hallertau.info News

Aktionstag von und für Menschen mit Behinderung

(Scheyern, rs)

Zu einem Aktionstag hatte die "Arbeitsgemeinschaft für Menschen mit Behinderung und Senioren" am Samstagnachmittag in das Scheyrer Vereinsheim auf dem früheren Kasernengelände geladen. Mehr als 60 Teilnehmer nahmen diese Möglichkeit wahr, sich mittels Simulationen unterschiedlicher Art in die Lebenssituationen behinderter Menschen hineinversetzen zu lassen und darüber scheinbar einfache und alltägliche Situationen ganz neu zu erleben.


Heidelore Ebner (2. von rechts) und Siegmund Pertold (links) hatten eingeladen, Ronja Kunze übersetzte die Ansprachen in Gebärdensprache

Zum zweiten Mal hatte die kommunale Behindertenbeauftragte der Gemeinde Scheyern, Heidelore Ebner, zu einem solchen Aktionstag eingeladen. Sie konnte neben Bürgermeister Manfred Sterz (FW) auch den stellvertretenden Landrat Anton Westner sowie den Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises, Erich Irlstorfer (beide CSU), begrüßen. Letzterer kam etwas verspätet und hatte demzufolge den Appell des Mitveranstalters Siegmund Pertold, Seniorenbeauftragter der Gemeinde, nicht wahrgenommen, keine langen Reden zu halten. "Es geht hier in erster Linie um die Aktionen", hatte Pertold zuvor den Schwerpunkt gesetzt.


Mitmachen - miterleben - den anderen verstehen: darum ging es in erster Linie beim Aktionstag

Und die aufgebauten Stationen hatten durchaus einiges zu bieten: Wie empfinde ich, wenn ich schlecht höre und nicht sehe? Wie werde ich mein Leben im Alter erleben, wenn der Körper nicht mehr so mitmacht, wie man vielleicht gerne möchte? Gerade für jüngere Leute waren diese Simulationen beeindruckend und führten zu dem einen oder anderen "Aha"-Erlebnis. Wie soll auch ein Jugendlicher oder junger Erwachsener Verhaltensweisen oder Lebenssituationen begreifen, die er in einer solchen Konstellation noch nie erlebt hat?

"Wir leben in einer Gemeinschaft, in der die Mehrzahl nicht von Einschränkungen aufgrund Behinderungen betroffen ist", machte der stellvertretende Landrat Anton Westner deutlich. Nichtsdestotrotz ist es notwendig, dass sich die Gesellschaft darauf einstellt, dass nicht jeder alles problemlos machen kann. Inklusion ist hier gefordert, Solidarität und wo immer nötig die Schaffung technischer Hilfsmittel, um niemanden aus dem öffentlichen Leben auszugrenzen.


Das Mischpult mit dem Mund-Joystick steuern und eigene Musik komponieren - körperliche Behinderung muss nicht das künstlerische Schaffen beeinträchtigen dank ausgefeilter technischer Möglichkeiten, die es heutzutage gibt

Eine besondere Demonstration gab es im Rahmen des Aktionstages durch DJ Spacig alias Florian Wenz. Der schwerbehinderte DJ und Komponist aus Eching steuerte mit einem Mund-Joystick das Mischpult auf seinem Notebook und gab den Anwesenden Kostproben eigenkomponierter Lieder, die auch schon professionell in Tonstudios produziert worden sind. Die Muskulatur von Florian Wenz schwindet sukzessive, er sitz seit seinem achten Lebensjahr im Rollstuhl. Dass das keine Minderung künstlerischen Schaffens ist, dafür ist er das beste Beispiel. Erich Irlstorfer kündigte an, dass er Wenz bei der "Grünen Woche 2017" einen öffentlichen Auftritt organisieren will.
 

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.