Mysterium Hinterkaifeck
(Pfaffenhofen, wk)Der Mord vor 95 Jahren an 6 Menschen auf dem Bauernhof in Hinterkaifeck ist immer noch nicht aufgeklärt und bis heute ein Mysterium geblieben. Viele Spezialisten der Polizei haben sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder mit dem Fall befasst und versucht, Spuren zu verfolgen, doch alle endeten im Nichts, so dass der Mörder bis heute unbekannt geblieben ist.
Das Seniorenbüro hatte zu diesem Thema eingeladen und Reinhard Haiplik, Stadtrat und Heimatforscher, hatte sich in seinem Buch „Geheimnisvolle Plätze in der Hallertau“ auch mit diesem Thema befasst und er führte mit einem Referat in das Thema ein. Dabei ging er auch auf die verschiedenen Theorien um den Mord und den oder die Mörder ein. Angefangen von einem innerdörflichen Streit bis hin zu Vermutungen, es könnte sich um einen politischen Fememord gehandelt haben, ausgeführt von Freikorps-Soldaten in der unsicheren Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Denn die Soldaten der Freikorps hatten überall im Land geheime Waffenverstecke, da im Versailler Vertrag in Deutschland eine Bewaffnung verboten war. Es gab in Bayern sechs nachgewiesene Fememorde, darunter auch der am USPD-Politiker Karl Gareis in München. So wurde unter anderem eine Magd getötet, die ein geheimes Waffenlager entdeckt hatte. Alle Beobachtungen, die Dorfbewohner am Vortag des Mordes gemacht hatten, ließen alle möglichen Mordtheorien zu. Es fand sich sogar ein Sterbebildchen der getöteten Familie mit Beschimpfungen in einem Gesangsbuch in der Nähe von Regensburg, das später gefunden wurde und zu weiteren Theorien verleitete. Eine neue Theorie aus dem Jahr 2013 besagt, dass auf dem Bauernhof Flugzeugteile gelagert waren, die der Bauer wieder herausgeben musste, er sich aber weigerte die dazu gehörigen geheimen Unterlagen freiwillig herauszugeben und sich Soldaten der Freikorps deshalb an ihm und seiner ganzen Familie gerächt hätten. Auch zwei Brüder aus der Gegend von Karlskron gerieten in Verdacht, doch nachzuweisen war ihnen nichts.
Die Erzählungen Reinhard Haipliks machten Lust auf den dann aus dem 1981 gedrehten Film „Hinterkaifeck-Symbol des Unheimlichen“ vom Ingolstädter Amateurfilmer Hans Fegert und dabei wurde klar, weshalb Landrat Martin Wolf die ganze Zeit über mit im Publikum gesessen hatte: er selbst hatte als junger Mann in diesem Film die Rolle des Postboten gespielt, der die Überprüfung des Bauernhofes ausgelöst hatte, weil niemand die zugestellte Zeitung aus dem Fenster genommen hatte – auch die jetzige Gattin von Reinhard Haiplik hatte als Amateurschauspielerin in diesem Streifen als Magd mitgewirkt. Außerdem wurde die Dokumentation von Kurt Hieber gezeigt, der einen Einblick gewährt in die Welt der Geheimnisse, Ungereimtheiten, Widersprüche und Legendenbildungen rund um den Mehrfachmord, in dem Zeitzeugen und Nachkommen aus dem Dorf zu Wort kommen.
An der hohen Besucherzahl im Hofbergsaal zeigte sich, dass Hinterkaifeck mit zur Geschichte der näheren Umgebung gehört und wegen der ganzen mysteriösen Umstände der ungeklärten Morde immer wieder für Jung und Alt interessant ist.
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