Wahlkampf mal anders!
(Rohrbach, Ein Kommentar von Harald Regler)Staatsministerin Ilse Aigner (mi.) Landrat Martin Wolf (li.) wagten gemeinsam mit der Geschäftsführerin von Contentserv Patricia Kastner und dem CSU-Landtagsabgeordneten Karl Straub einen Blick in die digitale Zukunft.
Ja, es ist Wahlkampf. Und doch wieder auch nicht. Man kennt das – wenn in Bayern auf kommunaler Ebene um Stimmen gekämpft wird, dann stehen immer die Granden der CSU an vorderster Front. Auch Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf wirbt derzeit fleißig um Zustimmung, und so ist der Wirtschaftsdialog, bei dem Staatsministerin Ilse Aigner Unternehmern und Mittelständlern Rede und Antwort stand, vor allen Dingen unter dieser Prämisse zu betrachten. Und doch auch wieder nicht. Es war die Digitalisierung und damit letzten Endes auch die Zukunftsfähigkeit, die dabei fast ohne die übliche Wahlkampfrhetorik im Zentrum der Diskussion stand.
Immer schneller scheint sich die Welt zu drehen, dabei ist es nicht immer einfach, Schritt zu halten. Sprach man gestern vom Internet als der Revolution, so sind es heute Begriffe wie „Industrie 4.0“, „autonomes Fahren“ oder „individualisierte Medizin“. Von den Zeiten eines 56-K-Modems ist man mittlerweile Lichtjahre entfernt. Dabei wird die Entwicklung auch nach der dritten Welle der Digitalisierung nicht beendet sein. Im Gegenteil, schon jetzt kann man sehen, wie sehr die vernetzte Welt die Wirtschaft verändert. Ein Prozess, bei dem man aber trotz allen Fortschritts erst am Anfang steht und dennoch auch zusehen muss, nicht abgehängt zu werden.
„Es geht um die Frage, was auf der ‚Autobahn Bayern‘ passiert.“ Ein Satz von Staatsministerin Aigner, der ziemlich genau den Kern des Problems trifft. Man könnte es wohl auch anders formulieren: Sitzt man noch selbst am Steuer – oder ist man vielmehr ein vom Fortschritt Getriebener? Getrieben ist man in Bayern sicherlich nicht. In vielen Bereichen ist der Freistaat führend. So stellen die Digitalen Gründerzentren und auch die neu ausgelobten Professuren Meilensteine dar. Dennoch muss an dieser Stelle auch die Frage stehen, ob die Politik ganz generell die Rahmenbedingungen in einer sich ständig ändernden Zeit setzen kann. Sie kann nicht nur – sie muss!
Digitalisierung ist kein Projekt, das mal ebenso im Vorbeigehen verwirklicht wird, sondern es reicht heute schon in alle Lebensbereiche hinein. Und so ist auch klar, dass die Digitalisierung eine der wohl größten Herausforderungen der kommenden Jahre sein wird. Ob dabei die richtigen Antworten auf die offenen Fragen – wie etwa die nach der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium, der beruflichen Aus- und Weiterbildung oder auch immer wieder nach der Datensicherheit – gegeben werden, zeigen die kommenden Jahre.
Eines aber machte Landrat Martin Wolf in diesem Zusammenhang am Ende sehr deutlich: Die Digitalisierung ist ein Thema, eine Herausforderung, der man sich stellen muss, der man aber nicht mit plumper Wahlkampfrhetorik begegnen kann. Und so bemüht Wolf selbst nicht die sonst üblichen markigen Sprüche, sondern orientiert sich in seinem Wahlkampf an Sachthemen. Aus Sicht der schnelllebigen Medien mag dies vielleicht am Ende des Tages langweilig erscheinen, doch zeugt dieser Umgang mit der Thematik eben auch von Seriosität.
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