Ausnahmezustand in der Kläranlage
(Pfaffenhofen, hal/rt)Foto: Stadtwerke Pfaffenhofen
Zehn Prozent Strom sparen mit neuen Leitblechen wollen die Stadtwerke Pfaffenhofen in ihrer Kläranlage; deshalb herrscht dort zumindest vorübergehend der Ausnahmezustand. Doch die Kreisstadt kommt damit ihrem Klimaziel wieder einen kleinen Schritt näher.
Ein großer Autokran hat die schwarzen Leitbleche am Haken. Sie sollen in den sogenannten Belebungsbecken installiert werden. In diesen Becken bauen nämlich Bakterien die organischen Stoffe ab, die sich im Abwasser der Kreisstadt befinden. Dazu brauchen die winzigen Mikroorganismen ebenso wie praktisch alle Lebewesen Sauerstoff. Dass dieser in das Abwasser gelangt, dafür sorgen mechanisch kleine Paddel am Oberflächenbelüfter, ohne den die im Abwasser enthaltenen organischen Stoffe auf den Grund des Beckens sinken würden. Doch wenn die chemische Verbindung Ammonium, die über den Harn ins Abwasser gelangt, einen bestimmten Schwellenwert unterschreitet, werden die Oberflächenbelüfter abgeschaltet, um Energie zu sparen. Stattdessen wirbeln dann so genannte Rührwerke das Abwasser auf, damit nicht alles auf den Boden sinkt.
Jetzt bauen die Arbeiter der Stadtwerke zusätzlich die neuen Leitbleche ein. Die können den Sauerstoff noch besser im Abwasser verteilen. Die etwa sieben Meter langen Teile werden nach den Oberflächenbelüftern installiert. Sie sollen die Luft aus der Umgebung auf den Grund des Klärbeckens leiten. Auf diesem Weg spart man Strom.
Je mehr Sauerstoff über die Leitbleche ins Abwasser gelangt, umso weniger Energie ist für die maschinelle Belüftung nötig. Wenn alles nach Plan läuft, werden die Stadtwerke insgesamt zehn Prozent weniger Strom verbrauchen. Dies entspricht 150.000 Kilowattstunden, soviel wie etwa 40 durchschnittliche Haushalte im Jahr verbrauchen.
Der Sommer ist ideal für diesen Umbau. Denn da nimmt nicht nur das Abwasser aus vielen Privathaushalten ab, sondern auch das aus Gewerbe und Industrie. Deshalb nutzen die Stadtwerke gleich die Gunst der Stunde, um auch noch einen neuen Schieber in das Nachklärbecken einzubauen. Damit kann dieses Becken künftig einfach vom Belüftungsbecken getrennt werden. Auch das spart langfristig Energie. Bisher musste bei Reparaturarbeiten am Nachklärbecken mit so genannten fliegenden Leitungen von einem Belebungsbecken in das andere umgepumpt werden. So hat man verhindert, dass die Bakterien verhungern. Sie werden nämlich dringend gebraucht, um das Abwasser aus der Stadt wieder so sauber zu kriegen, dass es zurück in den natürlichen Kreislauf gebracht werden kann.
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