Zum Ausruhen keine Zeit
(Stadelhof , rt)Max Weichenrieder trat nach 30 Jahren als oberster Landwirt im Kreis aus Altersgründen ab. Foto: Alfred Raths
Beenden, und zwar aus Altersgründen, musste Max Weichenrieder sein Amt als Pfaffenhofener Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) nachdem er dieses Amt drei Jahrzehnte bekleidete. Das bedeutet für ihn jedoch nicht, dass er untätig die Hände in den Schoß legen wird. Heutigen Samstag ist Weichenrieder übrigens 67 Jahre alt geworden.
Der Austrags-Landwirt aus Stadelhof feiert seinen Geburtstag wohl erst in den Abendstunden. Gratulanten werden ihn tagsüber nur am Mobiltelefon erreichen, denn er ist auf dem Feld, um die Hopfenanlagen herzurichten. Obgleich er seinem Sohn Bernhard vor eineinhalb Jahren den Betrieb übergeben hat, arbeitet der dreifache Vater und vierfache Großvater weiterhin mit viel Leidenschaft auf dem Hof mit - wenn er nicht gerade zur Jagd geht, eine weitere Passion des Jubilars.
Laut Satzung kam für Weichenrieder eine Wiederwahl bei der hiesigen Interessenvertretung der Bauern nicht mehr infrage. Denn er hat die Altersgrenze für Funktionsträger überschritten. Bei seiner Abschiedsrede auf der jüngsten BBV-Kreisversammlung blickte Weichenrieder durchaus mit einem Anflug von Wehmut noch einmal zurück auf eine bewegte Verbandsvergangenheit.
Landtagsabgeordneter und Bauernpräsident
Als Mitglied des Kreisvorstands im Ring junger Hopfenpflanzer nahm seine ehrenamtliche Tätigkeit ihren Anfang. 1982 folgte die Wahl zunächst zum stellvertretenden BBV-Kreisvorsitzenden, um dann 1987 an die Spitze zu wechseln. „Ich habe immer einen guten Rückhalt, nicht zuletzt durch meine Familie gehabt, um meine Aufgaben auszufüllen“, so Weichenrieder. Zudem zeichne ihn eine gewisse Gelassenheit aus, die notwendig sei, um den mitunter harten Auseinandersetzungen widerstehen zu können. Was er aber noch niemals in all den Jahren vertragen habe, seien persönliche Beleidigungen oder ideologische Glaubenskämpfe. „Aber auch realitätsfremde und populistische Attacken gegenüber unseren Bauernfamilien sind mir zuwider“, betont Weichenrieder. Diese Entwicklung bringe ihn ins Grübeln. Und noch eine andere Sache stoße ihm sauer auf: „Es reden so viele mit, die von Landwirtschaft keinen blassen Schimmer und das auch noch dazu weitab jeder Realität haben.“
Mit Blick auf die vergangenen drei Jahrzehnte zusammenhängender Verbandsarbeit als oberster Kreisbauer sagt Weichenrieder, der zudem sechs Jahre lang von 2002 bis 2008 CSU-Landtagsabgeordneter und ab 2002 auch zehn Jahre Präsident des oberbayerischen Bauernverbandes war: „Vorschriften, Auflagen, die gesamte Bürokratie hat ungeheuer zugenommen.“ Dies hänge auch damit zusammen, dass in der EU die Landwirtschaft als einziger Wirtschaftszweig vergemeinschaftet sei. „So etwas gibt es in keinem anderen Wirtschaftsbereich.“ Der Weg führe hin zu immer mehr Spezialisierung. „Aus gesellschaftlicher Sicht bedaure ich das. Aber es besteht eine wirtschaftliche Notwendigkeit dazu. Unsere Bauernfamilien müssen ja ihre Höfe weiterentwickeln und sich deshalb diesem Druck beugen.“
Landwirten gehen die Flächen aus
Ein Dorn im Auge bleibt Weichenrieder insbesondere der stetig zunehmende Bedarf an Ausgleichsflächen die über den Bedarf von Gewerbe- und Wohngebieten hinausgehen. Diese Flächen fehlten ja bei der landwirtschaftlichen Produktion wieder, was bei hier in der Region besonders zum Tragen komme. „Das kann auf Dauer nicht gut ausgehen. Irgendwann fehlen Grund und Boden zur Bewirtschaftung, dem ist der Landwirt so gut wie wehrlos ausgeliefert.“ Ein Ende dieser Entwicklung sehe er nicht. In diesem Umfeld werde die Produktion von Nahrungsmitteln nicht einfacher. Zudem stünden die Landwirte zunehmend im Fokus der Verbraucher, bei gleichzeitig immer globaleren wirtschaftlichen Verflechtungen der Lebensmittelkonzerne. Andererseits gebe es hierzulande bestens ausgebildete Hofnachfolger, wie sie praktisch in keinem andern Land Europas zu finden seien.
Kommunalpolitisch wird Weichenrieder, der seit 1978 Wolnzacher Marktgemeinderat und sei 1990 Kreisrat ist, weiterhin gestaltend tätig sein. Vielerlei Aufgabe zu erledigen hat er aber auch als Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer landwirtschaftlicher Wildhalter. An oberster Stelle werde jedoch nach wie vor seine Familie stehen – zum Ausruhen bleibe jedoch keine Zeit.
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