Aufhalten, bevor es zu spät ist
(Pfaffenhofen / Scheyern , rt)Bund-Naturschutz-Chef Professor Hubert Weiger hielt die Festrede und rief zu verantwortlichem Handeln auf.
Dreifachen Grund zum Feiern mit viel Prominenz gab es gestrigen Samstagnachmittag im Scheyerer Prielhof für die Kreisgruppe Pfaffenhofen im Bund Naturschutz (BN). Die wurde nämlich 40 Jahr alt, 30 Jahre die Ortsgruppe Reichertshofen/Baar-Ebenhausen/Pörnbach obendrauf besteht die Umweltbildungseinrichtung „Grünes Klassenzimmer“ 20 Jahre. Festredner Weiger rief zu verantwortlichem Handeln auf.
„Das, was hier geleistet worden ist, entspricht einer Kultur der Achtsamkeit“, lobte BN-Landesvorsitzender und Festredner Professor Hubert Weiger. Die aktuell über 3000 Mitglieder zählende Kreisgruppe habe schon von Beginn ihrer Geschichte am 4. Mai 1976 Beachtliches geleistet, viel bewegt und sei in den Herzen der hier lebenden Menschen angekommen. Von besonderer Bedeutung hierbei seien auch die Leistungen des verstorbenen früheren Vorsitzenden Ludwig Hirschberger zu nennen, der es verstanden habe, Landwirtschaft und Naturschutz zusammenzubringen. Der Landkreis Pfaffenhofen war damals einer der wenigen in Bayern, die noch keine eigene Kreisgruppe etabliert hatten – woraufhin der damalige BN-Landesvorsitzende Hubert Weinzierl Landwirtschaftsminister Hans Eisenmann (CSU) um Hilfe gebeten hatte und der wiederum Hirschberger für diese Aufgabe gewinnen konnte. Unterstützung fand Hirschberger seinerzeit von Studienrat Hermann Kaplan und dem späteren Landrat Rudi Engelhard (CSU).
Aufhalten, bevor es zu spät ist
Weiger prangerte unter anderem auch den Einsatz von Giften in der Landschaft an: „Man braucht kein Experte zu sein, um zu erkennen, dass wir Fehlentwicklungen haben.“ Diese gelte es aufzuhalten, so lange es nicht zu spät dafür sei. Ein „weiter so“ gehe nicht mehr. Zudem forderte der BN-Landesvorsitzende ein flächendeckendes Verbot der Agrar-Gentechnik und ein Zurück zur bäuerlichen Landwirtschaft, deren Rahmenbedingungen zu verbessern seien. Ein Appell, den er insbesondere an die Adresse der CSU richtete. Für wichtig hält Weiger, Kinder an die Natur heranzuführen. Dabei sei das gegenwärtig von Ulrike Kainz geleitete "Grüne Klassenzimmer" das überaus geeignete Instrument.
Deutschland halte er nicht für ein Land nachhaltiger Entwicklung. „Bei uns regiert nach wie vor das quantitative Wachstum.“ Wesentlich stärker als bisher müsse auf im Umgang mit der Umwelt auf die Wirkungen auf andere Regionen geachtet werden. „Wir müssen erkennen, dass wir statt Eigensinn Gemeinwohl brauchen.“ Weiger zitierte Papst Franziskus, der dazu aufrief, sich nicht nur um sich selbst zu kümmern und verantwortlich zu handeln.
Landrat Wolf
Unverzichtbare Umweltbildung
In seinen Grußworten ging Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU) auch auf die Umweltbildungsarbeit der BN-Kreisgruppe beziehungsweise des "Grünen Klassenzimmers" ein, das immerhin schon mehr als 43.000 Kinder besucht hätten. Der BN leiste damit eine „unverzichtbare ehrenamtliche Umweltbildung.“ Im hiesigen Landkreis werde das Spannungsfeld Naturschutz und Naturnutzung niemals konfliktlos sein. Die BN-Kreisgruppe habe sich dabei jedoch als „wichtiger Kontrolleur der Landkreispolitik“ erwiesen.
Bürgermeister Herker
Thomas Herker, sozialdemokratische Bürgermeister der Kreisstadt – die übrigens auch BN-Mitglied ist –, meinte, die Stadt und der BN seien „immer gut miteinander ausgekommen.“ Dies zeige sich auch in der Zusammenarbeit für die Realisierung der im nächsten Jahr kommenden Gartenschau. Parteiübergreifend genieße der BN großes Vertrauen für die Umsetzung des Naturschutzes.
Pater Lukas Wirth
Als eine „wunderbare Sache“ unter dem Dach des Scheyerer Klosters bezeichnete der dortige Cellerar, Pater Lukas Wirth, das "Grüne Klassenzimmer". Der Geistliche erinnerte mit Apostel Paulus daran, den Schöpfer in der Schöpfung zu erkennen und mit ihr achtsam umzugehen: „Wir sind nicht alleine auf dieser Erde, die nicht nur aus dem Menschen besteht.“ So manche Entwicklung die vergangenen Jahre mache ihn nachdenklich.
BN-Kreisgeschäftsführerin Janicher-Buska
Höhen und Tiefen
Janicher-Buska ging nochmals auf die Tatsache ein, dass die Kreisgruppe seit dem Rücktritt von Max Kainz vor mehr als einem Jahr nach einem neuen Kreisvorsitzenden sucht. Damit knüpfe man an die schwierige Suche nach einem Vorsitzenden vor vierzig Jahren an. Besonders gefreut habe es die BN-Kreisgruppe aber, dass der Gründungsvorsitzende posthum mit „Schutzgebiet Ludwig Hirschberger“ Namensgeber geworden sei für das erste Landkreisschutzgebiet im nördlichen Feilenmoos. Als schmerzhaft hingegen wurde die Abholzung des letzten Donau-Auwaldes für eine Staustufe bei Vohburg empfunden, die nicht verhindert werden konnte. „Für ein Kraftwerk, das heute nicht mehr rentabel arbeiten kann und daher stillsteht.“ Natur- und Umweltschutzarbeit sei in einem Boom-Landkreis wie Pfaffenhofen kein leichtes Unterfangen. “Wir haben in 40 Jahren viele Höhen und Tiefen erlebt.“ Alles in allem habe der BN dazu beigetragen, dass der Naturschutzgedanke im Landkreis wach bleibe.
Am Rande der Festveranstaltung, die von der „Famous-Jazzband“ musikalisch begleitet wurde, gab es Informationsstände und für Kinder und Jugendliche von den Mitarbeitern des "Grünen Klassenzimmers" und der Wolnzacher BN-Kindergruppe spannende Mitmachangebote.
Mit Sonderehrungen wurden Lisa Munz und Edgar Schüller-Munz von der Ortsgruppe Reichertshofen ausgezeichnet. Darüber und über die Ansprache von Josef Schweigard, Vorsitzender der Ortsgruppe Reichertshofen/Baar-Ebenhausen/Pörnbach, berichtet unsere Zeitung in einem weiteren Beitrag.
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