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Craft-Brewer mischen den Hopfenmarkt auf

(Au in der Hallertau, hr)


Michael Zepf und Karl Ecker: Zufrieden mit der Hopfenversammlung in Au

Vor drei Jahren lud man in Au zum letzten Mal zur Hopfenbauversammlung. Entsprechend groß war die Anspannung als anlässlich des diesjährigen Hopfenfestes wieder ein Fachvortrag auf dem Programm stand. „Ich habe mit mindestens 20 und höchstens 30 gerechnet“, so Bürgermeister Karl Ecker. Am Ende waren die Befürchtungen umsonst, denn rund 200 Interessierte waren nach Au gekommen, um sich über die Entwicklungen auf dem internationalen Hopfenmarkt zu informieren.

Das Stichwort in diesem Zusammenhang heißt Craft-Brewer-Szene. Ausgehend von den USA analysierte Dr. Michael Zepf, Mitglied der Geschäftsleitung der Doemensakademie, die Entwicklungen auf dem internationalen Bier bzw. Hopfenmarkt. „Eigentlich bin ich kein Experte für den Hopfen“, so Zepf, doch getreu dem Sprichwort "ohne Hopfen kein Bier" zeigte er, wie eng beide Wirtschaftszweige miteinander verwoben sind, dabei ist der Motor der aktuellen Brauwirtschaft in Amerika zu suchen.

Noch Anfang der 70er gab es in den USA zwar rund 211 Millionen Einwohner, aber nur 43 Brauereien und nur sehr wenige Bierstile. Als nun wenige Jahre später Präsident Jimmy Carter ein Gesetz unterzeichnete, das private Brauer erlaubte, löste das einen Prozess aus, der heute an Dynamik kaum zu überbieten ist. Innerhalb von zwei Jahrzehnten hat sich die Anzahl der Brauereien mehr als verhundertfacht. Aktuell gibt es in den Staaten über 4000 Braustätten.

Zwar werden immer noch rund 80% des US-Bieres von nur zwei Brauereien hergestellt, doch gerade die übrigen 20% sorgen für eine Dynamik am US-Biermarkt. „Es gibt in den USA rund zwei Millionen ‚Home-Brewer‘“, erklärte Zepf und richtete den Blick damit auf den Kern der Craft-Brewer-Szene. „Viele der 4000 Brauereien wurden von Quereinsteigern gegründet“, fügte er an. Der Grund, warum dort die Sudkessel ja fast wie Pilze aus dem Boden schießen, ist schnell gefunden: Es war die mangelnde Vielfalt. Und so erleben alte deutsche und englische Sorten eine wahre Renaissance. „Man hat den Blick nach Europa gerichtet und sich dort das nötige Know-how geholt. Kompiniert mit eigenen Ideen wurden so viele neue Bierstile wie das American Wheat entwickelt“, so Zepf weiter.

Genau diese Entwicklung schlägt sich nun auch auf den Hopfenmarkt nieder. Bei den Brauern selbst steht nun nicht mehr nur die Bittere im Vordergrund, sondern vielmehr die Aromen. In aller Munde sind so auch seit einigen Jahren die sogenannten Flavor-Hops. Ob nun Zitrus- oder Minzaroma oder eine fein melonige Note, diese Hopfen lassen das Herz der Brauer höher schlagen. Hopfen ist nun nicht mehr nur eine Zutat, sondern er ist es, der dem Bier seinen Charakter verleiht. Entsprechend wird, wie noch vor einigen Jahren nicht mehr mit ihm gespart. „Hopfen wird heute nicht mehr nur während des Kochens, sondern in vielen Abschnitten des Brauprozesses verwendet“, erklärt Zepf. Auch die Mengen, in denen das „grüne Gold“ zum Einsatz kommt, haben sich deutlich nach oben entwickelt. Für ein IPA werden je Liter drei Gramm Hopfen eingesetzt.

Auch die Landwirte in Amerika haben den Trend erkannt. Innerhalb weniger Jahre hat man die Produktion dort von Bitter- auf Aromahopfen umgestellt. Zu rund 70% werden dort Aromasorten angebaut. In Deutschland sind es nur rund 58%. Doch, wie Zepf weiter ausführte, sind es nicht nur die US-Sorten, die bei den Craft-Brewern sehr gefragt sind, es sind vor allem auch die alten Landsorten, wie der Hallertauer Mittelfrüher, den diese Brauer wiederentdeckt haben.

Insgesamt geht also von der US-Craft-Bier-Szene eine gewaltige Dynamik aus, die nicht nur den Biermarkt in seiner Vielfalt verändert hat, sondern auch den Hopfenmarkt stark beeinflusst. Diese Aussagen und die guten Schätzungen seitens des Hopfenpflanzerverbandes lassen viele Landwirte in der Hallertau – nach der schlechten Ernte im vergangenen Jahr – etwas gelassener in die Zukunft blicken.
 

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