Rauf auf die Schamerl und ran an die Reben
(Ratzenhofen, sh)
Sauer musste man sich früher beim „Hopfabrocka“ mit der Hand seine 50 Pfennige verdienen. Heute wäre daran gar nicht mehr zu denken, funktionieren doch nahezu alle Abläufe reibungslos und automatisch per Pflückmaschine. Und doch, oder vielleicht gerade deshalb, zieht es jedes Jahr die Besucher scharenweise nach Ratzenhofen zum Hopfenzupfen wie zu Großmutters Zeiten.
Mit dem „Hopfazupfafest“ wird jedes Jahr ein Stück Vergangenheit lebendig. „Die Veranstaltung ist ein Beweis dafür, dass es im Hopfenland Hallertau noch eine gelebte Festkultur gibt“, so Martina Mayer vom Tourismusverein Hopfenland Hallertau.
Zusammen mit der Familie Zierer konnte vergangenes Wochenende inzwischen zum 22. Mal zur etablierten Veranstaltung auf das Anwesen, das von einem bunten Tagesprogramm umrahmt wurde, geladen werden. Los ging es bereits um 9.30 Uhr mit einer Messfeier auf St. Anton mit Pfarrer Georg Bäuml.
Hier bot sich gleich die erste Gelegenheit für Auswärtige, bei einem Fußmarsch zur Kapelle die üppige Hopfenlandschaft zu bestaunen. Im Anschluss fand im Biergarten ein Weißwurstfrühschoppen statt, was angesichts des tadellosen Wetters eine besondere Wonne war.
Später folgten bayerische Mittags Schmankerl wie Bierbraten, Kartoffelbratl sowie Steckerlfisch aus der Schlossgartenküche. Wie schon die Jahre zuvor, wurde das Fest mit einem Bauernmarkt kombiniert, wo verschiedenste Produkte aus und mit Hopfen zum Verkauf angeboten wurden.
Ehe abends das zünftige Hopfenmahl aufgetischt wurde, hieß es zunächst einmal „Rauf auf die Schamerl und ran an die Rebe!“ Mit der Hand, wohlgemerkt. Eine wahre Schau, wie die kleine Gruppe Hopfenzupfer seelenruhig und unter den neugieren Blicken der Zuschauer ihre Mäzen füllten.
Während der gut zweistündigen Pflückarbeit wollte dann auch der ein oder andere Außenstehende sich am Selberzupfen probieren. Wer wollte, wurde in die Kunst des Hopfenkranzlbindens eingeführt. Nach getaner Arbeit erfolgte der feierliche Einzug der Hopfenzupfer mit Musik unter jubelnden Zurufen der Biergartenbesucher.
Jeder Teilnehmer bekam aus der Hand vom Schirmherrn, dem Elsendorfer Bürgermeister Markus Huber, eine Urkunde überreicht. Einer davon war stattliche 90 Jahre! Die anschließende Feier wurde vom Chor der Auer Liedertafel aus dem „Holledauer Fidel“ untermalt.
So wurde, wie es früher eben auch der Brauch war, das vollbrachte Tagwerk ausgiebig mit Gesang, Speis und Trank zelebriert.
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