Auf den Spuren der Hopfenperle
(Wolnzach, hr)Gerne bezeichnet man die Hallertau auch mit dem Zusatz „dort, wo das Bier wächst“, doch blickt man heute im größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet auf die Brauereienlandschaft, so findet man nur mehr 20 Braustätten. Noch zu Beginn des Jahrhunderts waren es alleine in Wolnzach sieben, wie Marktflüsterer Erich Niedermeier zu berichten wusste.
Über 50 Interessierte waren zur letzten Führung des Marktflüsteres in diesem Jahr gekommen, der selbst schon ein wenig verblüfft war. „Hoffentlich macht meine Stimme das mit“, so Niedermeier gleich zu Beginn. Doch diese Befürchtung löste sich schnell in Wohlgefallen auf. Gebannt lauschten die Wolnzacher den Worten Niedermeiers und folgten ihm auf der Spur des Bieres quer durch den Markt.
Bayern und Bier das ist doch irgendwie untrennbar mit einander verbunden, doch war die Hallertau, wie Marktflüsterer Erich Niedermeier zu berichten wusste, bis ins Mittelalter eine Weinregion. Erst einige hundert Jahre später entdeckte man die Liebe zum „goldenen Gerstensaft“ und Wolnzach selbst erlangte damit einen Ruf, der weit über die eigenen Grenzen hinausging.
Nein, in diesem Fall ist ausnahmsweise nicht vom Hopfen die Rede, obwohl er für ein gutes Bier unerlässlich ist, sondern von der „Hopfenperle“. Heute erinnert nur mehr wenig an die einst doch recht große Brauerei mitten im Herzen der Hallertau. Lediglich das „Bräustüberl“ zeugt heute noch vom damaligen Ruhm. „Viele können sich vielleicht noch an das Sudhaus und die Malzsilos erinnern“, erklärt Erich Niedermeier. Über lange Jahre prägten sie das Ortsbild und nicht nur das, denn wie der Marktflüsterer anfügte, hatte bekam der „Alterbräu“ ihre überregionale Bedeutung durch den Ingolstädter Karl Hollweg. In Spitzenzeiten wurden dort rund 40.000 Hektoliter Bier gebraut. Neben 55 Angestellten unterhielt man auch insgesamt acht Gastwirtschaften, in denen die Hopfenperle gerne genossen wurde.
Zwar wurde die Brauerei 1979 an Spaten verkauft, das bedeutet aber noch nicht das Ende für das Wolnzach Brauhaus. Bis 1993 wurde dort weiter gebraut, erst danach blieben die Sudkessel kalt. „Es war die größte Brauerei in Wolnzach“, so Niedermeier. Aber bei Weitem auch nicht die einzige. Insgesamt gab es in Wolnzach sieben Braustätten: den Schwarz- oder Stieglerbräu in der Klosterstraße, den Postbräu (heute Gasthof zur Post), den Kranzlbräu in der Preysingstraße, den Reschbräu (heute Hotel Haimerlhof), den Bräuanderl (heute Café Berger) und die Schlossbrauerei. An Biervielfalt mangelte es den Wolnzacher folglich nicht. Der „goldene Gerstensaft“ brachte dem Markt aber weit mehr ein als nur einen guten Ruf, denn das Wolnzacher Rathaus wurde, wie Niedermeier berichtet, über die Malzsteuer finanziert.
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