Bildungsfreiheit statt Schulpflicht?
(Airischwand, cg)
Referentin Lusie Fuchs
Wieder einmal hatte der Freidenkerstammtisch Nandlstadt ein interessantes Thema für einen Vortrag mit anschließender Diskussion bei seinem Treffen im Huberhof von Airischwand: "Bildungsfreiheit oder Schulpflicht", darüber hielt Referentin Luise Fuchs aus Freiburg ihren Vortrag.
Stammtischgründer Anton Gebhard aus Nandlstadt zeigte sich sehr erfreut über den regen Besuch und auch darüber, dass Luise Fuchs zu diesem wichtigen Thema sprach.
Sie selbst hatte mit 15 Jahren entschieden, nicht mehr zur Schule zu gehen, hat dann aber nach 2jähriger selbstständiger Vorbereitung das Abitur mit gutem Ergebnis extern geschafft. Sie ist mittlerweile neben ihrem Beruf als Hebamme auch Lektorin und Autorin, befasst sich leidenschaftlich mit dem Thema "Homeschooling", hat dazu Ratgeber und Internetlinks herausgegeben.
Sehr wichtig ist in ihren Augen das Buch des Amerikaners John Taylor Gatto zu diesem Thema, das sie anfangs zitierte. Darin stellt er die wichtigsten Nachteile des Lernens in einer Schule dar, u.a. die Verwirrung, die durch die stündliche Lernunterbrechung durch immer neue Fächer im Kopf des Kindes entsteht, wenn es sich gerade eingearbeitet hat, muss es, wenn die Glocke läutet, zum nächsten Fach übergehen. Abträglich für ein selbstständiges Denken sei auch die emotionale Abhängigkeit von Lob und Tadel, ausgedrückt vor allem durch die Noten. Auch intellektuell bestehe eine Abhängigkeit von der Meinung des Lehrers, dessen Urteil ausschlaggebend für die Denkweise des einzelnen Kindes sei. Selbst das viel zitierte "Sozialbewusstsein", das Kinder unter Kindern erlernten, sei in Frage zu stellen, die Kinder würden in einer intakten, integeren Familie mehr Sozialkompetenz erlernen als von Gleichaltrigen. Zuhause könne auf die Eigenart, das Interesse und die Begabung jeden einzelnen Kindes ganz anders eingegangen werden als bei einem sturen Lernplanunterricht.
Auch Lusie Fuchs teilt diesse Meinung, die Funktion der Familie ist für sie wesentlich bedeutsamer und sinnvoller, als die frühe Unterbringung der Kinder in fremden Händen.
Der Großteil der Menschheitsgeschichte hätte ohne Schulpflicht stattgefunden, berühmte Männer wie Goethe, Mozart, Adenauer und Churchill seien nicht zur Schule gegangen.
In Deutschland besteht seit 1717 die allgemeine Schulpflicht und sie wird hier auch besonders streng durchgeführt, Schüler können zwangsweise zur Schule gebracht werden, Eltern verlieren ihr Sorgerecht und bekommen hohe Strafen, wenn sie ihre Kinder daheim unterrichten wollen. In anderen Ländern, vor allem den anglophilen, wird dies bedeutend freier gehandhabt.
Jeder Schulabschluss kann aber auch bei uns, nach Ende der Schulpflicht, extern nachgemacht werden, dazu gibt es im Internet genügend Material. Wichtig ist in unserer modernen Zeit, so Luise Fuchs, sowieso das Wissen, wie man sich Wissen aneignen kann, nicht das pure Auswendiglernen.
Nach dem interessanten Referat schloss sich eine Diskussion mit den Anwesenden an, in der klar wurde, dass man auch bezüglich dieses Themas durchaus geteilter Meinung sein kann.
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