Afghanistan- München- Ich
(Pfaffenhofen, mh)Eine Reise zum Ich, oder wie Hassan Ali Djan vom minderjährigen afghanischen Flüchtlingsjungen zum gestandenen Münchner wurde. Eine Lesung auf der Pfaffenhofener Lesebühne im Theatersaal im Haus der Begegnung. Moderiert wurde der Abend von der Integrationsbeauftragten der Stadt Pfaffenhofen Frederike Gerstner.
Die angekündigte afghanische Folklore wurde durch eine bayerische ersetzt, was der angenehmen Atmosphäre im Theatersaal auch recht gutgetan hat. Helga Widmann spielte auf ihrem Akkordeon bayerisch heimatliche Klänge als gelungenen Einstand und Schlusston zu der eindrucksvollen Lesung.
In ruhigen Worten erzählt Hassan Al Djan von den Umständen die zu der Autobiographie führten die er mit Hilfe der Journalistin Veronica Frenzel verfasste. Oft stockt er in den Sätzen, ist offensichtlich ganz in der gerade gelesenen Situation. Beim Vater der stirbt, dem LKW unter dem er flieht, dem Sozialarbeiter in Deutschland, dem ersten Eindruck in einem deutschen Haus, viel Momente werden im gut gefüllten Theatersaal wieder Gegenwart.
Hassan Ali Djan wurde mit 11 Jahren erwachsen. Nach dem Tod seines Vaters war er für die Familie verantwortlich. Schon bald verlässt er das afghanische Heimatdorf, um im Iran auf Baustellen zu arbeiten. Mit 16 wagt er die Flucht ins Ungewisse. Zufällig strandet er in Deutschland, wird in ein Auffanglager in München gebracht und sieht sich mit Menschen und Mechanismen konfrontiert, die er nicht versteht. Wem kann er vertrauen? Wie kann er in Deutschland ankommen? Und wie kann er für seine Familie in Afghanistan sorgen?
Aber Hassan Ali Djan gibt nicht auf. Er ist heute in Deutschland angekommen und angenommen. Er erzählt seine eigene Geschichte, über die Flucht und seine Anfänge in München. Aber vor allem spricht er über die positiven Reaktionen seines Umfelds, die er erfahren hat und die ihn in Bayern eine neue Heimat haben finden lassen.
Hassan Ali Djan wurde 1989 in Almitu, Afghanistan, geboren. Mit 16 Jahren floh er über die Türkei und Griechenland nach München, wo er auch heute noch lebt. Seit 2015 besitzt der die deutsche Staatsbürgerschaft.
Zehn Jahre nach seiner Flucht hat er die Mittlere Reife, eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine eigene Wohnung.
Im Anschluss an die Lesung stellt das Publikum vorsichtig Fragen, niemand will dem jungen Mann allzu nahetreten. Ob denn seine Familie in Afghanistan abhängig von seiner Unterstützung ist, wie das Geld nach Kabul kommt, eigentlich nur Details. Hochachtung von der bisherigen Überlebensleistung und Dank für die sehr persönliche Einlassung, herrschen vor. Hassan Ali Djan ist einer von vielen, die Ausnahme und der lebende Beweis, das Integration funktioniert.
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