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Vierter Rettungswagen kommt nach Rohrbach

(Pfaffenhofen, hr)

 

Nun ist auch in Paffenhofen die Entscheidung gefallen. Der vierte Rettungswagen soll gemäß den Vorgaben des Gutachtes des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement in Rohrbach stationiert werden. Darüber hatten sich 18 der 19 Landkreisbürgermeister gemeinsam mit Landrat Martin Wolf (CSU) verständigt. Lediglich Pfaffenhofen zweifelt weiterhin an den Aussagen der Wissenschaftler.

Es geht um Menschenleben und somit sollte eigentlich aus der Stationierung des vierten Rettungswagens kein „Politikum“ werden, noch dazu, da sich die Münchner Wissenschaftler, die im Auftrag der Krankenkassen und des Freistaates Bayern flächendeckend den Rettungsdienst unter die Lupe genommen haben. In einem Beobachtungszeitraum von zwölf Monaten wurden Einsatzdaten nicht nur aus dem Gebiet der Integrierten Leitstelle Ingolstadt ausgewertet, sondern auch die Daten rettungsdienstübergreifend geprüft. In dem 240-seitigen Gutachten kommen die Forscher zu folgendem Schluss: „Die Ergebnisse der verschiedenen Auswertungen führten zu der Empfehlung, im Versorgungsbereich der Rettungswache Geisenfeld tagsüber und in den Abendstunden zwei Rettungswagen vorzuhalten. Durch die Etabilierung eines neuen Stellplatzes in Rohrbach ergibt sich eine Erhöhung der Rettungswagen-Vorhaltung von 168 auf 252 Wochenstunden im Versorgungsbereich der Rettungswache Geisenfeld.

Klare Worte die die Münchner Wissenschaftler hier fanden, denn der Rettungswagen in Geisenfeld im Beobachtungszeitraum nicht nur 2457 Notfalleinsätze und 429 Krankentransporte übernehmen musste, sondern 373 zur Gebietsabsicherung verwendet wurde. Und diese geschah überwiegend vom Standort Rohrbach aus. Gleichzeitig zeigten die Gutachter aber auch, dass es über 300 Mal zu sogenannten Duplizitäten kam und so der Rettungswagen von Reichertshofen in das Gebiet der Geisenfelder geschickt wurde. Hierbei wurde die Hilfsfrist von zwölf Minuten im Mittel deutlich überschritten. Sie lag bei 13:05 Minuten. „Die detaillierte Auswertung zur Zeitverteilung dieser Duplizitäten ergab die Erforderlichkeit zur Etablierung eines neuen Stellplatzes in Rohrbach“, so das Gutachten.

In Pfaffenhofen freilich sieht man die Lage grundlegend anders. Hier sprach Bürgermeister Thomas Herker (SPD) nicht nur davon, dass die Hilfs- und Rettungsfristen für das Stadtgebiet Pfaffenhofen, wenn überhaupt, nur knapp eingehalten würden.

„Schon seit Jahren wird von Pfaffenhofen eine Verstärkung im Rettungsdienst gefordert“, so Landrat Wolf. Eine Forderung, die sich dem Gutachten nach nicht bestätigen lässt. Im Beobachtungszeitraum wurden dort 1754 Einsätze verzeichnet und ausgewertet. Die durchschnittliche Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte lag bei 4:16 Minuten.

Pfaffenhofen ist folglich gut versorgt, zu diesem Schluss kommen auch die Gutachter. An anderen Stellen im Landkreis sieht das ein wenig anders aus. Grundsätzlich gibt es zwei Problem Punkte, die wie Hohenwarts Bürgermeister Manfred Russer (CSU) auf Anfrage bestätigte, beide angepackt werden sollen. Zum einen sieht man eine Unterversorgung im Bereich Jetzendorf und Gerolsbach, zum anderen gilt es aber auch das Zentrum des Landkreises stärker abzusichern, da es auch hier aufgrund von Duplizitäten, sprich von Doppeleinsätzen – zu einer Überschreitung der gesetzlich vorgegeben Hilfs- und Rettungsfrist gekommen ist.

„Mit dem Standort in Rohrbach erzielen wir hier die größtmögliche Wirkung“, so Wolf weiter. Günther Griesche, Einsatzleiter bei der intergierten Leitstelle Ingolstadt erklärt dies wie folgt: „Ein in Rohrbach stationierter Rettungswagen kann innerhalb weniger Minuten sowohl in Reichertshofen, Geisenfeld und Pfaffenhofen sein und somit alle drei Rettungswachen im Falle eines Einsatzes mit absichern.“

Die Stationierung in Rohrbach und damit das Stärken des Zentrums hat aber auch einen unmittelbaren Vorteil für den Süden. „Der in Pfaffenhofen stationierte Rettungswagen kann damit deutlich mehr nach Süden wirken“, so Wolf weiter. Auch die beiden Problembereiche Gerolsbach und Jetzendorf hat man in den gesamten Überlegungen nicht außer Acht gelassen. Wie Günther Griesche im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigte, soll der HVO (Helfer vor Ort) in Hilgertshausen ausgebaut werden und auch die Gespräche für einen Außennotarztstandort laufen. Grundsätzlich wird aber auch im Bereich der Disponierung dort die Rangfolge der einzusetzenden Rettungsmittel verändert. „Wir haben die Möglichkeit gerade in Gebiete, die über die Straße nur schwer erreichbar sind verstärkt den Hubschrauber einzusetzen“, so Griesche.

Aus Sicht Pfaffenhofens werden diese Maßnahmen, sowie das Gutachten aber weiterhin kritisch beurteilt. Aussagen die Russer wenig nachvollziehen kann: „18 Bürgermeister haben sich auf diesen Weg verständigt und dabei auch beschlossen, dass die jetzt getroffenen Maßnahmen regelmäßig überprüft werden, nur Pfaffenhofen wählt einen eigenen Weg.“

Verwunderung herrscht aber letztlich nicht nur bei dem einen oder anderen Bürgermeister im Süden über Aussagen aus dem Pfaffenhofener Rathaus, sondern auch in Wolnzach über die Äußerung von so manchem Kreispolitiker. „Jetzt gibt es die Möglichkeit für unseren Heimatort eine signifikante Verbesserung zu bekommen, doch nicht alle Wolnzacher Kommunalpolitiker scheinen sich für diese einzusetzen“, ärgert sich Wolnzachs Bürgermeister Jens Machold (CSU). Vielmehr wird vom Fraktionsführer der SPD die Aussagen des Gutachtens im Grundsatz im Zweifel gezogen.
 

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