"Sauber g'nagelt" - Sigi Zimmerschied im Haus der Begegnung
(Pfaffenhofen,, )Wenn Sigi Zimmerschied angekündigt wird, werden Erinnerungen wach an seine Auftritte in den 70er Jahren, als er von der Bühne der "Drehleier", damals noch in der Münchner Balanstraße, Gift und Galle spuckte und gegen Schwarzes in allen Ausprägungen wetterte wie ein wild gewordener Rächer aus dem Passauer Scharfrichterhaus. Am vergangenen Donnerstag hat er im Haus der Begegnung da angeschlossen, wo ihn die Erinnerung gespeichert hatte.
Auf Einladumg der "Stachelbären" war er nicht zum ersten Mal nach Pfaffenhofen gekommen, und der mittlerweile 54jährige hat nichts von seiner Power und mächtigen Präsenz verloren, "Hirnrisse" heißt sein aktuelles, sein elftes Programm, in dem er die Menschen einteilt in "Nuller" bis "Zwölfer", je nach Anzahl der Nagel, die sie sich schon "sauber g'nagelt" durchs Hirn geschossen haben. Ausgehend von dieser "neuen Maßeinheit für Glück" raisoniert Sigi Zimmerschied über Gott und die Welt, zieht die "Eventgeneration" durch den trüben Kakao der Auslandseinsätze der Bundeswehr, wo mit Sanitätsköfferchen fremde Länder erobert werden, und beklagt bissig die Zeiten, in denen es "mehr fettleibige Kinder gibt als verhungernde".
Zwei Stunden lang riss Sigi Zimmerschied Freiräume in die Hirne, die es gewagt hatten, in den Theatersaal zu kommen, und seine unnachahmlich gesetzten Pointen hätten locker für die doppelte Zeit ausgereicht. Das Kabarett lebt noch, solange es Zimmerschied gibt, auch wenn seine Warnung vor "diesen Zeiten, in denen Kabarettisten durch Lachsäcke ersetzt werden", nicht unberechtigt ist.
Wer immer in Deutschland und Pfaffenhofen unter dem schmalen Schirm Kabarett auftritt, muss sich messen lassen. An Sigi Zimmerschied.
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