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Klinik auf Sanierungskurs

(Pfaffenhofen, hr)

Landrat Martin Wolf (links) im Gespräch mit Ingo Goldammer (rechts)

Vieles war in den vergangenen Tagen und Wochen über die Ilmtalklinik zu lesen. Vor allem das Gutachten von Ernst & Young sowie der neue Geschäftsführer Ingo Goldammer rückten dabei verstärkt in den Fokus. Das Kreiskrankenhaus ist angeschlagen. Das Defizit für das abgelaufene Geschäftsjahr beläuft sich auf 5,8 Millionen Euro und liegt damit weit über dem, was man erwartet hatte.

„Wir stehen vor einer besonders schwierigen Situation“, so beurteilte Landrat Martin Wolf schon im Februar die Gesamtsituation. Wie aus Kreisen des Aufsichtsrates zu vernehmen war, gab es dort am Ende über den eingeschlagenen Kurs erhebliche Zweifel. Die gesamte Situation sei falsch eingeschätzt worden, heißt es. Überdies sei es zu einem enormen Rückgang der sog. „schweren Fälle“ gekommen, heißt es.

„Wir haben gemeinsam mit der Klinikleitung auf einem Wachstumskurs gesetzt“, erläuterte Landrat Martin Wolf. Als Grund für diese Strategie wurde das Krankenhausstrukturgesetzt ins Feld geführt. Ab kommendem Jahr muss das kommunale Krankenhaus einen Abschlag von 35% auf Mehrleistungen hinnehmen. So war die Strategie noch 2016 „Gas geben“ um Leistungen in der Klinik zu etablieren und mit einer Kostenreduzierung erst 2017 zu beginnen. So zumindest war der Plan, doch am Ende musste Wolf einräumen, dass das Ergebnis nicht zufrieden stellend war.

Auch das Gutachten der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young spricht in diesem Punkt eine eindeutige Sprache. Insgesamt sieht man ein „Verbesserungsvolumen von 4,1 Millionen Euro. Zwar geht man davon aus, dass man ein Drittel davon über Einnahmesteigerungen erreichen kann, zwei Drittel jedoch sollen durch Kostensenkungen und Prozessoptimierungen realisiert werden. „Die bereits angestoßenen Wachstumsbereiche wie zum Beispiel Akut-Geriatrie in Pfaffenhofen oder Endoprothetik in Mainburg werden weiterverfolgt. Die dafür notwendigen Ressourcen sind bereits im Einsatz. In Summe hat Wachstum allerdings den kleineren Anteil an der Sanierungsstrategie“, so Geschäftsführer Ingo Goldammer.

Insgesamt weist das Gutachten 28 Einzelprojekte auf, die im Endeffekt dazu führen sollen, dass das Krankenhaus wieder gesichert in Richtung Zukunft blicken kann. „Mit den Arbeiten rund um das Gutachten wurden sämtliche Einheiten der Klinik von den medizinischen Fachabteilungen über die Bereiche Operationen und Intensivmedizin bis hin zu den unterstützenden Leistungsbereichen, sowie der Verwaltung durchleuchtet. In vielfältigen Abteilungen konnten Einsparpotenziale identifiziert werden“, so Goldammer weiter.

Und so rücken nun auch interne Abläufe, die Abrechnung von Leistungen gegen über den Krankenkassen und auch die EDV in den Fokus. „Bislang wurde versucht das Defizit über höhere Einnahmen auszugleichen. Mit den Maßnahmen, die das Gutachten vorschlägt, wird auch an der Kostenschraube gedreht“, so CSU-Kreisrat Reinhard Heinrich. In der Vergangenheit wurden die Investitionen gerade aber mit dem Krankenhausstrukturgesetz begründet. Dies stellt unter anderem die Qualität der medizinischen Leistungserbringung und die Begrenzung nicht-medizinisch begründeter Fallmengensteigerungen in den Fokus. „Beide Faktoren stehen aber in Einklang mit der nun eingeschlagenen Sanierungsstrategie: eine sehr gute Grund- und Regelversorgung an beiden Standorten in Pfaffenhofen und Mainburg in kommunaler Trägerschaft sicherzustellen“, so Goldammer. Einen weiteren Ausbau soll es nur noch in den Bereichen geben, welche sich epidemiologisch begründen lassen.

Zwar hatte man nach Aussage von Landrat Martin Wolf gehofft, mit den Sparmaßnahmen erst im kommenden Jahr beginnen zu müssen, doch die aktuelle finanzielle Lage lässt kaum mehr einen Spielraum. Landrat Wolf möchte in diesem Zusammenhang aber nicht von einem kompletten Kurswechsel sprechen.

Insgesamt rechnet man damit, dass der Prozess, mit dem jetzt schon begonnen worden ist, einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Gerade aus diesem Grund wurde es begrüßt, dass nun für die ersten neun Monate mit Ingo Goldammer ein ausgewiesener Fachmann in Sachen Krankenhaussanierung als Interimsgeschäftsführer gewonnen werden konnte. Ihm werden auch die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young für ein weiteres halbes Jahr zur Seite stehen.
 

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Kommentare

Kommentar von Walther |

Eine Klinik vor Ort wichtig ja - aber ...
Natürlich ist eine Klinik vor Ort wichtig und richtig und wir wünschen dem neuen Geschäftsführer gutes Gelingen. Allerdings bezweifeln wir, dass er das hinbekommen wird, die Klinik langfristig nach oben zu bringen mit nur den genannten Punkten im Artikel. Einen großen Anteil dazu könnte ein gutes vernünftiges Qualitätsmanagement beitragen. In der Bevölkerung muss man sich nur umhören, leider gibt es viele negative Stimmen zum Qualitätsmanagment. Es gäbe Kliniken, die bereits effizient und patientenorientiert arbeiten und dabei dann auch auf Grund höherer Patientenfallzahlen in ruhigere Fahrwasser kommen. Wenn die Patienten ausbleiben, weil der Ruf der Klinik schon vorauseilt, kann die Klinik nicht in ruhige Gewässer steuern. Noch haben wir als Patienten die Wahl wohin wir eingeliefert werden wollen (ausser natürlich im Notfall) und da orientiert sich Patient oder auch zukünftiger Patient am Qualitätsmanagement und daran müsste an der Klinik in erster Linie gearbeitet werden, dann kommen auch die Patienten wieder. Sparen ist alles schön und gut, aber nicht immer allein zielführend. Gibt u.U. noch anderes Wichtiges was man beachten sollte bei einer Sanierung.

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