Hugo Wolf Quartett - Imagined Memories
(Pfaffenhofen, mh)Hugo Wolf Quartett - Imagined Memories
Von der Carnegie Hall New York in den Rathaussaal Pfaffenhofen, der kürzeste Weg, glaubt man denn der Vorankündigung. Gut Pfaffenhofen liegt sozusagen auf der Strecke von Manhatten nach Wien wo das Hugo Wolf Quartett zuhause ist. Imagined Memories, eingebildete Erinnerungen folgten nach Schuberts Streichquartett Nr. 13, D804 („Rosamunde”), das Letztere bewährt, klassisch, gewohnt.
Ralf Yusuf Gawlick, dem mit Familie anwesenden, aus Pfaffenhofen stammenden Komponisten der „Imagined Memories“, war es ein sichtbar inniges Anliegen, seine Musik an den Ort zu bringen, an dem seine Erinnerungen beginnen. Nur ein Jahr war er in Pfaffenhofen nach seiner Geburt, danach von seiner kurdischen Mutter zur Adoption freigegeben, führte ihn sein Weg über Österreich, Polen und in die USA. Was nimmt es Wunder, das eben die Creme der österreichischen Kammermusik, das Hugo Wolf Quartett, schon bei der Welturaufführung die Geburtshilfe geleistet hat. Sebastian Gürtler (Violine), Régis Bringolf (Violine), Subin Lee (Viola) und Florian Berner (Violoncello) behaupten sich seit 20 Jahren in der Weltspitze der Kammermusik und begeistern ein internationales Publikum.
Die europäische Uraufführung in Pfaffenhofen war eine Art logischer Schluss, eine Heimkehr und eine mehr als großzügige Geste an die lebenswertete Stadt der Welt. Dreieckige Schautafeln dienten als eine Art CODE um dem Publikum die kreisenden Bewegungen der Erinnerungskomposition, zu erleichtern.
Ungewöhnlich für verwöhnte Ohren, spannend aber auch für Menschen, die der Klassischen Musik nicht mächtig sind. Beeindruckend war auch die Macht der Stille, eine Pause ist nicht immer zum Ausruhen da, sie ist Teil des Ganzen.
Erstaunlich, die Ruhe im Saal, kaum einer konnte sich entziehen, die eigenen Bilder werden zur Musik addiert, jeder hört oder sieht, etwas Anderes. Kunst kann immer nur das Auslösen was schon da ist, Kunst auch musikalische, bleibt Eindruck des Erzeugers, der wahre Künstler, wird der Zuhörer oder Betrachter. Mir würde ein vielfältiges, mutiges und spannendes Grau dazu einfallen, im Grau sind bekanntlich alle Farben gemischt. Diese Noten zu spielen, ihnen Leben zu geben und Ausdruck, gelingt dem Hugo Wolf Quartett in grandioser Weise, die besten ihres Genres eben. Schwer ist leicht was, es braucht schon etwas Gelassenheit für diese Art der Kunst, womöglich erklärt das den schwachen Besuch.
Ralf Yusuf Gawlick nimmt auf jeden Fall neues, positives Erinnerungsmaterial mit in die Neue Heimat, vielleicht wird ja eine Komposition „Pfaffenhofen Memories NOW“ daraus. Kulturreferent Peter Feßl hat sich jedenfalls begeisterte Mühe gegeben, seine Heimat im besten Licht erscheinen zu lassen.
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