Fingerhakler Amateur Meisterschaft Beim Schön
(Pfaffenhofen, mh)Das Pfaffenhofener Volksfest ist wieder um eine Besonderheit reicher, beim Schön im Traditionszelt haben sich dieses Wochenende die Fingerhakler aus Reichersthofen in der Oberpfalz eingefunden. Zahlreiche Pfaffenhofner nutzten die Gelegenheit, auch einmal selbst diese uralte Kampfsportart auszuprobieren.
Vieles über das Fingerhakeln liegt im Dunkel der Vergangenheit, archaische Kämpfe um die Gunst der „Weiberleid“, Konfliktlösung im Streitfall, Kräftemessen zu Dorffesten oder einfach der Spass an der Freid. Die Hakler in Bayern sind organisiert, ganze neun Gaue tragen Wettkämpfe und Meisterschaften aus, die Schlierachgauer Fingerhakler e.V. gibt es zum Beispiel seit 1953. Bei ihnen auf der Webseite, ja die gibt es, findet sich ein umfangreiches Regelwerk, Haklerregeln, an die sich die Sportler halten müssen. (http://www.schlierachgauer-fingerhakler.de/haklerregeln.html)
Die Fingerhakler aus Reichersthofen hatten ihre Sportausrüstung mitgebracht, an der sie eindrucksvoll den Ablauf eines Wettkampfes erklärten. "Beide Hakler, fertig, zieht!" mit diesem Kommando wird der einzelne Kampf eröffnet. Die beiden Kontrahenten sitzen sich an einem speziellen Tisch gegenüber, ein Lederring bildet die Verbindung, gezogen darf außer mit dem Daumen mit jedem Finger. Bewegt sich der Ring, vom Schiedsrichter aus gesehen über eine Markierung am Rande des Tisches, ist der Kampf beendet.
Über zwanzig Einheimische hatten sich gemeldet, die Gewichtsklasse war offen, die Kleidung nicht vorgeschrieben. Um Verletzungen zu vermeiden, sitzt hinter jedem Hakler ein Fänger, denn oft rutscht der Lederring durch die Finger und die Mannsbilder schnellen auseinander. Magnesium an den Fingern ist als einziges Hilfsmittel erlaubt, Eheringe sind abzulegen. Die zweite Hand liegt zur Abstützung an der Tischecke, das Knie unter dem Kampfarm ist an der gepolsterten Tischkante angelegt. Gezogen wird unterschiedlich, wichtig ist jedoch ein gesunder Rücken und eine endsprechende Bauchmuskulatur, Geschwindigkeit spielt eine Rolle, ist aber auch hinderlich, da ein Konter schnell zum Aushebeln führt.
Bei dem Endkampfpaar in Pfaffenhofen, Franz Schön und Josef Marchelbeck, konnten die unterschiedlichen Techniken gut beobachtet werden. Josef Marchelbeck setzte sich nach einer langen Siegesserie im Wettkampf, letztendlich gegen den fast doppelt so alten „Gegner“ Schön, auch bis dato ungeschlagen, durch. Als Lohn gab es 30 Liter Müllerbräu Festbier und ein Modell des Haklertisches. Alle Teilnehmer bekamen vom Festwirt Siegfried Schön eine Maß Bier und ein halbes Hendel als Anerkennung und viel Beifall aus dem vollen Festzelt. Ob es eine Wiederholung oder nach dem letztjährigen Bartwettbewerb und eben Hakeln, nächstes Jahr etwas Neues gibt, ist noch nicht sicher. Damenbart als Vorschlag wurde leider abgelehnt, aber etwas weibliches wäre schon SCHÖN, um beim Namen zu bleiben.
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