Volksleiden Nr. 1: Rückenschmerzen
Dr. Angeliki Frangouli, leitende Oberärztin der Unfallchirurgie und Orthopädie der Ilmtalklinik (seit 2014 im Klinikverbund und seit 2015 in Pfaffenhofen, vorher 23 Jahre am städtischen Klinikum Harlaching) stellte am Montagabend in einer aufschlussreich und gut verständlichen Zusammenfassung verschiedene Erkrankungsformen, Diagnosemöglichkeiten und Therapien zum Thema Rückenschmerzen, dem Volksleiden Nr. 1 vor.
„Jeder Mensch hat einmal im Leben Rückenschmerzen“ so begann die Präsentation der Ärztin, „wovon 65 % die Lendenwirbelsäule, 35 % die Halswirbelsäule (davon 2 % die Brustwirbelsäule) betreffen“ führte sie weiter aus. Dadurch entstehe alleine in Deutschland ein volkswirtschaftlicher Schaden, der mit einer Höhe von etwa 17 Milliarden Euro jährlich beziffert wird. Dieser setzt sich aus Kosten für Diagnostik, Therapie und Berufsausfälle zusammen (40 % der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen fußen auf einer Rückenschmerz-Diagnose). Sowohl körperliche Überbelastung als auch Unfälle ebenso aber psychische Belastung können Rückenschmerz verursachen.
„Wenn einem durch Belastung der Schmerz plötzlich einschießt, spricht man im Volksmund von einem „Hexenschuss“, der zu den kleineren, nicht ernsthaften Erkrankungen zählt. Im Fachjargon wird der Hexenschuss auch als „Lumbago-“ oder „Ischias-Syndrom“ bezeichnet und ist meist in einer Verspannung der Muskulatur ursächlich. Therapiert wird dieser konservativ und heilt in der Regel in bis zu 6 Wochen wieder aus“, so Dr. Frangouli.
Starker Schmerz im unteren Rücken kann zu Überlastung des sog. Iliosakralgelenks führen und wird nichtoperativ, wohl aber stationär mit Infusionstherapie (Vitaminen, vorallem B-Komplex), Schmerzmitteln und abschwellenden Medikamenten (z.B. Kortison); oder aber auch mit Infiltration (periradikulärer Schmerztherapie) durch lokale Einspritzungen zur Schmerzreduktion und Abschwellung behandelt.
Ernsthafter ist die Erkrankung einzustufen, wenn es zu Taubheiten , Problemen beim Wasserlassen oder Stuhlgang kommt. Dabei ist 1% der Erkrankungen entzündlicher Ursache, die relativ schwer erkannt werden, weil sie oft keinen konkreten Anhaltspunkt bieten. Dies kann durch Infekte passieren, wie z.B. auch durch Zahnentzündungen, die sich im Körper ausbreiten.
Weitere Erkrankungen wie Morbus Paget, Morbus Bechterew, Morbus Scheuermann (im Jugendalter), Osteochondrose, bösartige Geschwülste, Osteoporose, traumatische Brüche, Bandscheibenvorfälle, spinale Enge (Spinalkanalstenose), rheumatologische, neurologische (Multiple Sklerose), psychisch suchtbedingte Entstehung des Rückenschmerzes reihten sich in die Ursachennennung des Vortrags ein.
Wissenswert war dennoch auch die Ausführung zu operativen Möglichkeiten, die im kleinen Rahmen in der Einspritzung von Zement in die Wirbelkörper über die mikrochirurgische bis hin zur endoskopischen Bandscheiben-OP erfolgen können. Große Operationen werden von Dr. Frangouli z.B. in Form von Stabilisierungen oder auch Bandscheibenprothesen (Metallplatten mit Polyethylenpolster) ausgeführt, die sie mit relativ geringem Risiko und guter Erfolgsquote beschreibt. Diese Bandscheibenprothesen-OP wird in Bayern bis dato in nur wenigen Kliniken durchgeführt-; in Pfaffenhofen etwa 100 Mal im Jahr. Pro OP können zwei, maximal drei Prothesen eingesetzt werden.
Die zahlreichen Besucher profitierten von dem sehr informativen und gelungenen Vortrag von Dr. Frangouli, die sich zum Schluss hinreichend Zeit nahm, die noch offenen Fragen der interessierten zahlreichen Besucher eingehend zu beantworten.
Frau Dr. Frangouli hält jeden Montag Sprechstunden in der Ilmatlklinik Pfaffenhofen ab; -eine Terminvereinbarung kann unter Tel. 08441/79-1105 erfolgen.
Weitere Vorträge aus der Reihe „Patientenschule“ finden sich auch auf der Homepage der Ilmtalklinik.
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