nur zwei Jahren Gemeinderatsarbeit selbst zerlegt hat und quasi in ihre Einzelteile zerfallen ist. Eines aber ist jetzt auch klar, nach dem Austritt von Thomas Stockmaier und dem Rücktritt von Josef Schäch sind zwar auch künftig weitere Störfeuer dieser Gemeinderäte zu erwarten. Von ihrer politischen Bedeutung hat sich die Fraktion damit faktisch in Rauch aufgelöst. Insgesamt ist diese Opposition, die mit 11831 Stimmen aus der Kommunalwahl kam, nach nur zwei Jahren auf 4580 eingedampft.
 

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